Die eiserne Wand ( Wir und die Araber ) 1923

Wladimir Jabotinsky Anlässlich des 90. Jahrestages des Erscheinens des Artikels: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2913395

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Wladimir Jabotinsky - Die eiserne Wand (Wir und die Araber)

Menorah Journal November 1923

Entgegen der guten Regel – einen Vortrag direkt mit dem Wichtigsten zu beginnen – bin ich gezwungen, diesen Aufsatz mit einem Vorworte, und noch dazu mit einem persönlichen Vorworte einzuleiten.

Der Verfasser dieser Zeilen gilt als Feind der Araber, als Anhänger ihrer Vertreibung aus Palästina usw. Das ist unrichtig. Mein gefühlsmässiges Verhalten zu den Arabern ist dasselbe wie zu allen anderen Völkern; höfliche Gleichgültigkeit. Das politische Verhalten wird durch zwei Prinzipien bestimmt. Ich halte erstens eine Verdrängung der Araber aus Palästina in jeder Form für unmöglich; Palästina wird immer ein Nationalitätestaat bleiben, was mir vollständig genügt, unter der Bedingung, dass die Juden die Mehrheit werden.

Zweitens: Ich gehöre derjenigen Gruppe an, die einmal das Helsingforser Programm formuliert hat. W ir formulierten es nicht nur zugunsten der Juden, sondern zugunsten aller Völker, seine Basis ist die Gleichberechtigung der Nationalitäten. Wie auch alle anderen, bin ich bereit, auf dieser Basis für uns und unsere Nachkommen diesen Eid zu leisten. Das scheint mir ein ziemlich friedliches Credo. Aber ganz anders gestaltet sich die Frage , ob friedliche Absichten auch auf friedlichem Wege erreicht werden können, da die Antwort auf diese Frage mit unserer Beziehung zu den Arabern nichts zu tun hat: sie wird ausschliesslich bestimmt von der Beziehung der Araber zum Zionismus. Nach dieser Vorrede können wir zum eigentlichen Thema kommen.

I

Von einer freiwilligen Versöhnung der palästinensichen Araber mit uns kann keine Rede sein, weder jetzt, noch in absehbarer Zukunft. Diesen Überzeugung äussere ich in derart scharfer Form, nicht aus dem Grunde, weil es mir gefällt, gutherzige Leute zu kränken. Übrigens glaube ich nicht, das sie sich darüber kränken werden, da sie alle, mit Ausnahme der Blindgeborenen, schon lange aus Eigenem begriffen haben, dass es ganz unmöglich ist, eine freiwillige Einwilligung der Araber Palästinas zur Umwandlung dasselben Palästinas aus einem arabischen Land in ein Land mit jüdischer Majorität zu erlangen.

Jeder Leser hat einen gewissen allgemeinen Begriff über die Kolonisation anderer Länder. Ich empfehle dem Leser, sich an alle bekannten Beispiele zu erinnern – und dann zu versuchen, die ganze Reihe überblickend, einen einzigen Fall zu finden, wo eine Kolonisation sich unter der zustimmung der Eingeborenen vollzogen hat. Ein solcher Fall ist nicht vorgekommen.

Eingeborene, gleichgültig ob zivilisiert oder unzivilisiert, haben immer hartnäckig gegen Kolonisatoren, gleichgültig ob zivilisiert oder unzivilisiert, gekämpft.

