Hula-Massaker als organisierter Kriegsgrund

Syrien Die Zweifel an der Legende, in Hula hätten syrische regimetreue Truppen und Milizen Zivilisten massakriert, nehmen zu.

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Ob sie die Kriegstreiber, die für dieses und weitere Gemetzel die syrische Regierung und Präsident Bashar al-Assad verantwortlich machen, stoppen oder zumindest bremsen können, bleibt leider fraglich. Zu laut wurde von Anfang an nur in die eine Richtung gezeigt und dabei auch wieder die Srebrenica-Karte gezogen. "Hula-Massaker weckt Erinnerungen an Srebrenica", schrieb unter anderem die Washington Post am 3. Juni 2012.

Die westlichen Kriegstreiber wischten die gleich von Anfang an aufgetauchten und berechtigten Zweifel an der Legende, dass erst die syrische Armee und dann regimetreue Milizen die Mörder von Hula gewesen sein sollen, beseite. Nachlesbar ist das unter anderem hier. Interessanterweise bestätigte die FAZ die Zweifel und berichtete am 7. Juni 2012: "Syrische Oppositionelle, die aus der Region kommen, konnten in den vergangenen Tagen aufgrund glaubwürdiger Zeugenaussagen den wahrscheinlichen Tathergang in Hula rekonstruieren. Ihr Ergebnis widerspricht den Behauptungen der Rebellen, die die regimenahen Milizen Schabiha der Tat beschuldigt hatten. Sie sollen unter dem Schutz der syrischen Armee gehandelt haben. Da zuletzt Oppositionelle, die den Einsatz von Gewalt ablehnen, ermordet oder zumindest bedroht worden sind, wollen die Oppositionellen ihre Namen nicht genannt sehen."

Dieser Bericht wurde inzwischen von anderen Medien aufgegriffen, so unter anderem von den Oberösterreichischen Nachrichten am 12. Juni 2012: "Bei einem Massaker im syrischen Ort Hula wurden am 25. Mai 108 Zivilisten getötet. Die Schuldigen waren laut der Opposition Assad-Milizen, die 'mordend von Haus zu Haus zogen'. Dieser Darstellung haben jedoch zahlreiche Augenzeugen widersprochen, die – unabhängig voneinander – von Reportern diverser internationaler Medien befragt wurden." Die Zeitung verweist in ihrem Beitrag auf weitere Quellen für Zweifel (siehe auch hier), auf die schon in Kommentaren zu meinem ersten Beitrag aufmerksam gemacht wurde (siehe ebenfalls hier). Interessant folgende Passage: "Auch die vom niederländischen Journalisten Martin Jansen befragte Leitung des nahe Hula gelegenen Klosters Qara hegt Zweifel an der Schuld der Assad-Milizen. Die Ermordeten seien Opfer einer 'Kette von Gewalt und Folter', der vor allem Menschen zum Opfer fallen würden, die sich weigerten, die Rebellen zu unterstützen." Zweifel sind auch bei der Badischen Zeitung zu lesen: "Spuren führen auch zu den Rebellen".

John Rosenthal hat in der National Review online ebenfalls den FAZ-Bericht aufgegriffen. Bei ihm ist auch zu lesen, dass Mutter Agnes-Mariam de la Croix vom St. James Kloster in Qara schon im April vor Gräueltaten warnte, die durch arabische und westliche Medien als Gräueltaten der Regimes dargestellt würden. "Sie zitiert den Fall eines Massakers in der Nachbarschaft Khalidiya in Homs." In ihrem Bericht auf der Kloster-Website werde beschrieben, wie "Rebellen" christliche und alawitische Geiseln in ein Gebäude in Khalidiya brachten und dann das Gebäude mit Dynamit sprengten. Dann wurden die Verbrechen der regulären syrischen Armee zugeschrieben. Die Beweismittel und Zeugenaussagen seien unwiderlegbar: "Es war eine Operation von bewaffneten Gruppen, die mit der Opposition verbunden sind." Der Bericht der Nonne kann hier auf französisch gelesen werden.

Zweifel gibt es inzwischen auch beim nächsten angeblichen Massaker, das nach Hula gemeldet wurde und ebenfalls den syrischen Regierungstruppen zugeschrieben wurde. Auf der Website der österreichischen Zeitung Der Standard war am 9. Juni 2012 zu lesen: "UNO-Beobachter hatten am Freitag zum ersten Mal den Schauplatz eines mutmaßlichen Massakers mit fast 80 Todesopfern inspiziert. Im Dorf Al-Kubeir sei mit Bestimmtheit ein schreckliches Verbrechen verübt worden, sagte eine Sprecherin der Beobachter. Die Angaben der Bewohner seien widersprüchlich, daher müssten nun Namenslisten verglichen werden."

Aber davon und von allen anderen Zweifeln lassen sich die westlichen Kriegstreiber und Regimewechsler samt ihrer arabischen Partner und Helfer bei der UNO nicht beirren. "In dem vorherrschenden Klima von Angst und Gewalt erscheint es unwahrscheinlich, dass die Wahrheit von Hula jemals ans Tageslicht kommen wird.", schreibt die Badische Zeitung. Die Wahrheit soll auch nicht ans Licht, denn die Massaker-Strategie wirkt, wie stern.de am 8. Juni 2012 meldete : "Unter dem Schock neuer Massaker-Berichte aus Syrien werden die Rufe nach einer härteren Gangart gegen die Regierung in Damaskus immer lauter. Kofi Annan stimmt dem zu: Er sagte bei einem Treffen mit US-Außenministerin Hillary Clinton, er sehe die Strategie der UN an einem Wendepunkt."

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Geschrieben von

Hans Springstein

Argumente und Fakten als Beitrag zur Aufklärung (Bild: Eine weißeTaube in Nantes)

Hans Springstein

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