Prophezeit NASA-Studie den Weltuntergang?

Gesellschaftsstudie Das Ende sei nah, sage eine NASA-Studie sagen WiWo, epd, FAZ usw. Kleines Problem: eine solche NASA-Studie gibt es nicht.

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Jetzt also auch die FAZ: "Das Ende ist nah" , war heute (24.03.2014) als epd-Meldung online zu lesen. Jedenfalls gehe eine aktuelle Gesellschaftsstudie „der amerikanischen Raumfahrtagentur Nasa“ davon aus. Kaum weniger differenziert hatte bereits am 21.03.2014 die Wirtschaftswoche deliriert:"Das Ende der Menschheit ist nah". Wundern darf das nicht, dennChefredakteur ist der einschlägig neoliberale Talkshow-Stalker Roland Tichy (v.i.S.d.P.), und zumindest einer seiner stellvertretenden Chefredakteure, Henning Krumrey, dürfte manchem ebenfalls schon auf die sozialmarktwirtschaftlichen Nerven gegangen sein.

Bereits am 20.03.2014 hatte die Berliner Zeitung journalistisch professioneller formuliert "Studie der Nasa: Zivilisation ist dem Untergang geweiht" und auch inhaltlich - ohne neoliberalen Schaum vor dem Mund - einigermaßen zutreffend beschrieben, um was es geht. Ähnliches kann man auch zum Bericht der Epoch Times vom 21. März 2014 sagen, wo leider der Titel "Die Zivilisation ist am Ende": NASA-Studie sieht schwarz für die Industriegesellschaftkonterkariert, was im Text fast korrekt gesagt wird, dass es nämlich um „eine NASA-finanzierte Studie“ geht.

Bleibt also als erstes festzuhalten, dass der alternative Internetjournalismus zumindest inhaltlich besser und objektiver und sachlich richtiger berichtet als die traditionellen Medien – Ausnahme beim Inhalt: Berliner Zeitung. Denn die NASA hatte bereits am 20.03.204 öffentlich erklärt, dass die durch die Medien geisternde „NASA-Studie“ keine NASA-Studie ist, sondern eine Studie unabhängiger Forscher der Universitäten Maryland und Minnesota, „utilizing research tools developed for a separate NASA activity“. Am Ende der Studie selbst liest es sich so: „This work was partially funded through NASA/GSFC grant NNX12AD03A“. *)

Nun aber der Reihe nach. Am 14. März 2014 hatte der Politologe (?), Autor und Journalist Nafeez Ahmed im Guardian von der Studie eines Forscherteams um den amerikanischen Mathematiker Safa Motesharrei berichtet, in der mit Hilfe eines interdisziplinären Modells (einer mathematischen Formel) namens HANDY (Human and Nature Dynamic) versucht wird, den Aufstieg und Fall von menschlichen Zivilisationen/ Kulturen zu operationalisieren und wissenschaftlich analysierbar zu machen (mein Versuch, es zu verstehen), um auf diesem Wege herauszufinden, was einen solchen Kollaps auslöst, und wie rechtzeitig erkannt werden kann, dass ein solcher Untergang bevorsteht.

Nafeez Ahmed scheint auf diesem Gebiet eine eigene Kompetenz zu besitzen, also der richtige Autor zu sein, um die Ergebnisse der Studie in die Öffentlichkeit zu tragen:

..in my own PhD research at the University of Sussex I explored the direct link between class dynamics, inequality, overconsumption, and social instability in past empires, leading to past collapses and genocides - an area that remains under-explored in Tainter's work, and at least tentatively addressed by the HANDY model.“

Am 21.03.2014 tat er dies erneut im Guardian, um auf Angriffe eines Bloggers zu antworten und die Sache mit der NASA klarzustellen. Spätestens da also hätten es auch die anderen Schreiberlinge merken können, die auch gut daran getan hätten, seinen anderen Beitrag etwas gründlicher zu lesen.....

