Welche Presse nimmt man für Knoblauch?

Der Koch Es gibt unzählige verschiedene Instrumente zur Behandlung dieses Gemüses, staunt der Koch. Und er fragt sich, woher kommt der Bedarf? Denn ihm reicht ein einfaches Messer
Welche Presse nimmt man für Knoblauch?

Illustration: Otto

Knoblauch muss ein ganz gefährliches Zeug sein. Es greift die Hände an, ist eventuell giftig oder sogar radioaktiv. Man sollte es auf alle Fälle nur mit spitzen Fingern anfassen.

Warum? Nein, das fragt niemand. Ich muss mir nur ansehen, was so alles auf dem Markt ist, nur damit man mit den kleinen Zehen nicht in Berührung kommen muss: Knoblauchreiben in allen möglichen Formen und mit ergonomischen Griffen, passend für jede Hand, so viele gibt es. Noch mehr Knoblauchreiben, aus Edelstahl, Aluminium oder Plastik – mit oder ohne Selbstreinigungsfunktion. Sogar eine Schälhilfe habe ich entdeckt – ein Silikonschlauch, sozusagen ein Knoblauchkondom. Die Zehen werden darin eingesetzt, der Schlauch anschließend mit etwas Kraft auf dem Küchentisch ein paar Mal hin und her gerollt und dann ist die Schale ab, verspricht die Verpackung. Und die Hände bleiben sauber. Also, da kann mir niemand was erzählen. Da ist ein riesiger Bedarf. Mit Knoblauch kommt man am besten nicht in Berührung.

Oder besser: Hat man nicht in Berührung zu kommen. Neulich war ein Freund bei mir zum Kochen da. Dass in einer ganz passabel ausgestatteten Küche keine Knoblauchpresse zur Hand war, sondern sich schließlich ein uraltes, angelaufenes Exemplar im letzten Winkel einer Schublade anfand, löste ein sehr ungnädiges Kopfschütteln aus.

Wissenschaft der Amateure

Ich brauche solche Dinger nicht mehr. Knoblauch zu behandeln, das ist hierzulande eine Wissenschaft, an der man den echten Amateur erkennt. Ich kann nicht mehr hören, wenn mir Leute erzählen, dass der grüne Spross aus der Zehe entfernt werden muss. Sonst wird das Essen bitter. Stimmt, wenn man mehr Knoblauch verwenden würde als die meisten von uns es tun. Und wenn man zusätzlich den Knoblauch anbrennen lassen würde, was mit dem gepressten und geriebenen Zeugs auch ganz leicht gelingt.

Wo viel Knoblauch gegessen wird, macht man nicht so ein Gewese. In Chinas Nudelküchen liegt neben Sojasauce und Essig oft eine Knolle rohen Knoblauchs. Das ist keine Deko. Man bricht sich einfach eine Zehe aus der Knolle, schält und isst sie. Und in den Küchen habe ich Kinder gesehen, die mit Messern, die in unseren Augen Hackebeilen gleichen, Knoblauch feiner hackten als es viele Küchenhelfer vermögen.

Man kann Knoblauch aber selbstverständlich auch mit einem hiesigen Küchenmesser kleinschneiden. Ohne Zeitverlust. Das erfordet nur ein bisschen Übung. Und eine andere Haltung. Denn wer sagt, dass Knoblauch in mikroskopisch kleine Partikel geschnitten werden muss. Hat sich schon mal jemand an einem Brocken Knoblauch ein Zahn ausgebissen? Oder hat ein zu großes Stück Ekel ausgelöst?

Eine praktische Übung

Wer Knoblauch bis zur Unkenntlichkeit im Essen verstecken muss, ist ein Heuchler. Und oft dieselben Menschen, die in diesen Tagen wieder aufbrechen, um in Wäldern und auf Märkten Büschel von eindringlich und scharf riechendem Bärlauch zu sammeln. Knoblauch gehört nicht ins Essen wie Salz in die Suppe. Viele mediterrane Gerichte kommen gut ohne aus. Und in andere kann man nicht genug hineingeben. Zu Lammbraten werfe ich ganze Knollen mit in den Ofen und esse den Knoblauch, der im Fett süß karamellisiert, wie Gemüse.

Greifen Sie doch mal eine rohe Zehe an, zerdrücken Sie mit den Fingern. Nehmen Sie ein Messer und würfeln Sie den Knoblauch. Sehen Sie sich an wie gut das aussieht, verglichen mit den matschigen Würmern aus der Presse. Zerteilen Sie die Zehen grob, streuen Sie etwas Salz darauf und zerquetschen Sie mit der breiten Seite der Klinge. Schaben Sie mit Druck über das Schneidbrett als ob Sie das Messer schärfen wollten. Es entsteht ein feines Mus. Nur eine Messerspitze davon bringt richtig Bums in Linsen- oder Kartoffelsalat.

Sie haben Angst, dass ihre Finger nach so einer Aktion noch Tage stinken? Mit Recht. Aber dagegen gibt es ein Mittel: Edelstahl und Wasser. Wischen Sie mit nassen Fingern über die Innenseiten der Spüle. Oder durch einen Topf. Warum das den fiesen Geruch vertreibt, weiß nicht mal die Wissenschaft genau zu erklären. Aber es wirkt.

Wenn Sie das alles getan haben und Ihre Knoblauchpressensammlung noch immer behalten wollen, dann … soll es mir eben recht sein.

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Geschrieben von

Jörn Kabisch

Stellvertretender Chefredakteur des Freitag von 2008 - 2012 und Kolumnist bis 2022, seitdem Wirt im Gasthaus zum Schwan in Castell

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