NSU-Fahndungsfotos in Tatort und Küstenwache

Aktenpanne Eine öffentlich rechtliche Realsatire in der Fotos von realen Rechtsterroristen als Vorlage für muslimische Terroristen herhalten.

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Pikante Details:NSU Fahndungsfotos in Tatort und Küstenwache (inklusive Screenshots)

Die Rechtsterroristen Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe zogen seit dem Jahr 2000 mordend durch die Republik, überfielen Banken und machten an der Ostsee Urlaub. Sie standen im Visier mehrerer Geheimdienste, ihr Umfeld war mit V-Leuten durchsetzt und derzeit wird von Seiten der Verantwortlichen in Politik und den Behörden alles daran gesetzt die Aufklärung der rassistischen Mordserie und die möglichen Verwicklungen bundesdeutscher Behörden zu behindern. Am Rande der Berichterstattung über den sogenannten "Strudel der Aktenpannen" (Die Welt) machten zwei bizarre Meldungen die Runde.

Fahndungsfotos der Terroristen konnten im Jahr 2001 und 2004 von Millionen Menschen im Öffentlich Rechtlichen Fernsehen betrachtet werden. Ein Fahndungsfoto von Uwe Mundlos ist nach Angaben des WDR " im Jahr 2001 ohne irgendeine Absicht und versehentlich" in der "Tatort"-Folge "Bestien" aufgetaucht. Eine Praktikantin habe nach Angaben des damaligen Requisiteurs die "Fantasie-Akten" aus Archivmaterial zusammengestellt und angenommen, dass es sich um das Foto eines Mitarbeiters der Filmcrew gehandelt habe:

"Auf der zweiten Akte wird ein Sexualverbrecher gezeigt, unten drei Fotos, die einen Schauspieler zeigen, sie sind gestellt. Oben links aber ein echtes Fahndungsfoto: Es zeigt Uwe Mundlos. Wie kommt das Foto von Uwe Mundlos in einen "Tatort"? Das Schwarzweißbild war am 20. Februar 1998 vom Landeskriminalamt Thüringen veröffentlicht worden. Das LKA fahndete damals nach Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe wegen "Vorbereitung eines Sprengstoffverbrechens im Bereich Jena". Die drei waren kurz zuvor untergetaucht. Einen Tag später berichtete die "Ostthüringer Zeitung" über die Fahndung und veröffentlichte neben den Fotos von Böhnhardt und Zschäpe auch das Bild von Mundlos. Das BKA stellte den Fahndungsaufruf wenig später auf seine Internetseite, so steht es im Bericht der Schäfer-Kommission, die vom Thüringer Innenministerium eingesetzt worden ist,um die Arbeit der Sicherheitsbehörden im Zusammenhang mit dem NSU zu überprüfen.Doch ein bundesweit beachteter Fall war das damals nicht: Ein Bericht in der "Tageszeitung", der SPIEGEL nannte die drei Untergetauchten im März 2000 als Beispiel für die zunehmende Gewaltbereitschaft in der rechten Szene.Das Fahndungsfoto von Mundlos allerdings erschien nicht." (SPON)

Einen Tag später wurde der der nächste TV-Serien Auftritt der NSU bekannt:

"Am 10. März 2004 strahle das ZDF eine Folge der Serie "Küstenwache" aus, sie hieß "Gegen die Zeit". Auch in diesem Fall tauchen in einer Pseudo-Akte Fotos von real gesuchten Verbrechern auf: die NSU-Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Die Männer, die 2011 tot in einem Wohnwagen gefunden wurden.Neben Böhnhardt und Mundlos taucht übrigens noch ein drittes Verdächtigen-Bild in der Akte auf. In diesem Fall ist allerdings nicht das Foto, sondern der Name das Entscheidende:"Barbara Schöneberger".Wie es zu dem Namen "Barbara" gekommen sei,wisse man ebenfalls nicht,sagte ZDF-Sprecher Gruhne. Der durchgängige Rollenname sei "Claudia Schöneberger" gewesen,auf dem Foto war demnach auch die Darstellerin abgebildet, eine Frau namens Claudia Mehnert. Der Fall war dem Sender schon seit längerem bekannt,die entsprechende Stelle befinde sich heute nicht mehr auf dem Sendeband,sagte Gruhne. "Sie wurde bereits vor einiger Zeit, nachdem es einen ersten entsprechenden Hinweis gab, entfernt. "(SPON)

