Sicher ist Sicherheit nicht sicher

Sicherheitsgedanken Geborgenheit, Ruhe, Frieden, Freiheit, sorgenfrei....glücklich, zufrieden - Harmonie

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Was bedeutet Sicherheit? Das mag schon jeder Einzelne anders bewerten. Für Jemanden, der sich auf der Flucht befindet – mit den wenigen Habseligkeiten am Leib, die er tragen kann – bedeutet Sicherheit, sein eigenes Leben zu retten. Wer – wie in Deutschland zum Beispiel – zu den wohlbehütet Aufgewachsenen gehört, versteht unter Sicherheit ein auf lange Sicht gutes Einkommen, Gesundheit und eine abgesicherte Rente.

Sicherheit contra Gefahr

Doch wie kann das Gefühl der Sicherheit überhaupt entstehen? Letztlich kennt Sicherheit nur, wer Unsicherheit erlebt hat. Ein bisschen Sicherheit gibt es nicht. Entweder man fühlt sich sicher, oder nicht. Gefahr kann über jemandem schweben, wie ein Damoklesschwert – die Angst ist spür- und greifbar. Sicherheit dagegen ist vorhanden oder auch nicht.

Es bereitet schon Sorge, nur an Gefahr und Angst zu denken. Daher wird Sicherheit in einem Wörterbuch auch mit „höchstmögliches Freisein von Gefährdungen“ wiedergegeben. Um latente Sorgen zu umschiffen, wurden letztlich Kunstbegriffe geschaffen, die Sorglosigkeit vermitteln sollen, obwohl sie nicht vorhanden ist. So wird von trügerischer Sicherheit oder relativer Sicherheit gesprochen; Paradoxen, die es nicht gibt. Sicherheitsbedenken suggerieren dann schon eher den Anflug von Gefahr – sie ist einfach nicht mehr zu verbergen. Innenminister Hans-Peter Friedrich hat dann auch den Vogel abgeschossen, indem er Sicherheit zum Supergrundrecht auserkor. Ja wenn es doch so einfach wäre!

Unsicher durch Thema Sicherheit

Interessanterweise werden viele Menschen unsicher, wenn sie erklären sollen, was für sie Sicherheit ist; so geschehen bei einem Projekt der Uni Witten/Herdecke. Was die schlimmste mögliche Gefahr für jemanden wäre, konnte schon einfacher beantwortet werden. Hier wird deutlich, dass Sorgen jederzeit abrufbar sind, doch sich wirklich sicher zu sein, ist schwer. Auf die Frage, wer denn für Sicherheit verantwortlich ist, wurde immer wieder auf die Politik Bezug genommen. Ist das wirklich so? Oder trifft die nachdenkliche These von einigen Wenigen zu, wonach jeder Einzelne für Sicherheit sorgen muss.

Soll das eigene Leben geschützt werden, findet diese Ansicht fast instinktiv Anwendung. Wer klettert, besorgt sich eine Schutzausrüstung, das Motorradfahren ohne Helm und Schutzkleidung wird schlichtweg als Leichtsinn bezeichnet, und jeder erwartet auf einen Schiff genügend Rettungsboote. Jeder ist sich selbst der Nächste findet beim Thema Sicherheit mit Bravour Anwendung, doch dem Nächsten näher zu sein wie sich selber, scheint fast unmöglich.


Letztlich fängt die Sicherheit in der Einstellung jedes Einzelnen an. „Wird dir die Last nicht zu schwer?“ wurde in Indien ein Mädchen gefragt, das einen kranken Jungen auf den Schultern trug. Da antwortete das Mädchen: „Das ist keine Last, das ist mein Bruder.“ (Aus ›Blätter, die uns durch das Jahr begleiten‹)

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