Es geht in der HANDY-Studie zunächst einmal um ein mathematisches Modell. Um zu so einem Modell zu kommen, haben der Mathematiker (?) Safa Motesharrei, der Sozialwissenschaftler (?) Jorge Rivas und die Metereologin/ Klimaforscherin (?) Eugenia Kalnay zunächst auf die Lotka-Volterra-Gleichungen (auch als Räuber-Beute-Gleichungen bekannt) aus der theoretischen Biologiezurückgegriffen. Diese „sind ein System aus zwei nicht-linearen, gekoppelten Differentialgleichungen erster Ordnung und beschreiben die Wechselwirkung von Räuber- und Beutepopulationen. Unter Räuber und Beute sind dabei zwei Klassen von Lebewesen gemeint, wobei die eine sich von der anderen ernährt.[V 1] Aufgestellt wurden die Gleichungen 1925 von Alfred J. Lotka[1] und, unabhängig davon, 1926 von Vito Volterra.“

Für unsereins als gemeinem Zeitungsleser erklärt die Berliner Zeitung das Modell etwas anschaulicher:

Es bezieht sich auf die Nahrungskette und sagt aus: Wenn es genug Beute gibt, nimmt die Anzahl der Räuber zu. Die Beute wird daraufhin kleiner, wodurch die Zahl der Räuber wieder sinkt. Dies gibt der Beute-Population die Möglichkeit, sich wieder zu erholen.“ So bleibt das System in Balance und beide Populationen haben eine Chance, bei gleichbleibenden Umweltbedingungen zu überleben.

Um dieses Modell aussagekräftiger für menschliche Gesellschaften zu machen, haben die Autoren zwei weitere Elememnte eingeführt, ohne die nach ihrer Meinung Niedergang und Zerfall historischer menschlicher Zivilisationen nicht hinreichend erklärt werden können. Wieder in Worten der Berliner Zeitung:

In der modernen Zivilisation bilden die Menschen die Räuber, die Beute sind die natürlichen Ressourcen. Dem mathematischen Modell zufolge führt die [exzessive - sg] Ausbeutung der natürlichen Ressourcen [zur Akkumulation von "Reichtum" - sg] und die ungleiche Verteilung des Reichtums zum totalen Kollaps der Zivilisation.“ [Hervorhebungen sg]

In den Worten der Autoren der Studie klingt das ursprünglich so:

In this paper we attempt to model collapse mathematically in a more general way. We propose a simple model, not intended to describe actual individual cases, but rather to provide a general framework that allows carrying out “thought experiments" for the phenomenon of collapse and to test changes that would avoid it. This model (called HANDY, for Human and Nature Dynamics) advances beyond existing biological dynamic population [* *] models by simultaneously modeling two separate important features which seem to appear across societies that have collapsed: (1) the stretching of resources due to the strain placed on the ecological carrying capacity …., and (2) the economic stratification of society into Elites and Masses (or \Commoners") .... In many of these historical cases, we have direct evidence of Ecological Strain and Economic Stratification playing a central role in the character or in the process of the collapse ….. For these empirical reasons, and the theoretical ones explained in section 3, our model incorporates both of these two features. Although similar to the Brander and Taylor [1998] model (hereafter referred to as „BT") in that HANDY is based on the classical predator-prey model [siehe oben], the inclusion of two societal classes introduces a much richer set of dynamical solutions, including cycles of societal and ecological collapse, as well as the possibility of smoothly reaching equilibrium (the ecological carrying capacity). We use Carrying Capacity in its biological definition: the population level that the resources of a particular environment can sustain over the long term .... In this paper, we call these environment resources „Nature".“

..

Human And Nature DYnamics (HANDY) was originally built based on the predator-prey model. We can think of the human population as the „predator", while nature (the natural resources of the surrounding environment) can be taken as the „prey", depleted by humans. In animal models, carrying capacity is an upper ceiling on long-term population. When the population surpasses the carrying capacity, mechanisms such as starvation or migration bring the population back down. However, in the context of human societies, the population does not necessarily begin to decline upon passing the threshold of carrying capacity, because, unlike animals, humans can accumulate large surpluses (i.e., wealth) and then draw down those resources when production can no longer meet the needs of consumption. This introduces a different kind of delay that allows for much more complex dynamics, fundamentally altering the behavior and output of the model. Thus, our model adds the element of accumulated surplus not required in animal models, but which we feel is necessary for human models. We call this accumulated surplus wealth".

