Cheerleading zum Auftakt

Universität Die Universität Duisburg-Essen begrüßte ihre Erstsemester zum ersten Mal in einem Stadion. Und blamierte sich.

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Ein lauer Montagnachmittag im Oktober. Bestes Stadionwetter. Die äußeren Umstände für einen erfolgreichen Empfang der neuen Studierenden an der Universität Duisburg-Essen ließen eigentlich nichts zu wünschen übrig. Beim Sonnenschein des späten Nachmittages hätte es kaum einer Jacke bedurft, um das Programm zur Begrüßung zu verfolgen.

Doch es war dieses Programm, welches einfach nicht Verfolgungswürdig war. Es mag an einem Trend zur Amerikanisierung liegen oder einfach an der mangelden Kompetenz der Universität, dass diese Veranstaltung anderes nichts war, als eine sexistische Bierzeltveranstaltung, die man besser einige hundert Kilometer weiter in den Süden der Republik verlegt hätte: Auf das Oktoberfest.

Denn was haben eigentlich Cheerleader auf einer universitären Eröffnungsveranstaltung zu suchen? Dass sich verschiedene Institutionen der Universität auf einer Eröffnungsveranstaltung vorstellen, ist natürlich vollkommen legitim, aber warum müssen es unbedingt wenig bekleidete Frauen, wie beim Cheerleading, oder Frauen in erotischen Posen, wie beim Burlesque, sein, die den Hochschulsport auf dem Rasen des RWE-Stadions repräsentieren?

Eine universitäre Eröffnungsveranstaltung muss nicht steif sein. Es bedarf keiner Talare oder ehrwürdiger Anreden, um den akademischen Anspruch zu wahren. Und es ist sicher auch dem Rektor der Universität, Prof. Dr. Ulrich Radtke, zu der Idee zu gratulieren, bei seiner Rede einmal das Jacket auszuziehen und einen Hoodie überzustreifen, welchen er angeblich beim abendlichen Jogging trägt. Dass jedoch keine der moderierenden Personen in der Lage war, den Rektor mit seinem korrekten Titel anzusprechen, ist eine Peinlichkeit sondergleichen. Man braucht das nicht, aber wenn man sich daran versucht, dann sollte man auch wissen, was man tut.

Die Eröffnung an der Universität Duisburg-Essen verkam damit zu einem klassischen Beispiel der Brot-und-Spiele Logik des alten Roms. Zwischen Currywurst und Bier tanzten halbnackte, junge Frauen auf einem Fußballrasen herum. Dazu gab es die üblichen Reden von den Stadtoberen, des Rektors und den AStA-Vorsitzenden. Letztere gingen zumindest auf Probleme im aktuellen Hochschulwesen, so wie Probleme in den beiden Städten, Duisburg und Essen, ein.

Man muss nicht konservativ sein, um diese Form des universitären Umgangs abzulehnen. Es bedarf einfach nur der Frage, ob die rein sexualisierte Darstellung von Frauen auf Universitätsveranstaltungen zu rechtfertigen ist. In den Reihen jener, die zu Wort kamen, war nämlich nur eine Frau: Die AStA-Vorsitzende Julia Wenzel. Es ist eine Entwicklung in die falsche Richtung, wenn sich die Hochschulen des Landes an das Niveau des Privatfernsehens anpassen, anstatt sich darum zu bemühen, dass es andersherum sei.

Ein ähnlicher Beitrag zu dem Thema wurde seitens des Autors hier veröffentlicht: http://dannlinks.wordpress.com/2013/10/08/brot-spiele-und-rektor/

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