Dabei hat das Verhalten der Kolonisatoren gar keinen Einfluss auf das Verhalten der Einheimischen gehabt. Die Gefährten eines Cortes oder Pizarro oder ( wird man vielleicht behaupten ) auch unsere Vorfahren unter Joshua ben Nun benahmen sich wie Räuber; aber die englischen und schottischen Pilgrim-Fathers, die ersten wirklichen Pioniere Nordamerikas, waren ausgesuchte Leute von hohem ethischem Pathos, Leute, die die Indianer nicht nur nicht übervorteilen, ja nicht einmal einer Fliege etwas zu Leide tun wollten, und aufrichtig glaubten, dass in den Prärien genügend Platz für die Weissen un die Roten vorhanden sei. Und doch haben die Einheimischen mit derselben Wut die guten und gegen die bösen Kolonisatoren gekämpft. Dabei spielt die Frage auch gar keine Rolle, ob in dem Land viel Boden vorhanden ist. Man zählte im Jahre 1921 340.000 Indianer; ihre Zahl war aber auch in ihren besten Zeiten nicht höher als ¾ Millionen auf dem ganzen Gebiete von Labrador bis zum Rio Grande. Es gab damals keinen auf der ganzen Welt, der eine derart rege Phantasie gehabt hätte, um sich ernst die Gefahr einer wirklichen „ Verdrängung „ der Eingeboren durch die Fremdlinge vorstellen zu können. Die Eingeboren haben gekämpft, nicht etwa, weil sie sich bewusst vor der Verdrängung fürchteten, sondern ganz einfach darum, weil Kolonisation dem Eingeborenen niemals, nirgends und unter keinen Umständen annehmbar erscheinen kann. Jedes einheimische Volk, gleich ob es zivilisiert oder wild ist, betrachtet sein Land als sein nationales Heim, wo es der einzige Herrscher ist und immer bleiben will: nicht nur neue Wirte, auch neue Mitbeteiligte oder Partner in der Wirtschaft wird es nicht freiwillig zulassen.

Dies bezieht sich auch auf die Araber. Die Friedensstifter in unseren Reihen versuchen uns zu überzeugen, dass die Araber entweder Narren sind, die man mit einer „ milderen „ Formulierung unserer wirklichen Ziele täuschen kann, oder dass sie eine bestechliche Bande sind, die gegen kulturelle und ökonomische Vorteile uns den Vorrang in Palästina abtreten wird. Ganz entschieden bin ich mit dieser Ansicht übrer die palästinensichen Araber nicht einverstanden. Kulturell sind sie um Jahre hinter uns zurückgeblieben; in geistiger Hinsicht besitzen sie weder unsere Widerstandfähigkeit noch unsere Willensstärke, damit ist aber der ganze innere Unterschied erschöpft. Sie sind nämlich genau so scharfsinnige Psychologen wie wir und sind wie wir seit Jahrhunderten durch schlaue „ Pilpul „ erzogen. Wir können ihnen erzählen, was wir wollen, sie verstehen doch die Tiefe unserer Seele genau so gut, wie wir die Tiefe ihrer Seele erfassen. Und zu Palästina hegen sie dieselbe instinktive Liebe und organische Eifersucht wie die Azteken zu ihrem alten Mexico und die Sioux zu ihren Prärien. Die Einbildung unserer Arabophilen, dass dieses Volk freiwillig in eine Verwirklichung des Zionismus einwilligen wird, als Gegenwert für die moralischen und materiellen Bequemlichkeiten, die ihm der jüdische Kolonisator mitbringen wird – diese kindische Phantasie stammt aus einer Art voreingenommener Verachtung des arabischen Volks, einer Art Pauschalvorstellung der arabischen Rasse als einem bestechlichem Gesindel, das bereit ist, sein Vaterland für ein gutes Eisenbahnnetz abzutreten. Diese Vorstellung entbehrt jeder Grundlage. Man sagt, dass einzelne Araber oft bestechlich sind. Daraus folgt aber nicht, dass das palästinensische Arabertum als Ganzes fähig wäre, seinen eifersüchtigen Patriotismus zu verkaufen, etwas, dass nicht einmal die Papuas verkauft haben. Jedes Volk kämpft gegen die Kolonisation, solange es noch die geringste Hoffnung hat, sich von der Gefahr der Kolonisation zu befreien. So handeln die Araber von Palästina und so werden sie auch handeln, solange sie noch einen Funken solcher Hoffnung haben.

II.

