Alles offen

Porträt Olga Grjasnowa ist die Stimme einer Kultur, die keine starren Lebensmodelle kennt. Und sie schreibt aufregende Literatur – über die Liebe zwischen Baku, Moskau und Berlin
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 41/2014
„Ich bin Teil der deutschen Mittelstandsblase“
„Ich bin Teil der deutschen Mittelstandsblase“

Foto: Jennifer Osborne für der Freitag

Sie sitzt unruhig auf ihrem Stuhl, lehnt sich nach vorn, dann zurück, dann wieder nach vorn. Vor ihr zucken rhythmisch drei Körper auf dem Boden einer dunklen Bühne, eine Glühbirne schwingt heftig hin und her. Neben leiser elektronischer Musik hört man nur keuchende Atemgeräusche. Die Tänzer ziehen Grimassen. Es ist die Probe eines modernen Tanzstücks in den Berliner Uferstudios. Olga Grjasnowa schielt auf ihr Handy. „Eigentlich mag ich zeitgenössischen Tanz nicht besonders. Ich verstehe einfach nix davon“, sagt sie.

Ihre Liebe gilt dem klassischen Ballett mit seinen strengen Formen. Gerade hat sie ihren zweiten Roman mit dem Titel Die juristische Unschärfe einer Ehe veröffentlicht, in dem es um eine Ballerina geht, die in e