Lieber Kölner Stadt-Anzeiger,
pünktlich zu Ostern stellst Du fest, dass Schokolade - na was wohl? - gesünder ist als gedacht!
Dazu schreibst Du dann, dass „einer deutschen Studie zufolge“ sechs Gramm Bitterschokolade das Herzinfarktrisiko um 50 Prozent senken. Der Text steht online, da könnte man ja auch auf die Studie verlinken – wenn der Autor sie denn gelesen hat. Oder zumindest gefunden.Oder überhaupt weiß, das eine solche Studie existiert.
Dann geht's noch mal 37 Prozent runter mit dem Kakao in der Schokolade – das steht nun in einer britischen Studie. Und weil es noch nicht genug ist, reduziert Schokolade auch das Risiko auf einen Schlaganfall um 29 Prozent. Diesmal führt der Autor sogar „Forscher von der englischen Universität Cambridge im ‚British Medical Journal’“ an. Das klingt dann auch hoch professionell.
Dass es sich dabei oft um Studien mit Tieren handelt, deren Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen zu übertragen sind, erwähnt der Autor nicht.
Dazu sind solche kausalen Zusammenhänge bei komplexen Erkrankungen wie einem Herzinfarkt schwer zu ziehen. Also: Es könnte sein, dass es an der Schokolade liegt - es könnte aber auch eben so gut an tausend anderen Dingen liegen.
Letztendlich kann es gut sein, dass die Autoren einer solchen Studie auf eben diese Schwächen hinweisen – das lässt sich aber leider nicht überprüfen, da du keinen Hinweis auf die Studien gibt’s.
Zwei Fragen wirft der Autor im Text leider nicht auf: Könnte es nicht vielleicht sein, dass der Kakao in der Schokolade das Herz schützt - während Zucker und Fett selbigem schaden? Und die viel wichtigere Frage für einen Journalisten: Cui bono? Wer profitiert von so einem Artikel? Die Antwort darauf ist leicht zu finden: Die Nahrungsmittelindustrie. Sie finanziert gerne vergleichbare Studien und nutzt einfältige Journalisten als kostenlose Werbeträger.
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