Trinkwasser privatisieren? für und wider!

Stoff zum Leben Trinkwasserversorgung, Abwasserbeseitigung eine Vorschau.

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Trinkwasser Versorgung in private Hände? Für und wider.

Mir wurde vor Jahren eine „Sibirische Toilette geschickt“. Im Paket aus Russland waren ein strammer Holzknüppel und ein alter Klappspaten. Ich konnte nicht viel damit anfangen. Bis ich den Begleitbrief las. Helmut nehme den Spaten und steche ihn in den Boden. Halte Dich beim „ Geschäft mit einer Hand fest. Den Knüppel nehme in die andere Hand. Damit kannst Du die Wölfe verjagen. Probiere es aus. Es funktioniert!

Spaß beiseite. Fäkalien sind wichtige Rohstoffe. Deren Nutzung war der Menschheit wichtig. Seit es Ackerbau gibt,. Hamburg und Frankfurt erlebten bis 1860 – 1890 schwerste Cholera- Epidemien. Tausende ihrer Bürger starben an dieser Infektionskrankheit. Die großen Städte mussten ein funktionierendes Abwassersystem errichten. Durch den Bau der Kanalisation und die damit verbundenen Ableitung der Abwässer des Hauses, wurde bis zum Ende des 19. Jahrhundert erreicht, dass diese Epidemien ihr Ende fanden. Seit dieser Zeit ist in Deutschland keine Cholera gehäuft aufgetreten! Ein Hygieneerfolg, für den uns viele Weltstädte beneiden.

Wen wir zurückschauen in die Zeit vor 1860, wie sah es in den Städten und Dörfern aus? Seit dem frühen Mittelalter hat in den Siedlungen im Lande nicht viel getan. Im Bereich Abfallbeseitigung. Der Schmutz landete auf der Straße. Rinnsale voll Abfall und Kot, gefüllt mit den Schlachtresten der Tiere, gehörten zum Stadtbild. Es stank furchtbar. Fliegen und Ratten übertrugen die Krankheitskeime in jedes Haus. Auf Holzbohlen, den Vorläufern der späteren Bürgersteige, gelangten die Menschen von Haus zu Haus. Latrinen, innerhalb der Gehöfte, der Bürgerhäuser und der Katen der armen Leute waren längst nicht überall vorhanden. Man nutze Nachttöpfe, deren Inhalt auf die Straße entleert wurde. Die besagten Latrinen waren einfache Holzbretter, über einen tiefen Schacht gelegt. Für die menschliche Notdurft befand sich im Brett ein kreisrundes Loch. So verrichteten die Menschen ihr Geschäft. Diese Latrinen, oder einfache Plumpsklos fanden sich in den Städten noch weit bis in die 70er Jahre. Ich will hier nicht ausschließen, dass sie noch immer vereinzelt genutzt werden. Oft wurden diese Latrinen auf dem Lande, wie in der Stadt angelegt, ohne zu berücksichtigen, dass die Fäkalien in den Boden sickern konnten, wobei sie in Grundwasserfließrichtung oberhalb der Schöpf- oder Pumpbrunnen des Hauses waren. So konnten Krankheitskeime direkt in das Trinkwasser der Anwohner gelangen. Die Unkenntnis der bakteriologischen Gegebenheiten führte zu diesen hygienischen Missständen. Oft genug lag der Gottesacker= Friedhof in dieser Fließrichtung des Grundwassers. Das hatte zur Folge, es gelangte Sickerwasser des Friedhofes, direkt in die Brunnen der Dorfbewohner.

Bei der menschlichen Fäkalbeseitigung kommt der Sammlung von Urin seine besondere Aufgabe zu. Über den Rohstoff Urin lässt sich Ammoniak gewinnen. Ammoniak wird auf dem Weltmarkt immer teurer. Der Marktpreis bestimmt letztlich die Technologie. Stimmt der Verkaufspreis, dann wird sich hier eine Änderung durchsetzen. Erst wenn die Kommunen damit richtig Geld verdienen, werden sie sehr schnell einsteigen. So existieren, in Japan als Vorreiter, Sammelsysteme die den Urin direkt bei der Freigabe durch den Menschen, sammelt und weiterleitet. Es rechnet sich, das bestätigen Analysen der Rentabilität.

