Der kranke Mann am Hartz

Studie Die Verbesserung der Wettberwerbsfähigkeit Deutschlands in den vergangenen Jahren geht nicht auf die "Hartz-Reformen" zurück

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Peter Hartz ist auf dem Weg
Peter Hartz ist auf dem Weg

Foto: Andreas Rentz/Getty Images

Eine Studie des Zentrums für Migrationsforschung des University College London zeigt, dass es Tarifautonomie und Jahrzehnte langer Lohnverzicht waren, die vor allem die deutsche Exportindustrie immer wettbewerbsfähiger gemacht haben. "From Sick Man of Europe to Economic Superstar: Germany’s Resurgent Economy" heißt die Studie von vier deutschen Wirtschaftswissenschaftlern, die in einigen Tagen im edlen "Journal of Economic Perspectives" erscheinen wird, leider nur auf Englisch. Doch die Autoren haben sich wenigstens einmal die Entwicklung der Lohn-Stück-Kosten im europäschen Vergleich angeschaut und die des Gini-Koeffizienten dagegen gehalten:

"Die wachsende Ungleichheit in Deutschland hat zu einer intensiven Debatte über deren soziale Folgen und ihre Auswirkungen auf Armut und soziale Gerechtigkeit geführt. Die jüngsten Verhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden in Deutschland sind ein Beispiel dafür, dass in Zukunft Lohnabschlüsse angestrebt werden, die den Verlust der Reallöhne vieler Arbeitnehmer in den letzten Jahrzehnten ausgleichen. Es ist auch wahrscheinlich, dass bestimmte Aspekte der Arbeits- und Lohnverhältnisse in der Zukunft "in gesetzgeberische Formen gemeißelt" werden. Ein Beispiel ist der flächendeckende gesetzliche Mindestlohn, den die neue Koalitionsregierung in Deutschland anstrebt. Somit würde die Möglichkeit Deutschlands eingeschränkt, aus seinem System der industriellen Beziehungen heraus die eigene Wettbewerbsposition zu stärken. Dezentrale Entscheidungsprozesse würden geschwächt, was Deutschlands Fähigkeiten verringern würde, in gewohnter Weise auf zukünftige wirtschaftliche Herausforderungen zu reagieren. Wenn das geschieht, könnte künftig die deutsche Wettbewerbsfähigkeit nur steigen, wenn gleichzeitig neue Produktivitätssteigerungen erreicht werden, die auch zu steigenden Löhnen führen."

Letzteres ist natürlich eine Spitze gegen den gesetzlichen Mindestlohn, aber auch die lange überfällige Widerlegung der menschenverachtenden Hartz-Lügen.

zuerst erschienen bei Halle hustet

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

hadie

Was die Arbeitnehmer jetzt brauchen, ist ein Rettungsschirm für die Portemonnaies. (Frank Bsirske)

hadie

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden