Zensiert und umgedeutet

Propaganda Neue Archivfunde zeigen, wie sehr die Nazis den Berliner Künstler Heinrich Zille vereinnahmten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 14/2013

Als „Pinselheinrich“, mit Schlapphut, Zigarre und Zeichenblock kannte man Heinrich Zille in Berlin, wie er durch sein „Milljöh“ streifte und die Menschen um sich herum skizzierte. 1858 in ärmlichen Verhältnissen geboren, richtete er seinen Blick auf die Bewohner der Mietskasernen im Wedding ebenso wie auf Frauen in der Kneipe und Kinder der Straße. Szenen aus dem Berliner Volksleben am Ende der Weimarer Republik, humoristisch und sozialkritisch festgehalten und mit Bildunterschriften in schnodderigem Berliner Dialekt versehen. Weniger bekannt sind seine Zeichnungen und kunstvollen Radierungen. Käthe Kollwitz sagte einmal über ihn: „Es gibt noch einen dritten Zille, und dieser ist mir der Liebste. Der ist weder Humorist für Wi