In der großen Stadt

Deutscher Buchpreis Clemens Meyer lässt in seinem neuen Roman Huren, Luden und Freier sprechen – frei von Sozialkitsch und mit Stilwillen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2013

Um es gleich klarzustellen: Im Stein, der neue Roman von Clemens Meyer, ist eine Zumutung – aber eine, der man sich unbedingt aussetzen sollte. Es ist eine Zumutung, seitenlang einem Möchtegern-Radiomoderator und begeisterten Bordellgänger zuzuhören, der in einer fiktiven Show die Prostituierten in der Stadt benotet und Frauen gern als „Dreilochstuten“ bezeichnet. Und es ist auch nicht das, was man gemeinhin unter einem Lesevergnügen versteht, wenn detailliert aufgeschlüsselt wird, welche Praktiken sich hinter den Abkürzungen in den Sexanzeigen verbergen – von AV für Analverkehr über EL für Eierlecken bis zu KB für Körperbesamung.

Meyers 560-Seiten-Werk nimmt den Leser mit in die Welt des gekauften Sex, der Rotli