Empirically, however, this accumulated surplus is not evenly distributed throughout society, but rather has been controlled by an elite. The mass of the population, while producing the wealth, is only allocated a small portion of it by elites, usually at or just above subsistence levels. Based on this, and on the historical cases discussed in the introduction, we separated the population into Elites" and „Commoners", and introduced a variable for accumulated wealth. ... This adds .. a different dimension of predation whereby Elites „prey" on the production of wealth by Commoners. As a result, HANDY consists of four prediction equations: two for the two classes of population, Elites and Commoners ...; one for the natural resources or Nature...; and one for the accumulated Wealth..., referred to hereafter as „Wealth". This minimal set of four equations seems to capture essential features of the human-nature interaction and is capable of producing major potential scenarios of collapse or transition to steady state“

Das Modell enthält nun also vier statt zwei Variablen: die "Eliten" und das "gemeine Volk" als "Räuber" und die Natur und den daraus generierten Wohlstand als "Beute" - nach meinem Verständnis jedenfalls.

Das auf dieser Basis gewonnene HANDY-Modell wird dann in verschiedenen Szenarien für drei unterschiedliche Gesellschaftstypen durchgespielt, was ich im Detail als blutiger Laie in Mathe & Biologie tunlichst überspringen möchte. Zusammenfassend beschreiben die Autoren es folgendermaßen:

We conducted a series of experiments with the HANDY model, considering first an egalitarian society without Elites (...), next an equitable society (...) where Non-Workers and Workers are equally paid, and finally an unequal society whose Elites consume.... times more than the Commoners. The model was also used to find a sustainable equilibrium value and the maximum carrying capacity [***] within each of these three types of societies.“

Dass der Gesellschaftstyp mit sozialer Ungleichheit dabei am ehesten dem entspricht, wie wir organisiert sind, braucht hier nicht eigens betont zu werden. Er hat sich in den Experimenten der Studie als der instabilste (collapse is difficult to avoid) erwiesen und ist – bezieht man sich auf vorausgegangene historische Untergänge von Zivilisationen - langfristig am ehesten dem Untergang geweiht, weil er am wenigsten in der Lage ist, die entsprechenden Variablen dauerhaft im Gleichgewicht zu halten. (Meine Formulierung)

Fünf Risiko-Faktoren haben die Forscher dabei ausgemacht: Bevölkerungswachstum, Klimawandel, Wasserversorgung, Landwirtschaftsentwicklung und Energieverbrauch. Bereits jetzt, so die Forscher, sei eine verheerende Dynamik eingetreten. Im Jahr verbrauchen allein die Menschen in der westlichen Welt 1,5-mal mehr Ressourcen, als im gleichen Zeitraum auf der Erde nachwachsen können. Schätzungen zufolge werden in absehbarer Zeit auf der Erde 10 Milliarden Menschen leben. ..... [Diese Auflistung scheint dem ersten Bericht im Guardian entnommen zu sein. Im Papier zu der Studie konnte ich eine solche Stelle bislang nicht finden.]

..

Besonders fatal ist nach Aussagen der Forscher, dass die Überausbeutung der Ökosysteme verbunden ist mit einer Aufspaltung der Gesellschaft in reiche Eliten und große arme Bevölkerungsschichten. Ein Effekt ist, dass die Teile der Menschheit, die sich höheren Wohlstand leisten, den drohenden Umweltkollaps viel später spüren als jene, die zum Beispiel durch Dürren, Fluten oder Hungersnöte direkt davon betroffen sind. Sie machen also weiter wie bisher. Vor allem die Eliten an den Hebeln der Macht.“ (Berliner Zeitung, Hervorhebungen von mir)

