Argumente gegen Rassismus, Islamfeindlichkeit

Anti-Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“ so lautete der Titel des meistverkaufen Sachbuchs der vergangenen Jahre, Autor war der neoliberale Bundesbanker Thilo Sarrazin.

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Das Buch, eine Kampfschrift für neoliberale Reformen, richtete sich nicht nur mit nicht belegten Thesen gegen türkisch- und arabischstämmige Menschen in Deutschland, auch die Unterschicht wurde zum Ziel der Hetze.

In dem Buch kamen nicht nur die üblichen Thesen der Integrationsunwilligkeit vor, das ganze wurde bereichert um nationalistische Theorien von Rassen, Genen und Intelligenz, Thesen die kein Politiker abseits der extremen Rechten in den letzten Jahren mehr offen ausgesprochen hat. Das die von Sarrazin verwendeten Zahlen und Statistiken wenig mit der Realität zu tun haben, wird deutlich durch die Widersprüche wenn er aus einer “Statistik” für die gleiche Gruppe auf wenigen Seiten verschiedene Wahrscheinlichkeiten präsentiert, auch seine Aussage „Wenn man keine Zahl hat, muss man eine schöpfen, die in die richtige Richtung weist, und wenn sie keiner widerlegen kann, dann setze ich mich mit meiner Schätzung durch,“ macht die Realitätsferne deutlich. “Anti-Sarrazin – Argumente gegen Rassismus, Islamfeindlichkeit und Sozialdarwinismus” von Sascha Stanicic ist eine Antwort auf Sarrazins Buch und die gesamte Ideologie, die hinter dem Werk steckt.

Marxistische Antwort auf Sarrazins Thesen

Das Stanicic nicht vortäuschen möchte, er würde sich neutral mit Sarrazin auseinandersetzen, macht schon der Titel deutlich. Die Kritik an Sarrazin trägt dabei ganz erkennbar marxistische Züge, so schreibt er in der Einleitung: “Wir leben in einer Klassengesellschaft, in der die unterschlichen Klassen unüberbrückbare Interessengegensätze trennen.” In diesem Kontext ist es nachvollziehbar, dass dieses Buch nicht nur die rassistischen Argumente aufgreift und diese widerlegt, sondern sich mit der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung im Zuge der neoliberalen Politik auseinandersetzt.

Stanicic macht deutlich, dass die Funktion des Rassismus der Spaltung der Arbeiterklasse, wie er die arbeitende und erwerbslose Bevölkerung nennt, dient. Er zitiert eine Positionierung der Linken, als richtige Antwort auf den Umgang mit Spaltungstendenzen anhand von Religion und Herkunft. “Wir stellen außerdem fest, dass es der Mehrheit der Menschen in diesem Land, unabhängig von ihrer Herkunft, Religionszugehörigkeit, Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrem Geschlecht, nur besser gehen wird, wenn wir Spaltungen überwinden und uns gemeinsam und solidarisch für eine Gerechte Verteilung des Reichtums in Deutschland einsetzen. Der einzige wirkliche Gegensatz in diesem Land besteht zwischen Oben und Unten,” heißt es in der Stellungnahme, die Stanicic als richtig ansieht.

Er kritisiert Gewerkschaften und linke Gruppen allerdings dafür, dass diese die Gemeinsamkeiten und den gemeinsamen Punkt nicht stark genug betont haben, sondern von der Notwendigkeit dieser Debatte sprachen. Eine Debatte, die als vorher nicht möglich zu führen dargestellt wurde, obwohl es sich bei der Debatte um keinen Tabubruch handelt, sondern um eine verschärfte Fortsetzung der alltäglichen Diskriminierung von Millionen Menschen in Deutschland, die durch solche Debatten nur verschärft wird. Er betont das Potential von gemeinsamen Widerstand, der dazu dient Vorurteile und Rassismen abzubauen, vergisst aber, dass solche Wirkungen Zeit brauchen um den “vom System geförderten Rassismus” abzubauen.

Stanicic widerlegt die bei vielen Linken durchaus vorhandene Religionsfeindlichkeit mit Zitaten von Marx und Lenin. Marx berühmtes Zitat: “Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.
Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks: Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf.” Darf in einem solchen Kontext natürlich nicht fehlen. Stanicic beschreibt die Notwendigkeit einer Solidarisierung mit religiösen Personen, wenn diese wegen ihrer Religion angegriffen werden, wie auch die Notwendigkeit des Kampfs gegen rechte religiöse Gruppen, welche Gruppen dabei als rechte und welche als linke Gruppe gelten, bleibt dabei unbenannt. Die Frage der gemeinsamen Aktionen von religiösen ArbeiterInnen mit Sozialisten bleibt missverständlich im Kontext mit rechten politischen Gruppen, Stanicic hätte in diesem Kontext eine Aktionsfront von unten betonen können, die sich gegen rechte Parteiführungen richtet.

Das Werk im Gesamten stellt eine gute Antwort auf rassistische Argumentationen dar, die Verknüpfung und Verdeutlichung von Sarrazins antimuslimischen wie auch seinen sozialdarwinistischen Argumenten gelingt dem Autor. Die Potentiale, die ein gemeinsamer Kampf gegen Rassismus bringen kann, werden vom Autor gut dargestellt, wenn auch die Überleitung zur sozialen Frage nach solchen Kämpfen etwas schnell wirkt. Eine Leseempfehlung für alle, die sich mit der marxistischen Antwort auf aktuelle Rassissmen auseinandersetzen wollen.
Das Werk “Anti-Sarrazin: Argumente gegen Rassismus, Islamfeindlichkeit und Sozialdarwinismus” kann man hier bestellen!

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