Es besteht Hoffnung

TV-Streaming Die letzte Staffel der populären Serie "Breaking Bad" läuft in Deutschland auf dem Streamingdienst Watchever. Ein Schritt Richtung mehr Fernsehen im Internet
Ausgabe 34/2013
Es besteht Hoffnung

Foto: Andrew H. Walker / AFP / Getty

Mit der deutschen Lizensierung der momentan vielleicht populärsten Fernsehserie überhaupt ist dem Streaming-Dienst Watchever ein Coup gelungen, der richtungsweisend sein könnte für die Zukunft. Erstmals kann man die US-amerikanische Serie Breaking Bad kurz nach deren Ausstrahlung (mit drei Tagen Verzögerung) auch in Deutschland empfangen. Ganz legal, über das Internet.

Watchever hat die üblichen Lizenznehmer (Sender wie RTL, Sat.1 oder Pro7) ausgestochen. Die Gründe dafür, dass Serienproduzenten nicht nur hierzulande auf Streaming-Dienste als Partner setzen, liegen auf der Hand. Durch einen legalen Zugang kann zu den illegalen Netzangeboten früh eine gleichwertige Alternative aufgezeigt werden. Das bedeutet für die Produzenten potenziell mehr Einnahmen. Eine Zusammenarbeit mit Fernsehsendern würde derweil mehr Zeit zwischen der Erstausstrahlung in den USA und dem Programmieren hierzulande benötigen, da für das klassische Fernsehen zunächst eine zielgruppengerecht synchronisierte Fassung hergestellt werden müsste.

Serien als "Social Happening"

Streaming folgt dagegen den veränderten Ansprüchen einer Generation von Zuschauern, die sofortige On-Demand-Verfügbarkeit, Mobilität oder Smart-TVs schätzt und überdies so gut Englisch spricht, dass sie Synchronisation auch aus künstlerischen Gründen ablehnen würde. Serien sind zu internationalen Social Happenings geworden, deren Erstausstrahlung mitunter auf die aktuellen Gesprächsthemen in etwa so wirkt wie ein Fußball-WM-Halbfinale. Nur bislang eben nicht in Deutschland. Es sei denn, man machte sich strafbar. Oder guckt Tatort.

Nun besteht Hoffnung für ein Land (ab)mahnender Ordnungsliebhaber. Ein Markt, der auf der Ebene illegaler Angebote de facto schon längst global geworden ist, wird es langsam auch bei den Bezahlangeboten – Deutschland eingeschlossen. Augenscheinlich ist er inzwischen einträglich genug. So ist davon auszugehen, dass neben Watchever globale Größen wie Netflix, Amazon oder iTunes ihr Streaming-Angebot hierzulande erweitern und damit zunehmend an Relevanz für Otto-Normal-Zuschauer gewinnen werden.

Der deutsche Pay-TV-Sender Sky ist mit Sky Go bereits zaghaft in den Streaming-Markt eingestiegen. Weil der Dienst nur im teuren Sky-Gesamtpaket zu haben ist, floriert der informelle Tauschhandel mit den begehrten Netz-Accounts. Die Nachfrage nach einem alleinstehenden, legalen Streaming-Dienst scheint vorhanden. Deutsche Konzerne tun sich mit dem Netz aber nach wie vor schwer. Bezeichnend, dass ein französisches Unternehmen – Watchever ist eine Vivendi-Tochter – nun einen entscheidenden Schritt Richtung Neuland unternimmt.

Das Signal jedoch ist nicht zu überhören: Streaming ist auf dem Vormarsch und könnte schon bald eine Konkurrenz hiesiger Privatsender werden. Deren Angebot hängt immer noch auch von der möglichst exklusiven Syndizierung englischsprachiger Formate ab, die für ausländische Produktionsfirmen relativ unbedeutender werden. Gleichzeitig könnte ein Wachstum, das keine Landesgrenzen kennt, Streaming-Dienste finanziell potenter machen. Obendrein steigt mit dem prosperierenden Angebot die Attraktivität für den Endverbraucher. Eine Aufwärtsspirale, die sich für die Privaten hierzulande ins Gegenteil verkehren könnte.

Alle Staffeln von Breaking Bad sind zu sehen auf watchever.de (8,99 € pro Monat)

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Geschrieben von

Jan Jasper Kosok

Online-Chef

Jan Jasper Kosok studierte Wirtschaftswissenschaften in Berlin, verdingte sich im Nachtleben und gründete 2007 mit Teresa Bücker das Blog Knicken // Plakative Platzierungen, welches sich mit Musik und Popkultur beschäftigte. 2009 kam er zum Freitag, um beim Aufbau des Webauftrittes zu helfen. Seit 2011 ist er verantwortlicher Redakteur für Online und Community und hat seitdem mehrere Relaunches begleitet. Er beschäftigt sich mit den sozialen Auswirkungen von zu hohem Internetkonsum und fürchtet sich davor, nicht verhindern zu können, ein alter weißer Mann zu werden.

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