Alleinerziehend; stressiger Alltag

Alltagsbewältigung Kinder, Arbeit, Wohnung; alles unter einen Hut zu bekommen, ist nicht zu schaffen, wenn man perfektionistisch veranlagt ist.

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Der Wecker klingelt um 4.30, Frühstück zubereiten, schnell noch eine Waschmaschine anstellen, Spülmaschine ausräumen, Kinder wecken, anziehen und zur Schule bringen, selber schnell zur Arbeit hetzen, unter Hochdruck bis zum frühen Nachmittag die Arbeit von eineinhalb bis zwei Fachkräften erledigen, wieder zurück zur Schule um die Kinder abholen….Alleine das Lesen dieser kleinen Auflistung verursacht Stress und doch ist es nur ein kleiner Ausschnitt einer/s Alleinerziehenden.

Die unendlichen Stunden des Zuhörens, Tröstens, Pflegens und Spielens fehlen noch gänzlich. Nicht umsonst lässt sich das Leben einer Alleinerziehenden mit einem Dampfkochtopf vergleichen. Manchmal ist der Druck so hoch, dass man das Gefühl hat, gleich zu platzen.

Ab und an mit einer guten Portion Stress zu leben, mag unumgänglich sein, zumal er auch als Motivator für herausragende Leistungen dienen kann. Doch anhaltender Stress ist destruktiv, verursacht schlechte Laune und macht letztlich krank. Laut Dr. Stöppler werden die negativen Folgen sichtbar, „wenn Stress uns überfordert oder wir falsch damit umgehen.“ Hier ist ein tägliches Stressmanagement unabdingbar. Wer dieses in Angriff möchte, muss sich die täglichen Stresspotentiale bewusst machen.

tägliche Stressauslöser

  • Hausarbeit

Mit Kindern bleibt oft das Gefühl zurück, der Arbeit hinterher zu rennen; egal welcher Raum betreten wird, überall wirkt es unaufgeräumt; das verursacht Stress.

  • Arbeitsplatz

Wenn Spannungen und Konflikte mit den Kollegen oder dem Arbeitgeber vorliegen, verursacht dies genauso Stress, wie überhöhte Erwartungen des Chefs.

  • Finanzielle Belastungen

Geldsorgen gehören heute mehr denn je zum Alltag einer Alleinerziehenden. Schule, Kindergarten, Kleidung, Wohnung und Nahrung; da bleibt für einen selber kaum noch etwas übrig.

  • Kommunikation

Mangelnde oder schlechte Kommunikation erzeugt Stress und zwar nicht zu knapp. In dem Buch Survival Strategies for Couples heißt es: „Sowohl leicht gestresste Paare . . . als auch feindselige machen für Streit vor allem fehlende Kommunikation verantwortlich.“ Dies lässt sich auch auf die Kommunikation mit Kindern, Arbeitgebern, Kollegen und Verwandten ausweiten.

  • Krankheit

Nichts bringt den täglichen Tagesablauf mehr durcheinander, wie eine plötzliche Krankheit. Handelt es sich nur um eine Grippe, normalisiert sich schnell das Leben wieder, doch bei ernsteren Krankheiten steht die kleine Familie erstmal Kopf; Stress pur.

Wer sich seines Stresslevels bewusst ist und akzeptiert, dass es so nicht weitergehen kann – allzu oft endet dauerhafte Überforderung in einem Burnout – kann gegensteuern. Zugegeben, das ist leichter gesagt, als getan. Wenn abends die letzten Äuglein nach einer Gutenachtgeschichte zu sind, ist einfach die Kraft nicht mehr da, um weitreichende Entscheidungen über das eigene Leben zu treffen. Doch ohne Umdenken geht es nicht, je früher umso besser.

Jeder, der einen Schwellbrand erkennt, löscht das Feuer sofort; schließlich ist das viel einfacher, als einen Flächenbrand unter Kontrolle zu bekommen. Doch wo setzt man Lösungen an? Eine Möglichkeit wäre die Dinge, die für jeden persönlich am einfachsten umzusetzen sind, zuerst in Angriff zu nehmen und das Ergebnis genau zu beobachten. Die daraus resultierende Freude gibt Motivation für größere Veränderungen.

Lösungen

  • Hausarbeit gemeinsam in Angriff nehmen

Der eigene Haushalt ist sehr geduldig – er läuft nicht weg. Im Gegenteil, er wächst und gedeiht. Doch wird das Chaos immer von mehreren Personen verursacht, wohingegen meist nur einer – die Mutter oder der Vater – dieses wieder beseitigt. Viel einfacher wird es, wenn Kinder von Anfang an in die Hausarbeit mit einbezogen werden. Wenn sie klein sind, legen sie vielleicht abends nur ordentlich ihre Anziehsachen und die Schuhe weg; doch je größer sie werden, umso vielfältiger können die Aufgaben werden. Hier geht es jedoch nicht darum, einfach Arbeiten zuzuweisen. Kinder spüren, wenn sie geliebt und gebraucht werden. Gleichzeitig lernen sie, ein gutes Gefühl für Arbeit zu bekommen und sind stolz darauf, von ihrer Mutter gelobt zu werden. Zugegeben, aller Anfang ist schwer, doch das Ergebnis kann sich schon nach wenigen Wochen sehen lassen.

Ebenfalls lässt sich Zeit beim Kochen einsparen. Hier geht es nicht darum, Fastfood auf den Tisch zu bringen, sondern qualitativ hochwertig und doch einfach zu kochen. Eintöpfe und Aufläufe sparen Zeit und Geschirr, lassen sich einfrieren und als komplette Mahlzeit wieder Auftauen. Dies gilt auch für Suppen. Mit einem krossen Brot schmecken sie direkt noch mal so lecker.

