Kranke in Libyen bleiben ohne Versorgung

Libyen/Gesundheitssystem. WHO: Bereits ausgerottete Seuchen wie Malaria und Kinderlähmung sind wieder auf dem Vormarsch. In den Kliniken mangelt es an allem.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schlägt wegen des sich zunehmend verschlechternden libyschen Gesundheitssystems Alarm. Dr. Syed Dschaffar Hussein sagte dem LibyaHerald: „Tödliche Seuchen, die seit Jahrzehnten in Libyen nicht mehr auftraten, sind zurückgekehrt. Eine der Ursachen ist auch die Migration aus Westafrika. Malaria, seit mehr als zehn Jahren ausgerottet, ist ebenso wieder auf dem Vormarsch wie Kinderlähmung.“[1]

Laut der WHO haben alle 98 Krankenhäuser und 1.600 Geundheitszentren sowie alle anderen Gesundheitseinrichtungen mit massiven Problemen zu kämpfen. Es fehlt an Infrastruktur, medizinischer Ausrüstung und Medikamenten ebenso wie an der Stromversorgung, sauberem Wasser und medizinischem Personal. Nur vier der 98 Kliniken können wenigstens 75 Prozent ihrer Leistung erbringen, 17 Kliniken mussten aufgrund der gewalttätigen Auseinandersetzungen geschlossen werden und 25 arbeiten unterhalb eines Viertels ihrer Kapazitäten. Auch das Gesundheitszentrum von Tripolis, das größte des Landes, kann nur mit halber Kraft arbeiten. Die Hauptursache ist das fehlende Personal. Für die Gehälter ist kein Geld da. Ausländisches und einheimisches Personal verlässt das Land. Hussein: „Die Regierung gibt für das Gesundheitssystem kein Geld aus.“

Weiter sagte Hussein, dass Libyen nicht mit Ländern wie Jemen oder Afghanistan verglichen werden könne, die von Natur aus arm sind. Die WHO und die UN hätten letztes Jahr eingefrorene libysche Gelder in Milliardenhöhe freigegeben. Diese sollten zur Finanzierung des Gesundheitssystems eingesetzt werden.

Hussein kritisierte die Libysche Zentralbank: Die Bank müsse mehr tun, um den Geldfluss zu gewährleisten. „Wenn man für einen Patienten kein Insulin mehr hat oder bei einer ernsten Erkrankung nicht operieren kann, müssen die Patienten sterben.“

Wie der Libyaherald in einem weiteren Artikel[2] mitteilt, wurde in Ghat gegen die Schließung der Frauenklinik demonstriert.Wegen mangelnder Versorgung müssten Frauen und Babies sterben. Die Schließung erfolgte wegen Ärztemangels, ständigen Unterbrechungen in der Stromversorgung und defekter medizinischer Geräte. Schwangere müssen nun in das 360 Kilometer entfernte Ubari reisen, um eine medizinische Betreuung zu erhalten. Die Klinik von Ghat versorgte 30.000 Menschen, auch aus dem Umkreis der Stadt. Das nächstgelegene Krankenhaus ist in al-Awinat (125 km entfernt) und befindet sich in einem ebenso schlechten Zustand wie das von Ghat.

Man muss es immer und immer wieder sagen: Diese Misere ist nicht von selbst vom Himmel gefallen, sondern in Form der NATO-Bomben, die 2011 auf Libyen abgeschmissen wurden. Libyen war bis 2011 das Land mit der besten Gesundheitsversorgung des afrikanischen Kontinents. Die NATO, der Westen und seine Verbündeten müssen angeklagt werden des tausendfachen Mordes an der libyschen Zivilbevölkerung! Nicht Saif al-Islam gehört vor den internationalen Gerichtshof in Den Haag, sondern Obama, Clinton, Cameron und Sarkozy – um nur die schlimmsten Kriegsverbrecher beim Namen zu nennen!
Welche Krokodilstränen weinte der Westen um die Kinder in Aleppo, während die Kinder in Sanaa oder Tripolis keine Erwähnung wert sind!


[1] www.libyaherald.com/2017/07/15/libyan-health-service-in-crisis-and-worsening-fast-says-uns-who/

[2] www.libyaherald.com/2017/07/15/power-cuts-and-no-doctor-force-ghat-maternity-unit-shutdown/

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

Angelika Gutsche

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden