Olympische Medienwirklichkeit

Medien Drei Badminton-Teams wurden in London disqualifiziert weil sie nicht gewinnen, sondern verlieren wollten. Aber wo sind die Videos der Spiele zu sehen?

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Badminton ist offenbar ein komplizierterer Sport als ich dachte und die Regeln von Olympia rätselhafter als das Orakel von Delphi: Jedenfalls habe ich nicht verstanden, warum die drei Teams aus China, Indonesien und Korea unbedingt verlieren wollten um dadurch ihre Chancen auf eine Medaille zu erhöhen. Aber - sei es drum. Dieser Vorgang ist der erste an dieser Olympiade, der mich wirklich interessiert hat. Also suchte ich nach den Spielen im Netz: es muss lustig sein, dachte ich, Weltklassespielerinnen im Federball dabei zuzusehen, wie sie die Bälle absichtlich ins Netz hauen. Außerdem muss die Stimmung im Stadion auch ganz bemerkenswert gewesen sein: Die Leute haben schnell gemerkt, was da läuft und sind offenbar ausgerastet vor Wut. Auch ungewöhnlich für ein Badminton-Match.

Nur – im Netz findet sich kein einziges Video dieser Spiele. Oder habe ich schon wieder nicht richtig gesucht?

Hatten wir nicht gerade einen internationalen Sport-Event, bei dem die gesamte Berichterstattung von vorne bis hinten gesteuert und kontrolliert und gefiltert war? Ist das bei diesen Spielen jetzt auch so? Ist das überhaupt die neue Form von Sport-Journalismus? Sind solche sportlichen Großereignisse nur noch in den Händen von von embedded journalists und jedes Spiel ist einer kleiner Irak-Krieg?

Das interessiert auch den an Sport Uninteressierten. Welcome to virtual reality.

(Wenn ich mich irre und nur zu blöd war, den Link zu finden, streue ich Asche auf mein Haupt ...)

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Geschrieben von

Jakob Augstein

Journalist und Gärtner in Berlin

Jakob Augstein

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