Was heißt hier vegan?

Essen In Chips und Saft sind Tiere versteckt. Verbraucherschützer fordern daher eine bessere Kennzeichnung. Sie zeigen mit ihrem Vorschlag aber auch ein Dilemma der Veganer
Ausgabe 16/2013
Was heißt hier vegan?

Foto: Mario Tama / Getty

Dürfen Tierfreunde Chips essen und Saft trinken? Viele Vegetarier müssten zumindest Bauchschmerzen haben: Säfte werden oft mit tierischer Gelatine geklärt, Chips können Aromen vom Tier enthalten. Auf der Verpackung ist davon nichts zu lesen. Betrug am Konsumenten?

Die Verbraucherorganisation Foodwatch, der Vegetarierbund und die vegane Gesellschaft Deutschland fordern eine klare Kennzeichnung auf Produkten. Zudem sollen die Begriffe „vegetarisch“ und „vegan“ rechtlich geschützt werden. Rund 65.000 Bürger unterstützen diese Forderung und haben an Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner geschrieben. Anfang des Monats haben die drei Organisationen nachgelegt – und einen Gesetzentwurf präsentiert. Ihre Forderungen sind sinnvoll, denn sie dienen der Transparenz und dem Tierschutz. Gleichzeitig verweisen sie auf ein Dilemma der Veganer: Auch wer sich noch so bemüht, eine Ernährung ohne jegliches Tierleid ist unmöglich.

Aufgeführt werden sollen künftig nicht nur die Zutaten, sondern auch technische Hilfsstoffe, die zur Herstellung genutzt werden – etwa Gelatine vom Tier zum Klären von Säften. Dabei gibt es Alternativen, auf Tier kann und sollte verzichtet werden. Wer aber in der Logik bleibt und nicht nur Zutaten beachtet, sieht auch: Lebensmittel werden auf der Straße transportiert, das kostet Hunderte Insekten das Leben. Ist das dann noch vegetarisch?

Jeder veganen Schokolade eine eigene Fabrik?

Irreführung der Verbraucher ist schon heute verboten – also etwa ein als „vegetarisch“ oder „vegan“ gelabeltes Hähnchen. Eine rechtsverbindliche Definition der zwei Begriffe fehlt aber. Die werde nun von der EU-Kommission erarbeitet, erklärt das Bundesverbraucherschutzministerium. Wegen des EU-Binnenmarkts ist das im Prinzip auch sinnvoll. Leicht ist das aber nicht.

Was ist beispielsweise mit der Marzipan-Schokolade von Ritter Sport? Milch gehört zwar nicht zu den Zutaten, dennoch können Reste enthalten sein, weil in der gleichen Fabrik auch andere Schokoladen hergestellt werden. Ritter Sport wendet sich in der Werbung dennoch an „Freunde veganer Schokolade“.

Nun mag man Bedenken wegen „Verunreinigung durch Kreuzkontamination“ für kleinlich halten. Es gibt jedoch Veganer, die ekeln sich vor solchen Produkten. Deshalb sollte die Herstellung auf der Verpackung erläutert werden – ohne dass man das künftige „vegan“-Siegel wegen minimaler Milchreste aberkennen müsste. Wenn jede vegane Schokolade ihre eigene Fabrik braucht, wird sie nur teurer und große Firmen verzichten vielleicht ganz darauf. Den Tieren ist dadurch nicht geholfen.

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