  • Arbeitsplatzsituation optimieren

Wer das Empfinden hat, sich aufzureiben, leidet meist still; dadurch steigt der Stresspegel. Viel besser ist es, nicht nur mit den Arbeitskollegen ein offenes Gespräch zu führen, sondern auch mit dem Arbeitgeber. Wenn er nicht weiß, wo Probleme liegen, lässt sich auch nichts dagegen tun. Entscheidend bei einem Gespräch ist der gute Ton; wer Gelassenheit an den Tag legt, bleibt objektiv und ist in der Lage, eine offene Konfrontation erst gar nicht entstehen zu lassen. So versteht ein Arbeitgeber vielleicht, dass man erfolgreicher arbeitet, wenn weniger Druck auf einem lastet.

  • Finanzielle Belastungen verringern

In Einelternfamilien muss man lernen, mit dem Lebensnotwendigen zufrieden zu sein. Zugegeben, das ist nicht immer einfach. Wer möchte sich nicht gerne einmal neue Kleidung, einen netten Kinoabend oder gar ein anderen Auto gönnen? Letztlich geht es darum, Wünsche und Bedürfnisse auseinander zu halten und so auch den Kindern Sparsamkeit vorzuleben, ohne dabei unglücklich zu sein. Wenig zu besitzen bedeutet nicht, keine Freude zu haben.

Manchmal reicht es schon, den Horizont ein wenig zu erweitern. Tauschbörsen, Picknick am Wasser oder im Wald, Spatziergang mit Freunden oder ein lustiger Spielabend; der richtige Blickwinkel sorgt letztlich für Glück im Leben.

Wer hoch verschuldet ist, muss mit den Sorgen und Problemen nicht alleine zurechtkommen; Schuldnerberatungen leisten hier gute Hilfe. Auch der Bundesverband der alleinerziehenden Mütter und Väter e.V. gibt wertvolle Tipps. Den ersten Schritt zu gehen kostet Überwindung, doch jeder einzelne zurückgelegte Schritt führt über mehrere Wochen zum Ziel.

  • Kommunikation Eltern/Kind

Nicht zu reden, oder gar zu diskutieren, ist auf den ersten Blick schnell und einfach. Ausschließliche Effektivität hat Eltern und Kinder jedoch noch nie weitergebracht, ohne Emotionen funktioniert das Leben nicht. In der heutigen stressgeplagten Welt ist gute Kommunikation wichtiger denn je. Doch dafür braucht es Zeit und Ruhe, ansonsten öffnen Kinder sich nicht. Wenn sie das Empfinden haben, dass Mama oder Papa genervt ist (und Kinder denken dann schnell, dass es an ihnen liegt), schweigen sie.

Zum Reden gehört in erster Linie das Zuhören, das fällt nach einem harten Tag zugegebenerweise nicht jedem leicht. Doch während einer gemeinsamen Malzeit sinkt der Stresspegel, sodass man sich gemeinsam unterhalten kann. Kinder genießen es, zusammen am Tisch zu sitzen und zu reden. Als Elternteil ist es dann wichtig, Blickkontakt her zu stellen, Mitgefühl zu zeigen und interessante Fragen zu stellen. So fühlt das Kind sich geliebt und geborgen, eine wunderbare emotionale Bindung entsteht. Allerdings muss man manchmal buchstäblich nach Gelegenheiten suchen, um gemeinsam zu sprechen.

  • Humor

Das erste, was bei Alleinerziehenden oft zu kurz kommt, ist der Humor. Dabei ist Lachen so gesund. Nicht nur für den Körper, sondern auch für die Kinder und das eigene Ich. Humor entspannt, man sieht die Dinge lockerer und überträgt dies auch auf sein Umfeld. Wer mit seinem gerade noch gestressten Kind einen Scherz macht, wird nicht lange auf die ersten Lacher warten müssen.

  • Krankheiten akzeptieren

So manche Krankheit begleitet das tägliche Leben, seien es Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Autoimunerkrankungen. Auch kann so manche Frau ein Lied über PMS (Prämenstruelles Syndrom) singen. Hier sei nur erwähnt, dass es besonders wichtig ist, ein Stressmanagement zu führen, da PMS durch Stress noch intensiviert werden kann. Alkohol und Koffein verstärken ebenfalls die Symptome.

Zu hadern macht auf Dauer schwermütig und belastet das eigene Leben. Das bedeutet nicht, immer mit guter Laune durch die Gegend zu laufen, sondern Prioritäten richtig zu setzen.

  • Hilfe annehmen und akzeptieren

Ohne Freunde und Familie ist alles viel schwerer, geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid. Auch Helfernetzwerke mit Gleichgesinnten sind eine tolle Sache, wenn man keines findet, ist das nicht schlimm. Vielleicht besteht die Möglichkeit, selber solch ein Netzwerk ins Leben zu rufen.

Ausblick

Der Alltag von Alleinerziehenden hat es in sich, was sie leisten, verdient größten Respekt. Jeder Einzelne hat vielleicht das Empfinden, sich auf eine Olympiade vorzubereiten. Doch beim Üben werden nicht jeden Tag Rekorde aufgestellt, im Gegenteil; Schritt für Schritt wird der Körper fit gemacht. Kinder alleine groß zu ziehen gleicht auch einer Olympiade. Doch wer möchte am Ende nicht mit Freude durchs Ziel laufen? Dafür ist Ausgeglichenheit, Ruhezeiten und richtiges Prioritätensetzen nötig, sonst gibt der Körper wegen Überanstrengung auf.

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