Hier wird ein Moment der sozialen Ungleichheit hervorgehoben, das ansonsten eher übersehen wird: die Korrumpiertheit der Machteliten durch die bloße Tatsache ihres Reichtums, der es ihnen möglich macht, zu übersehen, was sie/ unsere Gesellschaft mit den natürlichen Ressourcen anrichten. Während sie die Natur überstrapazieren um ihren Reichtum immer stärker zu mehren, müssen die Massen - zumindest die ganz unten - dies tun, um überhaupt zu überleben. So sorgt zunehmende soziale Ungleichheit zu zunehmender Vernichtung natürlicher Ressourcen und Mahner und Warner werden zwischen beiden Klassen zerrieben. (Meine Ergänzung)

Wäre noch der technologische Wandel zu erwähnen. Der„kann die Effizienz der Ressourcennutzung [zwar] erhöhen, neigt aber auch dazu, den Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch und das Ausmaß der Ressourcengewinnung zu erhöhen. Die Verbrauchssteigerung ist häufig der Ausgleich für die erhöhte Effizienz der Ressourcennutzung," so Motesharrei. (Epoch Times)

Um einem Kollaps unseres Systems vorzubeugen, halten die Autoren es für unabdingbar, die soziale Ungleichheit stark zu reduzieren und das Bevölkerungswachstum auf ein tragfähiges Maß zu begrenzen ("inequality must be greatly reduced and population growth must be maintained below critical levels in order to avoid a societal collapse"). Oder, wie die Autoren es in ihrer Zusammenfassung (Abstract) formulieren: Ein Zusammenbruch unseres Gesellschaftssystems kann vermieden und das Bevölkerungswachstum innerhalb des Verkraftbaren gehalten werden, wenn die Ausbeutung der Natur innerhalb des Rahmens der Nachhaltigkeit bleibt und die Verteilung gerecht ist („Collapse can be avoided, and population can reach a steady state at the maximum carrying capacity, if the rate of depletion of nature is reduced to a sustainable level, and if resources are distributed equitably“). Hier ist die Politik gefragt und dabei könnte das einfache, subkomplexe Modell hilfreich sein.

Ob die Erklärungen, die die Autoren dazu geben, alle hinreichend sind für die modernen industriellen Gesellschaften, mag man bezweifeln. Die Annahme, dass „die Eliten im Endeffekt zu viel verbrauchen“ unddies in der Folge “zu einer Hungersnot unter den Armen“ führt, „was schließlich den Zusammenbruch der Gesellschaft fördert“, und dass ... dies „zu einem großen Verlust an Arbeitnehmern“ führt, aber nicht zu einem „Zusammenbruch der Natur" (zit. nach Epoch Times), klingt ein bisschen zu simpel für unsere gesellschaftlichen Verhältnisse – selbst wenn man es global betrachtet.

Aber das Modell kommt zu ähnlichen Ergebnissen wie die Studie "Die Grenzen des Wachstums" von 1972 und das mit einem sehr viel weniger komplexen Modell. Und das ist denn wohl auch das eigentliche Ziel der Arbeit: ein möglichst einfaches Modell für Erklärung und Analyse zu finden. Das schließt nicht aus, dass man es weiter entwickelt und komplexer gestaltet – was die Autoren – nach meiner Erinnerung – im Text auch so sagen.

Bliebe noch nachzutragen, dass in den durchgespielten Szenarien bei totaler – also unrealistischer - sozialer Gleichheit (egalitarian society, without economic stratification) und nachhaltigem Wirtschaften am ehesten ein gedeihliches und dauerhaftes Gleichgewicht herauskam, dass aber allein die übermäßige Ausbeutung der Natur selbst hier zu einem Zusammenbruch der Gesellschaft/ Zivilisation führen kann.

Eine sozial gerechte Gesellschaft (equitable society, having workers and non-workers with the same level of consumption, the workers have to deplete enough of Nature to support both the non-workers and themselves) kann ebenso wie die sozial gleiche Gesellschaft bei nachhaltigem Wirtschaften ein dauerhaftes Gleichgewicht erhalten. Und auch hier führt übermäßige Ausbeutung der Natur am Ende zum Kollaps.

