Hurra, der Sommer ist da! Wer jetzt über steigende Temperaturen ächzt, muss entweder ein schwarzgekleideter Emo oder ein Blässe bevorzugender Aristokrat sein. Oder aber er gehört zum bürogebundenen Arbeitervolk und steht morgens vor der Frage: Was anziehen? Ab spätestens 30 Grad wird die Kleiderwahl für den Arbeitsalltag zum Problem, sofern man sich für soziale Konventionen interessiert. Bauchfrei? Keine Chance. Flipflops? Grenzwertig. Shorts? Ganz schwierig.
Das mussten auch die Mitarbeiter des Stockholmer Nahverkehrs erfahren. Teile ihres Unternehmens wurden von Arriva, einer Tochterfirma der Deutschen Bahn, aufgekauft, die kürzlich eine neue Kleidervorschrift etablierte. Den Lokführern der Vorortbahn Roslagsbanan wurde daraufhin verboten, im Sommer kurze Hosen zu tragen. „Zu entspannt.“ Die Schweden, Lieblingsvorbild für Geschlechtergerechtigkeit, griffen, als sich die Führungsebene nach Gesprächen stur stellte, zu einer einfachen Lösung: Sie zogen sich Röcke an. Das durften die weiblichen Angestellten schließlich auch.
Deshalb konnte das Unternehmen den Lokführern es nicht verbieten. Sonst wäre das eine Diskriminierung der Männer gegenüber den Frauen gewesen, argumentierte die Gewerkschaft. Anfang dieser Woche lenkte das Unternehmen nach einigem Pressewirbel um die röcketragenden Männer ein und erlaubt nun wieder kurze Hosen.
Die Luft der Freiheit
Aber wer weiß, wenn die Lokführer erst mal die Luft der Freiheit geschnuppert haben, das Gefühl, das Jean Paul Gaultier als „ein bisschen wie Nacktbaden“ beschrieb – vielleicht bleiben sie dann auch beim Rock? Vielleicht nehmen sie den Kampf der modischen Emanzipation auf, den die Frauen umgekehrt bereits hinter sich haben?
In Paris wurde nach 214 Jahren das Hosenverbot für Frauen aufgehoben. Zugegeben, es war schon länger nicht mehr durchgesetzt worden, aber aufgehoben wurde es tatsächlich erst Anfang dieses Jahres. Beobachten wir da gerade eine Zeitenwende? Ist Cross-Dressing jetzt im Mainstream angekommen? Die Folgen jedenfalls wären weittragend: Peer Steinbrück etwa könnte seiner grauen Kampagne mit Merkel’schen Blazern in Bonbonfarben ganz neuen Schwung geben. Prinz William wählte vielleicht ein Kostüm in Apricot mit Bleistiftrock – er hat schließlich die Figur dafür. Und junge Kerle rotten sich zusammen, um ihre Boxershorts zu verbrennen. Das könnte ein großer Sommer der Mode-Anarchie werden.
Ihr habt es in der Hand, Männer. Also: Courage!
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