CIRCLES (Krugovi)

Kino Ein Film gegen das Vergessen von Regisseur Srdan Golubović.

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http://blog.theater-nachtgedanken.de/wp-content/uploads/2014/04/Circles_Plakat_72dpi.pngDer Krieg auf dem Balkan in den 1990er Jahren ist in den neueren Filmproduktionen aus Kroatien, Serbien und Bosnien-Herzegowina nach wie vor ein Thema. Im Forum der 63. Berlinale 2013 war es vor allem die serbisch-kroatisch-slowenische Koproduktion Krugovi (Circles - Kreise) des Regisseurs Srdan Golubović, die in Zusammenarbeit mit Deutschland und Frankreich für ein nationenübergreifendes Plädoyer wider das Vergessen der Kriegsereignisse warb.

Der Film, der jetzt in den deutschen Kinos angelaufen ist, beschreibt in den Anfangsminuten ein Ereignis aus den Tagen des serbisch-bosnischen Kriegs 1993 in Trebinje (heute im serbischen Südteil der Herzegowina, der Republik Srpska gelegen). Der bosnische Kioskbetreiber Haris (Leon Lucev) wird aus nichtigem Grund von drei serbischen Soldaten brutal misshandelt. Ihm kommt der Serbe Marko (Vuk Kostic) zu Hilfe. Es wird zunächst offen gelassen, was aus den Beteiligten in Folge dessen geschieht. Unausgesprochene Wahrheit ist aber, dass Marko seinen mutigen Einsatz für Haris mit dem Leben bezahlen musste.

Der Film setzt 12 Jahre nach dem Ereignis wieder ein, und führt einige der Menschen aus dem Umkreis der damaligen Geschehnisse wieder zusammen. Haris lebt inzwischen mit seiner deutschen Frau und zwei Kindern in Halle an der Saale. Er ist, wie es Markos Vater einmal treffend sagen wird, der Mann der nie vergisst. Selbstlos, ohne an die Folgen für sich und seine Familie zu denken, hilft er Nada (Hristina Popovic), der ehemaligen Freundin von Marko, als sie mit ihrem Sohn vor ihrem brutalen Mann nach Halle flieht. Er setzt schließlich sogar sein eigenes Leben für sie aufs Spiel.

Ganz anders verhält sich einer der Täter. Todor (Boris Isakovic) liegt in Belgrad als Unfallopfer auf dem Operationstisch des Arztes Neboja (Neboja Glogovac), einem guten Freund von Marko. In mehreren Gesprächen mit Neboja ist Todor nicht bereit aus freien Stücken seine Schuld einzugestehen und bringt den Arzt und Freund damit in einen moralischen Zwiespalt.

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CIRCLES (Krugovi) - Foto © Barnsteiner Film

Die Tat von damals zieht ihre Kreise weiter bis in das heutige Leben der Protagonisten. Markos Vater Ranko (Aleksandar Bercek), der immer noch in Trebinje lebt, baut eine im Krieg zerstörte orthodoxe Kirche wieder auf. In diesem Teil der Handlung kommt es zur Begegnung zwischen dem alten verbitterten Mann und Bogdan, dem Sohn (Nikola Rakocevic) eines der Mörder. Aus der anfänglichen Abneigung des Alten entwickelt sich aber im Laufe der Zeit eine fast väterliche Zuneigung. Im Nachdenken darüber, ob der Tod des Sohnes umsonst war, prägt Markos Vater schließlich auch das Bild des Steins, der ins Wasser geworfen, Kreise gegen das Vergessen aber auch für eine Hoffnung auf Aussöhnung ziehen kann.

In der Zusammenarbeit mit der Folgegeneration der Täter vollzieht er einen Anfang. Wie schon Arsen Anton Ostojić mit seinem bosnischen Drama Halimin Put (Halimas Weg), der 2012 im Wettbewerb des Filmfestivals Cottbus zu sehen war, ist Srdan Golubović mit Krugovi ein einfühlsamer und nachdenklich stimmender Beitrag zur notwendigen Aufarbeitung der Kriegsereignisse auf dem Balkan gelungen. Der Film erhielt dafür den Preis der Ökumenischen Jury im Forum der Berlinale 2013.

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CIRCLES - Krugovi (2013)
Serbien, Deutschland, Kroatien, Frankreich, Slowenien
112 min

Regie: Srdan Golubović
Drehbuch: Melina Pota Koljević & Srđan Koljević
Kamera: Aleksandar Ilić
Schnitt: Marko Glušac
Sounddesign: Julij Zornik
Ton: Branko Djordjević
Musik: Mario Schneider
Ausstattung: Goran Joksimović
Kostüme: Liljana Petrović

Ranko: Aleksandar Berček
Haris: Leon Lučev
Nebojsa: Nebojša Glogovac
Bogdan: Nikola Rakočević
Nada: Hristina Popović
Todor: Boris Isaković
Marko: Vuk Kos

Kinostart: 17. April 2014

Weitere Infos: http://www.circles-derfilm.de/

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Geschrieben von

Stefan Bock

freier Blogger im Bereich Kultur mit Interessengebiet Theater und Film; seit 2013 Veröffentlichung von Kritiken auf kultura-extra.de und livekritik.de

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