Kurz und gut: eine wirklich sozial-ökologische Marktwirtschaft käme im Rahmen des Kapitalismus wohl am besten über die Runden. Der neoliberale Raubtierkapitalismus sieht nicht nur so aus, als ob er eine Spur der Verwüstung hinterlässt. Er strebt dem Kollaps zu. HANDY könnte man deshalb augenzwinkernd als das in eine mathematische Formel überführte „Das Kapital“ mit grüner Komponente betrachten. Die korrekte Medien-Schlagzeile wäre dann: "Soziale Ungleichheit führt zu Untergang von menschlichen Gesellschaften".

Dies wiederum erklärt hinreichend, weshalb die neoliberale Postille Wirtschaftswoche es noch nicht einmal für nötig befindet, das Original zu lesen und sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Stattdessen nutzt man irgendeine Meldung, die man irgendwo – Quellenangaben finden sich in den Medienberichten insgesamt eher nicht – aufgeschnappt hat, um sich in den Zustand der Öko-Erregung zu versetzen und schäumend los zu geilen:

Aus vorbei, nichts geht mehr. Die Menschheit ist am Ende. Das prophezeit eine aktuelle Studie der Nasa.Darin spielte die amerikanische Raumfahrtbehörde etliche Szenarien über den Fortbestand der Erde durch und kam immer zu dem gleichen Ergebnis: Unsere Zivilisation wird aufgrund des Klimawandels, des Ressourcenverbrauchs und des Bevölkerungswachstums nicht überleben. Das Ende der Ära Mensch sei unausweichlich, heißt es in der Studie.

Der von mir hervorgehobene hanebüchene und unzutreffende Schwachsinn macht etwa die Hälfte des ganzen Textes in diesem Abschnitt aus. Und bezeichnenderweise fehlt die Variable „soziale Ungleichheit“ ebenso wie der Verweis auf die untersuchten Gesellschaftsmodelle. Stattdessen kommt weiter unten die unvermeidliche rechte Keule, die vor allem eines anzeigt, dass man keine ernsthafte Auseinandersetzung sucht:

Die Begründung klingt nach einer Neuauflage der Abhandlung „Der Untergang des Abendlandes“, die der Philosoph Oswald Sprengler bereits 1918 veröffentlichte. Darin richtete sich der Wissenschaftler aus dem Harz gegen eine lineare Geschichtsschreibung, in der die Geschichte der Menschheit eine fortlaufende Erfolgs- und Wohlstandsstory ist. Vielmehr favorisierte er eine Zyklentheorie, nach der Kulturen immer wieder neu entstehen, eine Blütezeit erleben und schließlich untergehen.“[Hervorhebungen von sg]

Also mal davon abgesehen, dass der Herr Spengler heißt und der Text erkennbar, aber ohne Quellenangabe, aus Wikipedia abgekupfert ist, hat Spengler weder über Ökonomie noch über Ökologie geschrieben, sondern eine geschichts- bzw. kulturphilosophische Abhandlung verfasst, die man stellenweise gerne merkwürdig finden mag. Und ein Verweis darauf, dass der „Wissenschaftler“ ja nur aus dem „Harz“ komme, also Hinterwäldler sei, ist auch bloß unterste Gürtellinie ohne Erkenntniswert für das Thema hier. Aber irgendwie soll er den Nazis den Weg bereitet haben, und wenn man der Ökologiebewegung gerade mal keine Pädophilie einsetzen kann, greift man eben gerne mal zur anderen Keule.

