Sachen schieben - DSM III

Menschlich. Wenn etwas von einem verlangt wird, was man nicht tun möchte, streitet man, wird mürrisch oder reizbar.

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  • Manchmal ist es sinnvoll, Sachen so lange aufzuschieben, dass Fristen nicht mehr eingehalten werden und die Dinge sich erübrigen;
  • wenn man etwas vollkommen unsinnig findet, leistet man seinen Arbeitsbeitrag nicht und unterstützt die Bemühungen anderer nicht;
  • wenn etwas von einem verlangt wird, was man nicht tun möchte, streitet man, wird mürrisch oder reizbar;
  • wenn man etwas nicht tun möchte, arbeitet man überlegt langsam oder macht die Arbeit unkonzentriert und evtl. auch schlecht;
  • man beschwert sich, wenn andere unsinnige Forderungen an einen stellen,
  • man vermeidet die Erfüllung von Pflichten, die andere einem auferlegen und vergisst sie manchmal schlicht;
  • man nimmt anderen sogenannte „nützliche Vorschläge“ zur Steigerung seiner Produktivität übel;
  • man reagiert mit Kritik oder Verachtung auf einige Autoritätspersonen;
  • man glaubt seine Tätigkeiten besser auszuüben, als andere denken.

Falls sie sich in der Auflistung in mehreren Punkten wiederfinden, haben sie mutmaßlich eine "negativistische Persönlichkeitsstörung". Sie ist gekennzeichnet durch ein tiefgreifendes Muster negativistischer Einstellungen und passiven Widerstandes gegenüber Anregungen und Leistungsanforderungen, die von anderen Menschen kommen.Eine solche Klassifizierung erfolgt nach DSM-III (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders)

Es könnte jedoch auch sein, dass sie gerade versuchen, in einem ziemlich wuseligen und hektischen Büroalltag, in welchem überdies einige der Vorgesetzten etwas überforderte "Druckmacher" sind, einigermaßen selbstbewusst und gesamtverantwortlich zurechtzukommen.

In besseren Zeiten hätten sie sich vermutlich einfach einen anderen Job gesucht.

Nachtrag: Mittlerweile gibt es weitere Versionen mit Klassifikationsversuchen.

Ein Wikipediaeintrag fasst das ganze kritisch zusammen:

"Es wird kritisiert, dass das DSM-IV unwissenschaftlich sei und symptomorientierte, reduktionistische Fehler aufweise [...] Ebenso moniert wird, dass alle Autoren des DSM Geld von der Pharmaindustrie bekämen[...]

Und weiter wrd erläutert:"Die Perspektive, die in der Definition (etwa nach ICD) deutlich wird, ist umstritten, da es sich hier letztlich um die natürliche Reaktion auf bestimmte Erfahrungen, aber nicht um eine Störung handeln könnte, da mit einiger Vorbereitung jedermann derartige Symptome zeigt."

Immer mehr an sich normale und alltägliche Sorgen werden unter medizinischen Aspekten betrachtet und bewertet. Mit einem erweiterten Katalog psychischer Störungen hinter sich, werden viele neue Medikationen empfohlen und verordnet. Denn, was im DSM steht, beeinflusst maßgeblich den ICD-10. Den Diagnoseschlüssel der WHO, mit dem auch Mediziner und Psychologen in Deutschland arbeiten und abrechnen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Meyko

Mein BUCH DES JAHRES 2018 "Happen" wurde durch den weiteren Band "Happen II"ergänzt. (Homepagelink unten - Meyko 2018)

Meyko

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