Tatort aus Paris

Paris In der französischen Hauptstadt spielt sich seit Freitag ein Live-Krimi Krimi ab und Paris fragt sich: Wer ist der unauffindbare Täter?

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Polizisten vor der Bank Societe Generale im Geschäftsviertel La Défense, wo am Montag Schüsse fielen
Polizisten vor der Bank Societe Generale im Geschäftsviertel La Défense, wo am Montag Schüsse fielen

Foto: MARTIN BUREAU/ AFP/ Getty Images

Polizeiautos vor Zeitungsredaktionen, Fernsehsendern und Radiostationen. Einige Kollegen schossen gestern Fotos, als sich Einsatzwagen vor dem Eingang des Courrier International postierten. Kurz zuvor überschlugen sich die Flash-Meldungen auf ihren Handys.

Bei einer Schießerei in der Eingangshalle der linksliberalen Tageszeitung Libération wurde ein Fotoreporter schwer verletzt. Wie sich herausstellte wurde die gleiche Munition verwendet, mit der auch am vergangenen Freitag bereits in der Eingangshalle des Nachrichtensenders BFM TV geschossen wurde. Schnell machte das Wort "Journalisten-Killer" die Runde. Am Nachmittag schoss derselbe Täter im Geschäftsviertel La Défense um sich, ohne jemanden zu verletzen, kaperte ein Auto und ergriff die Flucht.

Nun sucht die Polizei fieberhaft nach dem Täter mit der Mütze während in den Medien dutzende Sondersendungen ausgestrahlt werden und ob man will oder nicht, wird man von einer gewissen Nervosität angesteckt. Vor allem geht es mit dem Taxifahrer, dem Zeitungsverkäufer, mit Kollegen und Freunden um die Frage: "Warum macht der das?"....

Herr Dell zumindest hätte seine wahre Freude, wenngleich die Geschichte durchaus nicht zum Lachen ist. Profiler der Polizei sagen in den Medien so Sachen wie "unberechenbar", "kann wieder zuschlagen", "äußerst gefährlich". Der Täter sei niemand, "der in Panik gerät, aufgibt oder sich versteckt..."

Nur allzu gut erinnern sich die Franzosen noch an den Islamisten Mohamed Mehra, der 2012 im Großraum Toulouse insgesamt 7 Menschen ermordete. Welches Motiv aber treibt jemanden in Zeitungs- und Fernsehredaktionen? Ein Verzweifelter, der sich in der Rolle des Angstmachers gefällt oder ein Mensch, der die Medien zutiefst verachtet. Als Tatort-Zuschauer fallen einen durchaus Szenarien ein. Leider endet der Tatort heute Abend nicht um 21h45 und morgen erwacht Paris sicher wieder mit einem mulmigen Gefühl....

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Romy Straßenburg

Lebt als freie Journalistin in Paris. Ihr Buch "Adieu Liberté - Wie mein Frankreich verschwand" ist im Ullstein-Verlag erschienen.

Romy Straßenburg

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