Unsere Gesellschaft überlaste die Ökosysteme,“ heißt es bei WiWo korrekt weiter,was in der Kettenreaktion zu einem zu hohen Verbrauch der Globalressourcen führt. Entsprechend werden die Ressourcen teurer und die Gesellschaft spaltet sich in Reiche und Arme.“

Ja, Lesen sollte man können/ wollen, dann würde man vielleicht auch mitbekommen, dass die Reihenfolge anders ist. Die Spaltung in Arm und Reich ist hier eine der Voraussetzungen dafür, dass die Ökosysteme zwangsläufig überlastet werden. Und am Ende wird es dann ganz dümmlich:

Wie lange sich die Menschheit als Hochkultur noch auf der Erde halten wird, konnten die Nasa-Forscher übrigens nicht berechnen. Das hänge davon ab, wie wir künftig mit unseren Ressourcen umgehen.“

Es ist wieder mal ein Grundmuster des neoliberalen Parolen-Journalismus am Werke, dem es nicht um Erkenntnisgewinn und den Austausch von Argumenten geht, sondern um das bloße Diffamieren und Niedermachen alternativen Denkens. Recherche braucht man nicht, man hat ja seine Glaubensbekenntnisse.

Und auf der Ebene der Kommentare setzt sich das in üblicher Sinnlosigkeit fort, wie man beispielhaft in der FAZ verfolgen kann. Es ist das übliche Ritual, das der Empörungsabfuhr dient, aber nichts ändert......

Persönliche Schlussbemerkung: Mir fehlt es an Zeit & Kompetenz, um mich eingehender mit der HANDY-Studie auseinanderzusetzen. Und der Beitrag ist, mangels Vorbereitung, mit heißer Nadel gestrickt, da ich mich durch den heutigen Bericht der FAZ unter Zugzwang fühlte. Vielleicht fühlt sich ja jemand anders dazu angeregt, der Sache etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen....?

*) Keith's 21 March update: NASA responded to my questions on this topic:

NASAWATCH: Did NASA money support this work and if so how much and who (program, project, directorate) paid for it?

NASA: In 2010, NASA funded a small pilot project at the University of Maryland to adapt a physical climate simulation model for use at the University. A small secondary task, valued at less than $30,000, was used to couple the climate model with a population model. The resulting model, the "Human And Nature DYnamical' (HANDY) model is a simplified model of human-climate interactions.

NASAWATCH: If NASA funds were used why has it been pulled offline? Is not such work a matter of public record?

NASA: NASA has not pulled the paper offline or directed it to be done. Questions regarding the paper itself should be directed to the University of Maryland.

NASAWATCH: Did NASA solicit this research - and if so what specific program solicited and funded it?

NASA: NASA did not solicit the research in this paper. The HANDY model was part of a pilot study funded as part of Goddard's Modeling, Analysis and Prediction program.

NASAWATCH: Is there a statement of work/proposal to accompany this paper?

NASA: Yes. There was a Statement of Work that covered the development of the model.

NASAWATCH: Does NASA endorse the findings?

NASA: No.

NASAWATCH: Will NASA be publishing/promoting this paper and its findings?

NASA: No.“

**) „Die Populationsdynamik biologischer Populationen ist deren größenmäßige aber auch räumliche Veränderung in der Zeit. Populationsdynamiken einer oder auch mehrerer gekoppelter Populationen sind ein prominenter Gegenstand der Biologie, speziell der Ökologie und Theoretischen Biologie. Die Populationsdynamik von Arten wird sowohl im längeren evolutionären, als auch im ökologischen Zeitrahmen, bestimmt durch multifaktorielle Wechselwirkungen innerhalb der Population, mit der belebten und unbelebten Umwelt.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Populationsdynamik

***) In der Ökologie ist die Tragfähigkeit die maximale Zahl von Organismen einer Art (Populationsgröße), die in einem Lebensraum für unbegrenzte Zeit existieren können, ohne diesen nachhaltig zu schädigen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Tragf%C3%A4higkeit_%28%C3%96kologie%29

Ergänzt & überarbeitet am 25.03.2014, 07:20 Uhr und 16:15 Uhr.

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Geschrieben von

seriousguy47

Anglophiler Pensionär und Flüchtlingsbetreuer aus Stuttgart.

Wehrdienst, Studium ( Anglistik, Amerikanistik, Empirische Kulturwissenschaft, Sozialpädagogik) , Praktikum ( Primärtherapie), Lehramt, Flüchtlingsbetreuung

seriousguy47

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