Beschneidung: Das Volk und seine „Vertreter“

Umfrage 70 Prozent der Deutschen lehnt das Beschneidungsgesetz ab. 70 Prozent seiner "Vertreter" haben dem Gesetz zugestimmt.

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Laut einer Meldung des SPIEGEL, die sich auf eine Vorabmeldung der FAS bezieht, die sich ihrerseits auf eine aktuelle „repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des Vereins Mogis (Missbrauchsopfer gegen Internetsperren)“ beruft, lehnen 70 Prozent der Deutschen das Gesetz zur Beschneidung von Jungen ab, das der Deutsche Bundestag am am 12.12.2012 mit großer Mehrheit beschlossen hat. 24 Prozent finden das Gesetz richtig.

Das Schnüffeln nach antisemitischen, respektive nazistischen Motiven, die dahinter stehen könnten/ sollten/ unbedingt müssen usw. überlasse ich gerne den Experten für solche politischen Tiefendeutungen. Auch möchte ich nicht die Beschneidungsdebatte neu eröffnen. Dies wäre ohnehin sinnlos. Aber da Weihnachten besonders im traditionell kinderfeindlichen Deutschland traditionell die Hochburg feierlichst zelebrierter Kindesverehrung ist – möglicherweise deshalb, weil das da noch gefeierte Kind bereits für das spätere Kreuzigen vorgesehen ist -, scheint mir eine Erinnerung daran nicht fehl am Platz zu sein, wer am 12.12.2012 im Deutschen Bundestag für das Kindeswohl und die volle Geltung der Grundrechte auch für Kinder gestimmt hat und wer nicht. Schließlich ist nächstes Jahr Bundestagswahl.

Aber nicht nur das Abstimmungsverhalten der einzelnen Abgeordneten ist teilweise interessant, auch das Abstimmungsverhalten der Fraktionen wirft anzügliche Fragen auf. So gab es z.B. bei der CDU 92,23 % Zustimmung, was die Frage aufwirft, ob das eher von Gewissen zeugt oder von blinder Parteihörigkeit. Keine Gegenstimmen oder Enthaltungen gab es dagegen bei der CSU, aber 15, 91 % Abwesenheit. Krankheit, zwingende Verhinderung oder Feigheit? Geklärt dürfte nun auch sein, weshalb DIE LINKE so fürsorglich vom Verfassungsschutz beobachtet wird: 57,33 % für Verfassung und körperliche Unversehrtheit der Kinder? Das ist doch nicht normal. Da stimmt doch etwas nicht.

Interessant aus Stuttgarter Sicht fand ich persönlich, dass doch einige Abgeordnete, die auch in der Frage von S21 Unabhängigkeit im Denken zeigten – oder zumindest gelegentlich aufscheinen ließen – diesem Gesetz gegenüber eine kritische Haltung zu haben scheinen. Das ist aber nur ein subjektiver Eindruck nach einem schnellen Durchklicken.....

Zu den GRÜNEN möchte ich gerne einen aufschlussreichen Leserkommentar aus dem Spiegel zitieren, der für eine Vielzahl von Abgeordneten aller Fraktionen typisch sein könnte:

Ich hatte die Äußerung des Herrn Jerzy Montag (Anwalt, Abgeordneter von B90/Grüne) im ZDF "dass es auch nicht religiöse Eltern gäbe, die trotzdem ihr Kind beschneiden lassen wollten" zum Anlass genommen diesem mitzuteilen, dass so eine Aussage unsinnig ist. Herr Montag hat mir vergangenen Dienstag geantwortet und legt nachstehende Begründung nach wörtlich = "Die Gründe, aus denen Eltern ihre Kinder sind vielfältig. Beispielsweise sind dies hygienische Gründe, oder um eine spätere Phimose zu vermeiden". Seit dem steht für mich fest. Es sitzen regelrecht dumme Leute im Bundestag wenn ein Abgeordneter und Anwalt nicht begreift, dass man für die Behandlung einer Phimose eine medizinische Indikation und kein Beschneidungsgesetz braucht....“ (wqa 22.121.2012, 14:54 Uhr)

Schöne Weihnachten! Auch für die Kinder. Alle Kinder.

Hinweis: Die Beschneidungsdebatte in der FC hat dame.von.welt dokumentiert.

Ergänzend noch eine "unideologische" Sicht (14.01.2013):

https://www.freitag.de/autoren/cyterion/religionsunabhaengige-beschneidungskritik

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

seriousguy47

Anglophiler Pensionär und Flüchtlingsbetreuer aus Stuttgart.

Wehrdienst, Studium ( Anglistik, Amerikanistik, Empirische Kulturwissenschaft, Sozialpädagogik) , Praktikum ( Primärtherapie), Lehramt, Flüchtlingsbetreuung

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