Mc Kinsey plant Deutschlands Zukunft

Wirtschaft Für die Unternehmensberatung kommen auf Deutschland glanzvolle Zeiten zu, genauso wie in den "Goldenen Zwanzigern".

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Selbst von Geschichtsschreibung unbeleckte Unternehmensberater wie die bei McKinsey sollten sich so in der Zeitgeschichte so weit auskennen, dass die Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts alles andere als golden waren. Die kurze Spanne wirtschaftlicher Prosperität von 1924 bis 1929 in der Weimarer Republik folgte auf die Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg und war der Vorläufer der großen Weltwirtschaftskrise, auf der direkt die Naziherrschaft folgte. Und golden war diese Zeit auch nur für die üblichen Industriellen, Geschäftemacher und sonstigen Cleverles, für die der Kapitalismus schon immer ein Gaudium war. Vielleicht will uns McKinsey aber auch nur sagen, dass wir nochmal ein paar gute Jahre haben werden, bevor der ganz große Knall kommt. Oder es handelt sich auch nur um ein Lapsus wie die "spätrömische Dekadenz" des Bundesaußenguidos, dessen Geschichtskenntnisse auch nicht über die des Untertanen Heßling hinausgehen, der ja bekanntlich in allen Fächern genügte, ohne in einem das geforderte Maß zu überschreiten. Ernst nehmen, muss man das, was McKinsey sich da so zusammenschreibt auf jeden Fall, denn wie

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Peter Nowak auf den Heise-Blog telepolis schreibt, werden alle Parteien, "die mitregieren wollen", die Maßnahmen "als Doping für den Wirtschaftsstandort Deutschland umsetzen." Vor allem muss natürlich die Wettbewerbsfähigkeit ausgebaut werden. Schon das dürfte sich schwierig gestalten, denn schon jetzt treibt die Arbeitshetze und -verdichtung immer mehr Menschen buchstäblich in den Wahnsinn.

Eine nachhaltige Lösung zu Grunde liegender Probleme kann jedoch nicht durch monetäre Maßnahmen erreicht werden, sondern nur durch eine starke Realwirtschaft.

Fast richtig! Die Aussage würde sogar stimmen, wenn wir in einem Agrarland ohne Industrie leben würden. Vor dem Hintergrund, dass Europa aber ein einziges großes Gewerbe- und Industriegebiet ist, in dem die Wirtschaft an ihrer eigenen Hyperproduktivität erstickt, ist die Aussage einigermaßen dämlich.

Und die Fachkräftelücke muss natürlich geschlossen werden. Lobend muss man hier den Restanstand von McKinsey erwähnen, die uns wenigstens nicht das Märchen vom Fachkräftemangel auftischen. Nichtsdestotrotz müssen jetzt auch gut ausgebildete Migranten und Frauen an die deutsche Arbeitsfront. Aber das sollte kein Problem sein, denn Deutschland baut flächendeckend die Kinderbetreuungseinrichtungen aus, so dass gerade junge Mütter ihren als Karriere bezeichneten Frondienst fürs Kapital reibungslos fortsetzen können.

Fazit: McKinsey sagt uns auch nichts anderes als das, was die Talking Heads des Berliner Polittheaters uns seit Jahren in den Talkshows predigen. Leute, denen es jetzt schon beschissen geht, sollten sich warm anziehen, solange sie noch Geld für warme Klamotten haben. Aber die gibt es ja zur Not auch umsonst bei der Caritas.

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Geschrieben von

lebowski

Ein Leben zwischen Faulenzerei und Leiharbeit.

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