Viele von uns glauben immer noch naiv, dass hier nur ein Mißverständnis vorliegt: die Araber hätten uns nur nicht verstanden und deshalb seien sie gegen uns; und nun, wenn wir ihnen erläutern könnten, was für bescheidende Absichten wir haben, so würden sie uns die Hand reichen. Dies ist ein wiederholt nachgewiesener Irrtum. Ich will nur an e i n e n Fall von vielen erinnern. Vor ungefähr drei Jahren hat Herr Sokolow während seines Aufenthalts in Palästinaüber dieses „ Mißverständnis „ eine grosse Rede gehalten. Er hat klar bewiesen, wie sehr sich die Araber irren, wenn sie glauben, dass wir ihnen ihr Eigentum wegnehmen oder sie zum Auswandern oder unterdrücken wollen. Wir wollen nicht einmal eine jüdische Regierung, wir wollen nur eine Regierung als Mandatarin des Völkerbundes. Diese Rede hat damals die arabische Zeitung „ El Carmel „ mit einem Leitartikel beantwortet, dessen Sinn ich zwar aus dem Gedächtnisse, aber genau widergebe: Die Zionisten regen sich unnötig auf; es liegt gar kein Mißverständnis vor. Herr Sokolow sagt die Wahrheit, aber die Araber verstehen sie auch ohne ih sehr gut. Gewiß träumen die Zionisten jetzt weder von einer Verdrängung der Araber noch von ihrer Unterdrückung noch von einer jüdischen Regierung. Derzeit wollen sie nur eines, dass die Araber sie ungehindert einwandern lassen sollen. Die Zionisten versichern, dass sie nur in denjenigen Quoten immigrieren werden, die nach der wirtschaftlichen Tragkraft Palästinas zweckmäßig erscheinen. Die Araber haben das auch niemals bezweifelt: das ist doch ein T r u i s m u s, in einer anderen Weise ist es doch nicht denkbar, zu immigrieren. Der arabische Redakteur ist sogar gerne bereit, zuzugeben, dass die potentielle Fassungskraft Palästinas sehr gross ist, das heisst, daß man im Lande beliebig viel ansiedeln kann, ohne einen einzigen Araber zu verdrängen. „ Nur das „ wollen auch die Zionisten und eben dasselbe wollen die Araber nicht. Weil nämlich dann die Juden die Majorität erhalten werden, woraus schon automatisch eine jüdische Regierung entstehen wird; und dann wird das Schicksal der arabischen Minorität vom guten Willen der Juden abhängig sein; und das die Lage einer Minorität nicht sehr vorteilhaft ist davon erzählen doch die Juden selbst mit ganz besonderer Beredsamkeit. Es sind daher keine Mißverständnisse vorhanden. Die Juden wollen nur eins, die Freiheit der Immigration; aber eben die jüdische Immigration wollen die Araber nicht.

Die Erwägung des arabischen Redakteurs ist so klar und unwiderlegbar, daß man sie auswendig lernen und allen unseren weiteren in der Araberfrage als Leitsatz zugrundelegen sollte. Es handelt sich nicht darum, welche Worte, ob Theodor Herzl`s oder Herbert Samuel`s, wir für die Aufklärung unserer kolonisatorischen Bemühungen benützen werden. Die Kolonisation trägt in sich selbst ihre einzige, unveräußerliche, jedem Juden und jedem Araber verständliche Erklärung. Die Kolonisation kann nur ein Ziel haben; für die palästinensischen Araber ist dieses Ziel unannehmbar; das liegt alles in der Natur der Dinge, und leider läßt sich diese Natur nicht ändern.

III.

Vielen scheint folgender Plan verlockend zu sein: die Einwilligung für den Zionismus nicht von den palästinensischen Arabern zu erlangen, da dies unmöglich ist, sondern von der übrigen arabischen Welt – Syrien, Mesopotamien, Hedschas und sogar Ägypten.

Falls etwas derartiges denkbar wäre, so würde dies im Grunde nichts ändern. In Palästina selbst wäre das Verhältnis zu uns dasselbe geblieben. Seinerzeit sind als Preis für die Einigung Italiens das Trento und Triest unter österreichischer Herrschaft geblieben. Die italienischen Bewohner des Trento und von Triest haben sich damit aber nicht befriedigt, sondern setzen im Gegenteil mit einer verdreifachten Energie den Kampf gegen Östereich fort. Falls es auch gelänge ( woran ich zweifle ), die Araber von Bagdad und Mekka zu überreden, daß Palästina für sie nur ein kleines, unbedeutendes Grenzgebiet ist, so würde auch Palästina für die palästinensischen Araber nicht ein Grenzgebiet, sondern ihr einziges Vaterland, der Mittelpunkt und die Stütze ihrer eigenen nationalen Existenz bleiben. Deshalb wäre man auch dann gezwungen, die Kolonisation gegen den Willen der palästinensischen Araber zu unternehmen, das heißt unter denselben Verhältnisse wie jetzt.