Die Abführung von Kot, dann in fester Form, oder verdünnt mit Brauchwasser, ist ein viel größeres Problem. Die derzeitige Kanalisation ist dafür nur bedingt geeignet. Sehr hohe Investitionen müssen bezahlbar sein. Dabei sind die wichtigen Fragen der Neutralisierung vieler Spurengifte in den Abwässern längst nicht geklärt. Geklärt im wahrsten Sinne des Wortes! Wahrscheinlich wird hier ein Teil der Gewinne aus der Urinverwertung gebraucht, um die verbleibenden Feststoffe der menschlichen der Verdauung, als verwertbare Abfallprodukte völlig zu recyceln.

Das heutige Abfallsystem, der menschlichen Fäkalien, ist sehr teuer. Wir nutzen hier teures und viel zu wertvolles Trinkwasser. Wir reinigen und klären unser Schmutz- oder Brauchwasser umfangreich und teuer, um es dann mit unseren Fäkalien zu vermischen. Im Prinzip könnten wir ebenfalls die Lebensmittel waschen und reinigen, um sie vor dem Verzehr, in den Dreck zu werfen. Dazu kommt, dass es in vielen Ländern der Erde akuten Trinkwassermangel gibt. Bald werden Kriege um Wasserrechte geführt! Unsere Häuser und Wohnungen brauchen ein neues, besseres System der Fäkalbeseitigung aus dem Wohnbereich und einer ökologisch vertretbaren Verwertung. Jeder Bewohner der deutschen Städte nutzt täglich 60 bis 140 Liter Trinkwasser. Zum Trinken nur einen minimalen Anteil. Der Rest wird gebraucht für die Körper- und Lebensmittelreinigung. Dabei entsteht eine Menge Brauchwasser, wie es der Fachmann bezeichnet. Dieses Brauchwasser kann zum Transport der Fäkalien genutzt werden.

Weltweit forscht die Wissenschaft daran, Mikroorganismen zu finden, die alle schädlichen Spuren von Chemikalien dem Klärwasser entziehen, also dort abbauen können. Dabei muss garantiert sein, dass diese Bakterien nicht neue Toxine= Gifte erzeugen.

Die Trinkwasserversorgung der Bürger muss in kommunaler Hand bleiben. Bei der Ausbeutung der menschlichen und tierischen Fäkalien müssen privatrechtliche Firmen Anteil bekommen. Eine Kooperation mit den staatlichen Kontrollstellen ist notwendig.

Der Bezug von ausreichend Trinkwasser muss für den Bürger bezahlbar bleiben. Das Sparen, nicht die Verschwendung dieser wichtigsten Ressource des Menschen muss das Endziel jeder Planung sein. Leider führte die Planung und der Neubau überdimensionierter Wasserwerke und Kläranlage zum Gegenteil. Verkehrte Welt.. Nur hoher Wasserverbrauch rechnet sich für den Verbraucher. Die hohen Fixkosten lassen sich nur mit einem hohen Verbrauchs senken. Überall dort siegte der Spurt Richtung hoher Gewinne. In vielen Fällen machte die Verwaltung und die ortsnahe Wirtschaft gemeinsame Sache. Unvermögen und Dummheit, auf Seiten der Verwaltung, sowie Bestechungsgelder der Wirtschaft, vereinten sich zum Kartell der Macher.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Helmut Eckert

Rentner; Umweltberater; Fachinspektor für Lebensmittel -und Ernährungshygiene; Gesundheitsaufseher; Ing. für Hygiene a. D.

Helmut Eckert

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