Was SPON verschweigt sind mehrere Details, die verdeutlichen, dass der Schöpfer dieser Requisite äußerst kreativ vorging und nicht nur die Fotos des Thüringer Fahndungsplakats sondern auch die Beschreibungen der Gesuchten übernahm, Einzelheiten veränderte und die genauen Geburtsdaten der Zwickauer Terroristen verwendete, obwohl diese Information auf den Fahndungsaufrufen (1998) des Thüringer LKA nicht zu finden sind.

In der Filmszene durchsuchen Mitarbeiter der Küstenwache einen Haufen verstaubter (!) Akten über "terroristische Gruppierungen, die als Käufer für Biogifte in Frage kommen". Die Überschrift der Filmakte: "Vorbereitung von biologischen Kampfstoffen" ist dem Fahndungsaufruf des Thüringer LKA von 1998 nachempfunden: "Vorbereitung eines Sprengstoffverbrechens". Darunter folgt ein Bild von Uwe Böhnhardt, sein Geburtsdatum, sein Geburtsort (im Original sein letzter Aufenthaltsort Jena), sowie die exakte Personenbeschreibung seiner Person vom Fahndungsaufruf des LKA Thüringen. Lediglich der Name Böhnhardts wurde gegen den Namen Christian Köster ausgetauscht, der Figur eines getöteten Bundeswehrsoldaten, der in dieser Episode Giftfässer aus einem Bundeswehr Depot gestohlen und Kontakte zur RIG ["Radikal Islamistischte Gruppierung"] hatte. Am Rande bemerkt: die Arbeit des Küstenwache Teams wird in der Folge von einem Beamten des LKA behindert, der das Vergehen des Soldaten aufklären soll und dessen Akte beim Bund ursprünglich unter Verschluss stand. Wie im echten Leben.

Unter dem Foto von Böhnhardt folgt nach dem selben Muster das Bild und die Beschreibung von Mundlos, nur das sein Name nicht verändert wurde. Als letztes Bild in der Akte wurde wie erwähnt ein Foto der Schauspielerin Mehnert verwendet, daneben liest man allerdings den Namen der TV-Moderatorin Barbara Schöneberger. Die Personenbeschreibung wiederum ist exakt jene, die das LKA über Beate Zschäpe verfasst hatte. Nur ihr Geburtsdatum wurde vom 2. Januar 1975 auf den 2. Januar 1968 vorgezogen und ihr Geburtsort nach Kairo ("dem Hauptsitz der Terrororganisation") verlegt.

Da hat sich offensichtlich jemand für eine 5-Sekunden Sequenz richtig Gedanken gemacht und eine Realsatire geschaffen, in dem echte Rechtsterroristen als Vorlage für muslimische Terroristen herhalten. Warum dieser Aufwand, diese geschickte Collage eines alten Fahndungsplakates ? Die reale Fahndung nach dem echten Trio wegen des Bombenbaus endete übrigens 2003. Selbstverständlich kann niemand ausschließen, dass der Thüringer Fahndungsaufruf in irgendwelchen Archiven fleißiger Medienschaffender schlummerte, die Herkunft der Geburtsdaten von Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe bleibt jedoch schleierhaft. Weder auf dem LKA Plakat noch in Presseberichten wurden diese erwähnt, sondern maximal das Alter der Gesuchten.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Gold Star For Robot Boy

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