Eine junge Frau mit dunkelroter Schlangenoptik-Maske schiebt sich durch die Menschenmenge auf einer Privatfete, gehobenes Milieu, grüne Sektgläser. Eine Erzählstimme säuselt: „Alle waren da. Es gab Windbeutel. Und dazu hörten wir finnischen Hardrock.“ Bedeutungsvoll übergießt die Dame einen Kaktus mit ihrem Gin und schreitet mit einer silbernen Tasche am Arm eine freischwingende Treppe hinauf.
Was wie die Inszenierung einer Arty Party für einen Modeblog anmutet, ist einer der drei otto.de-Spots, die derzeit im Fernsehen und auf Youtube zu sehen sind. Der angestaubte Versandhändler versucht sich damit ein zeitgemäßeres Image zu verpassen. Das ist auch nötig, um auf dem E-Commercemarkt bestehen zu können. Die Idee ist nicht mal schlecht. Statt aktuelle Modespots zu kopieren, werden diese parodiert: „Es wurde ganz still. Und alle hatten nur eine Frage im Kopf: Wo hat sie bloß diese Tasche her?“, so endet der Clip. Er spielt mit den Bildern der Modeindustrie, mit Glitter, Federn und abseitigen Accessoires, die irgendwie avantgardistisch wirken sollen.
Dieser atmosphärisch aufgeladene Modesurrealismus ist szenig. In Blogs und sozialen Netzwerken fallen die Reaktionen auf den Spot unterschiedlich aus. Einige beschimpfen die Werbung als unsinnig und absurd, andere sehen schon eine Alternative zu Amazon. Der Vergleich ist nicht ganz abwegig. Immerhin hat auch otto.de schon seinen ersten Skandal hinter sich. Ein T-Shirt für Mädchen mit dem Aufdruck „In Mathe bin ich Deko“ fanden viele Konsumenten gar nicht lustig.
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