Aber auch ein Übereinkommen mit den Arabern außerhalb Palästinas ist für uns eine unrealisierbare Phantasie. Für eine Konzession von deratiger Bedeutung, wie Verzicht auf den arabischen Charakter Palästinas ( eines Landes, das gerade in der Mitte der „ Federation „ liegt ) - müßten wir den Nationalisten in Baghdad, Mekka und Damaskus ein sehr grosses Äquivalent anbieten. Es ist klar, dass nur zwei Formen für dieses Äquivalent denkbar sind: entweder Geld oder politischen Beistand oder beides zusammen. Wir können aber weder das eine noch das andere anbieten. Was Geld anbelangt, so ist es lächerlich, zu denken, dass wir imstande sind, Mesopotamien und Hedschas zu finanzieren, nachdem es uns sogar für Palästina nicht langt. Für jedes Kind ist es klar, dass jene Länder, mit ihren billigen Arbeitskräften, die nötigen Kapitalien einfach am Markte finden werden, ja vielleicht sogar, als wir sie für Palästina finden werden. Alles Gerede von einer materiellen Unterstützung ist entweder kindliche Selbsttäuschung oder gewissenloser Leichtsinn. Und besonders gewissenlos wäre es unsererseits, ernst von einer politischen Unterstützung des arabischen Nationalismus zu sprechen. Der arabische Nationalismus strebt nach demselben, nach dem der italienische 1870 gestrebt hat: nach Einigung und staatlicher Sebstständigkeit. Mit einfachen Worten bedeutet dies eine Vertreibung Englands aus Mesopotamien und Ägypten, die Verjagung Frankreichs aus Syrien und später vielleicht auch aus Tunis, Algerien und Marokko. Dabei mitzuhelfen, wäre unsererseits Selbstmord und Verrat. Wir stützen uns auf das englische Mandat; die Deklaration von San Remo hat auch Frankreich unterzeichnet. Wir dürfen nicht an einer politischen Intrige teilnehmen, die auf eine Vertreibung Englands vom Suezkanal und vom Persischen Golf und eine vollständige Vernichtung Frankreichs als Kolonialmacht im Orient bezweckt. Ein derartiges Doppelspiel ist nicht nur unstatthaft; es schickt sich auch nicht etwa daran zu denken. Man wird uns zerdrücken – und mit wohlverdienter Schmach – bevor wir noch die geringste Bewegung in diese Richtung machen können.

Die Schlußfolgerung: weder den palästinensischen Arabern noch den übrigen Arabern können wir eine in ihren Augen genügende Kompensation für Palästina anbieten. Eine freiwillige Übereinkunft ist deswegen undenkbar. Und deswegen können diejenigen, die eine derartige Übereinkunft als Conditio sine qua non des Zionisumus ansehen, schon jetzt „ non „ sagen und vom Zionismus abschied nehmen. Die zionistische Kolonisation muß man entweder einstellen oder sie gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung weiterführen. Sie kann dabei nur unter dem Schutze einer von der einheimischen Bevölkerung unabhängigen Macht – einer eisernen Wand – die die einheimische Bevölkerung nicht durchbrechen kann, weitergeführt und entwickelt werden.

