Achtet man auf Details, oder?

Literaturkritik Sehe ich mal von der erotischen Rasur ab, Kathrina, die Du dem Matern und mir verpasst hast, finde ich einige Hinweise nicht nur interessant, sondern durchaus wichtig:

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Das, was umgangsprachlich als Moderne ausgewiesen wurde, um eine Epoche zu bezeichnen, die sie literarisch gar nicht war, weil sie sprachlich von einer bürokratisch sorgfältigen Anhäufung bis zu experimentellen Vorgängen reichte, ist in Öffentlichkeit und Literarturkritik kaum mehr zu erkennen. Der literaturhistorische Hang, Epoche machen zu wollen, stand und steht im Wege, ebenso die zumeist älteren Kritikergestalten, die sich nur allzuleicht als Karikaturen ihrer jeweiligen Mission erweisen, freilich im Namen der Literatur, als ginge es um einen einen, nicht einmal mehr dreifaltigen Gott.

Ließe man die Vokabel ‘Literatur’ einfach fallen und spräche angemessener über Literaturen, wäre von Beginn an klar, dass nur ein Sammelbegriff angebbar ist, der einen Zusatz ‘gut’ oder ‘schlecht’ fragwürdig macht. Man hätte sich mit unterscheidbaren Ausrichtungen zu befassen, die ihre jeweiligen Kriterien haben. Aus literaturkritischer Sicht nach Angemessenheit zu fragen, wie dies Kathrina in ihrem Essay vorschlägt, die prachtvolle, ansonsten sprachlose Urteilsvokabulei endlich abzulegen, wäre ein passabler Weg. Fortan ginge es in der Kritik weniger um Pose als um Details. Ins Zentrum würde die jeweilige Sache rücken, mithin ein Text oder ein sprachliches Ereignis.

Damit ist schon viel gewonnen, macht es doch deutlich, dass z.B. Texte innerhalb eines Wettbewerbs, um den Anlass dieses Austauschs nicht ganz aus den Augen zu verlieren, unvergleichbar sein können, weil die jeweiligen Kriterien, die bei der Gestaltung eine Rolle spielten, unterschiedliche waren. Vergleichbar wäre lediglich ein Grad von Angemessenheit in differenten Fällen. Dies könnte unter Umständen dazu führen, dass dem Autor eines gänzlich verkitschten Textes der Sieg gebührt, weil dieser Text die eigenen Kriterien am besten erfüllt. Dies wäre kein literaturkritisches Problem, sondern lediglich eines der Organisation.

Diese Auffassung setzt allerdings voraus, dass Autoren Kriterieren ausgebildet haben, nicht bloß aus dem Bauch heraus schreiben, dass Entscheidungen getroffen wurden, so oder anders zu verfahren. An den Resultaten wird man auch dieses erkennen, achtet man auf Details.

[Als Antwort auf: "Nicht hegeln, sondern vögeln, oder?"]
[Eine Antwort durch: "Geschichten sind fragwürdig, oder?"]

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Geschrieben von

R.M.

Anmerkungen über Politik und 'Kultur'.

R.M.

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