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Berlinale-Tagebuch ..

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Es ist Montag. Ich hatte mich in den letzten Tagen gegen weitere Kinobesuche entschieden und stattdessen das ganze Wochenende damit zugebracht, irgendwie zu genesen.

Mittlerweile wurden die Bären vergeben und ich habe fast keinen der prämierten Filme gesehen. Obwohl ich gerne wieder einmal einen italienischen Film im Original geschaut hätte, wollte ich den Sieger Cesare deve morire aus mehreren Gründen nicht gucken: ich hatte nach Werner Herzogs großartiger Dokumentation Death Row keine Lust, erneut in die Gefängniswelt und den Hochsicherheitstrakt einzutauchen und war zudem wenig motiviert, alten Herren dabei zuzusehen, wie sie Shakespeare proben und aufführen. An dieser Haltung hat sich auch nach wie vor nichts geändert.

Dass Petzold einen Bären erhalten hat, ist okay, aber wie ich bereits schrieb, kann ich die Figuren nicht nachvollziehen, befremdet mich das Artifizielle, das seinen Filmen innewohnt immer ein wenig und so hätte ich mich mehr gefreut, wenn Christian Schmids Was bleibt einen Preis erhalten hätte.

Aber eigentlich ist mir das alles ohnehin total egal, denn L'enfant d'en haut von Ursula Meier hat den Silbernen Bären in Form des Sonderpreises erhalten! Es ist der Film, der mir von allen am besten gefallen hat.

Dankbar blicke ich auf die letzten Tage zurück, weil ich so viele großartige Filme sehen durfte. Ich habe meine Liebe zum Ins-Kino-Gehen wiederentdeckt – viel zu häufig habe ich mir Filme mittlerweile lieber erst zuhause auf DVD angeschaut. Zudem habe ich überlegt, mir einen Beamer zu kaufen, insofern ich einen bezahlbaren finde, der auch einigermaßen funktioniert. Ich habe die ideale Frauenfrisur für den Kinobesuch gefunden, wenn man längeres Haar hat, das man aber nicht offen tragen möchte: den Dutt. Mit ihm kann man sich im Gegensatz zum Zopf oder dem Zusammenfassen der Haare mittels Spange, gemütlich anlehnen, da der Dutt selbst über die Sessellehne hinausragt. Allerdings muss man aufpassen, dass man ihn nicht zu hoch trägt, da er sonst den Menschen, die hinter einem sitzen im Weg ist, man zudem den von mir verhassten Berlin-Mitte-Dutt hat und – wie eine Freundin von mir kürzlich feststellte – schnell aussieht wie die Hässliche in Kohlhiesels Töchter. Und ich werde den Trailer vermissen, der vor jedem Film gezeigt wurde und bei mir immer ein feierliches Gefühl und eine kleine Aufregung hervorrief.
Dass die Berlinale im Winter stattfindet, ist sicherlich ein großes Manko und der Lieblingsfreund meinte kürzlich, so ein Festival im Sommer wäre doch auch mal was. Er studierte währenddessen die Akkreditierungsvoraussetzungen von Cannes.
Ich denke mal darüber nach.

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Geschrieben von

Maike Hank

Die Eulen sind nicht, was sie scheinen.

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