Nicht hegeln, sondern vögeln, oder?

Literaturkritik Man darf Männer einfach nicht alleine lassen. Ist denn das, was in aller Einfallslosigkeit Moderne bezeichnet wurde, nur ein bürokratischer Reflex gewesen?

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Die Literatur der Moderne, war sie nicht viel reichhaltiger, als ihr beiden dies berücksichtigt? Gab es nicht auch experimentelle Lüste, die heute kaum noch jemand anzuführen wagt? Sind die Schriften des Wiener Karl Kraus, um einen Autor aus jener Zeit hervorzuheben, nicht zu einer Inspirationsquelle nachgeborener Österreichischer SchriftstellerInnen geworden?

Dass heute, insgesamt betrachtet, die hingebende Ordnungsliebe den Vorzug erhält, ob als hausgetreues Frauen- und Männerglück, oder als breitflächige Katalogisierung von Literatur(markt)funktionären - oh Mann! -, dies lässt sich doch nicht vollständig jener Zeit zuschieben. Sprache hat doch damals eine erkennbare Funktion gehabt, die über das fleißige Anhäufen und Sortieren von Informationen hinausging, wenn auch nur am Rande der Gesellschaft.

Es wäre mit Sicherheit übertrieben, von Schriftstellern Autonomie einzufordern, wir wären sie los, aber lässt sich nicht ein Funke schlagen, der wenigstens mal aufraunen lässt, als hätte eine Mücke oder Zecke zugestochen? Ich erinnere mich an einen Kritiker, der unbedingt zusehen wollten, wie Kinder Pillen schlucken, Sprache war zweitrangig, die Form aber sollte nett eingehübscht sein. Mit Schleifchen und Geschenkpapier. Dieser Kontrast machte ihn heiß, soweit ich dies am Fernseher bemerken konnte. Den Einkaufswagen hatte er immer parat. Ein Supermarktidyll! Muss es denn dabei bleiben? Muss ein Erzählen industriell verkommen, oder, um die derzeitigen Umbrüche einzubeziehen, zu einem Resultat marktkonformer Algorithmen degenerieren?

Ich, Kathrina Talmi, nehme mich jetzt mal zurück, gebe aber einen schweren Verweis. Auf “Jenseits des Absoluten”, einen mehrteiligen Essay, der Autonomie ins Zentrum rückt. Und Jungs, wie hörte ich doch einst: Nicht hegeln, sondern vögeln!

[Als Antwort auf: (1) Das Dilemma der Literaturkitik, oder?
(2) Was ist denn hier los, oder?]

[Beantwortet durch: "Achtet man auf Details, oder?"]

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Geschrieben von

R.M.

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