Darin besteht auch unsere ganze arabische Politik; nicht nur „ sollte bestehen „ , sondern sie besteht auch tatsächlich darin, wenn wir es auch mit noch so viel Redensarten verhüllen würden. Wozu die Balfour – Deklaration? Wozu das Mandat? Ihr Sinn und Bedeutung besteht für uns darin, daß eine fremde Macht sich dazu verpflichtet hat, solche Verwaltungs- und Sicherheitsverhältnisse im Lande zu schaffen, daß der einheimischen Bevölkerung ohne Rücksicht auf ihre Wünsche die Möglichkeit genommen wäre, die jüdische Kolonisation administrativ oder politisch zu verhindern. Und wir alle, ausnahmslos alle, treiben täglich diese äußere Macht an, damit sie diese Rolle fest und ohne Nachsicht ausführen soll. In dieser Hinsicht gibt es keinen wirklich Unterschied zwischen unseren „ Militaristen „ und unseren „ Vegetariern „. Die einen ziehen eine Wand aus jüdischen, die anderen aus irländischen Bajonetten vor; die dritten, die Anhänger eines Übereinkommens mit Baghdad, sind bereit sich mit baghdadischen Bajonetten zu begnügen ( ein sonderbaren und gefährlicher Geschmack ); wir alle aber bemühen uns Tag und Nacht um die eiserne Wand. Dabei aber, mit unserer Deklaration von der Übereinkunft, verderben wir selbst unsere Sache, indem wir der Mandatatmacht zu verstehen geben, daß es sich nicht um die eiserne Wand, sondern um immer neue und neue Redereien handelt. Es sind diese Deklarationen, die unsere Sache zugrunde richten. Sie zu diskreditieren, zu zeigen, daß sie ebenso phantastisch wie auch objektiv - unehrlich sind, ist daher nicht nur ein Vergnügen, sondern auch eine Pflicht.

III.

Noch zwei kurze Bemerkungen:

Erstens: Auf den abgenützten Tadel, als ob der oben erwähnte Standpunkt unethisch wäre, antworte ich: nicht wahr. Eins von beiden: entweder ist der Zionismus moralisch oder er ist unmoralisch. Es war unsere heilige Pflicht, diese Frage für uns selbst schon früher entschieden zu haben, noch bevor wir den ersten Schekel genommen haben. Und wir haben sie doch im positiven Sinne entschieden. Ist aber der Zionismus moralisch, daß heißs gerecht, so muß die Gerechtigkeit ins Leben geführt werden, ohne Rücksicht, ob A, B oder C damit einverstanden sind oder nicht. Und falls A, B oder C die Verwirklichung der Gerechtigkeit mit Gewalt verhindern wollen, weil sie sich dadurch benachteiligt sehen, so muß man ihnen auch mit Gewalt die Möglichkeit dazu nehmen. Das ist Ethik, eine andere Ethik gibt es nicht.

Zweitens: Das alles bedeutet nicht, daß mit den palästinensischen Arabern überhaupt k e i n e Verständigung denkbar wäre. Nur eine f r e i w i l l i g e Übereinkunft ist unmöglich. Solange die Araber noch die geringste Hoffnung haben, uns los zu werden, werden sie diese Hoffnung werder für süßs Worte noch für nahrhafte Butterbrote verkaufen, eben weil sie kein Gesindel, sondern ein lebendiges, wenn auch zurückgebliebenes Volk sind. Ein lebendiges Volk gibt nur dann in solchen gewaltigen, schicksalsschweren Fragen nach, wenn kein einziges Schlupfloch in der eisernen Wand zu finden ist. Nur dann verlieren die radikalen Gruppen, deren Parole „ Niemals !„ lautet, ihr Prestige, nur dann beginnen die gemäßigten Gruppen an Einfluß zu gewinnen. Nur dann werden diese gemäßigten Gruppen an uns mit Vorschlägen über gegenseitige Nachlässe herantreten, nur dann werden sie anfangen, mit uns über praktische Fragen, wie die Garantie gegen eine Verdrängung oder für die Gleichberechtigung oder nationale selbstständigkeit ehrlich zu feilschen. Der einzige Weg zur Einigkeit ist die eiserne Wand, das heißt, Befestigung einer den arabischen Einflüssen unzugänglichen Macht in Palästina; und das ist eben dasjenige, was die Araber bekämpfen. Mit anderen Worten: Der einzige Weg für uns zu einer Übereinkunft in der Zukunft besteht in dem absoluten Verzicht auf irgendwelche Versuche, eine Übereinkunft in der Gegenwart zu erzielen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

p.maxwell

fiat iustitia et pereat mundus / maxwell70@gmx.de

p.maxwell

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