Buch: "Freiheit gehört nicht nur den Reichen"

Liberalismus Lisa Herzog, Ökonomin und Philosophin, stellt in ihrem Buch "Freiheit gehört nicht nur den Reichen - Plädoyer für einen zeitgemäßen Liberalismus" interessante Ideen vor.

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Eine moderne liberale Partei, die Freiheit und soziale Gerechtigkeit gleichermaßen auf ihre Fahnen geschrieben hat, sucht man im 21. Jahrhundert in Deutschland vergeblich. Seitens der Wissenschaft sieht die Sache anders aus. Mit ihrem Plädoyer für einen zeitgemäßen Liberalismus hat Lisa Herzog, Mitarbeiterin am berühmten Institut für Sozialforschung in Frankfurt, ein hervorragendes Buch verfasst. Darin schildert Herzog historische liberale Ideen, beschreibt die aktuellen wirtschaftlichen Fehlentwicklungen, untersucht soziologische Phänomene und bettet ihre Überlegungen in philosophische Reflexionen ein.

So lautet eine zentrale These der Ökonomin und Philosophin, dass die jeweilige Weltanschauung letztlich auf dem zugrunde liegenden Menschenbild basiert. Wer von den Menschen moralisch nicht viel erwartet, womöglich einen „Kampf aller gegen alle“ befürchtet wie der englische Philosoph Thomas Hobbes (1588-1679), wird einen starken Staat befürworten, um die Menschen voreinander zu schützen. Wer hingegen ein positives Bild von der Natur der Menschen zeichnet, wird nur geringe staatliche Eingriffe fordern und den Bürgern weitreichende Freiheitsrechte in allen gesellschaftlichen Bereichen einräumen. Lisa Herzog nimmt eine mittlere Position ein und fordert staatliche Institutionen, die den Bürgern drei Dimensionen der Freiheit garantieren: Negative Freiheit, positive Freiheit und republikanische Freiheit.

Negative Freiheit bedeutet, dass die Bürger durch gesetzlich verankerte Grundrechte vor einem autoritären Obrigkeitsstaat geschützt werden. Außerdem hat die Politik die Aufgabe, Diskriminierungen von Minderheiten zu unterbinden. Die positive Freiheit wiederum verlangt nach staatlichen Einrichtungen, die Chancengleichheit herstellen und Unterstützung beim gesellschaftlichen Aufstieg sowie bei finanzieller Bedürftigkeit leisten. Die republikanische Freiheit schließlich ermöglicht den Menschen weitreichende Mitspracherechte bei der Gestaltung ihres Gemeinwesens. Es geht also um eine deutliche Stärkung der Zivilgesellschaft.

Wirtschaftspolitisch verlangt Lisa Herzog eine Abkehr vom Dogma ewigen Wirtschaftswachstums im Sinne eines „Immer-mehr“. Zur Bewältigung des Klimawandels und anderer Umweltprobleme sei ein Umdenken erforderlich. So solle in Zukunft ein Wachstum der Lebensqualität der Menschen in den Vordergrund gerückt werden.

Mit ihrem etwa 200 Seiten umfassenden Buch bietet die Wissenschaftlerin Lisa Herzog aus meiner Sicht die Grundlage für eine Weltanschauung, die den Menschen mehr Freiheit, mehr Gerechtigkeit und mehr demokratische Mitspracherechte ermöglicht. Nun fehlt in der Bundesrepublik nur noch eine politische Kraft, die für eine wirklich soziale und liberale Gesellschaft eintritt.

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