Der Krieg in uns

Bücher Katja Petrowskaja, Marci Shore und Ines Geipel versuchen, das osteuropäische 20. Jahrhundert zu erzählen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2014

An dieses Nichtwissen kann ich mich noch gut erinnern. Auch in der DDR wurde unaufhörlich von der Vergangenheit geredet, ohne dass man daraus schlau geworden wäre. Ohne, dass man das Gefühl hatte, diese Vergangenheit hätte etwas mit einem selbst zu tun. Katja Petrowskaja schreibt in ihrem Debüt Vielleicht Esther, wie sie in einem Kiewer Stadtviertel in den siebziger und achtziger Jahren aufwuchs, das nach dem Krieg errichtet worden war. An diesem Ort, an dem nichts stattgefunden hatte, weil nichts stattfinden konnte, wurde sie, wie ich auch, in der Erinnerung an die Millionen, freilich antifaschistischen, Opfer erzogen. Niemand und nichts sollte vergessen werden.

„Diese Zeile schloss man ins Herz“, schreibt Petrowskaja, „sie ersetzte die Erinnerung