Wer die Zukunft der Piraten prägen wird

Porträts Comeback oder Kick-Start für die Karriere: Vier Leute, von denen wir und die Piraten noch hören werden
Beisitzerin im Bundesvorstand der Piraten und designierte Bestseller-Autorin: Julia Schramm
Beisitzerin im Bundesvorstand der Piraten und designierte Bestseller-Autorin: Julia Schramm

Foto: Carsten Rehder / AFP / Getty Images

Christopher Lang, 25

Fachinformatiker
Twitter-Name: @ABS0LEM

http://img685.imageshack.us/img685/9194/langklein.jpg„Ich bin mir sicher, dass Christopher Lang in Zukunft wieder eine wichtige Funktion in der Partei einnehmen wird. Das würde mich auch freuen, er hat sich jahrelang sehr intensiv eingesetzt“, sagt der Piratenvorsitzende Bernd Schlömer. Seit Anfang 2009 hatte Lang die Pressearbeit der Piraten begleitet, zuletzt als Bundespressesprecher der Partei. Dann trat er im Juni zurück. Er sei „müde, ausgepowert und erschöpft“, schreibt der Fachinformatiker in einem offenen Brief. Der tiefere Grund liegt laut Lang in Querelen mit einer „Klüngelgruppe“ von Abgeordneten der Berliner Piraten-Fraktion. Lang sprach von „Rufmord“ und systematischer Diskreditierung. Einmal sei er sogar mit einem Kabel geschlagen worden. Lang ist der Lebensgefährte der Abgeordneten Susanne Graf. Sie hatte ihn als persönlichen Mitarbeiter eingestellt, nach Kritik aber wieder entlassen. Trotz allem sitzt Lang für die Piraten als Fraktionsvorsitzender in der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Mitte.

Leena Simon, 27

Datenschutz-Aktivistin
Twitter-Name: @reticuleena

http://img171.imageshack.us/img171/4918/leenasimonklein.jpgWenn es jemanden gibt, an dem sich die veränderte Haltung der Piraten zur Geschlechterfrage zeigt, dann ist es Leena Simon. Noch im Herbst 2011 löste die damalige Philosophie-Studentin einen Sturm der Entrüstung aus, als sie einen Newsletter für Piratinnen in der Partei etablieren wollte – und kassierte dafür eine Abmahnung vom Berliner Landesverband. Inzwischen hat Simon beim Bielefelder Digitalrechtsverein Foebud angeheuert und betreut dort Social Swarm – ein Projekt zur Etablierung eines datenschutzfreundlichen sozialen Netzwerks. „Das Klima in der Piratenpartei hat sich radikal gewandelt“, sagt sie. Eine offizielle Kandidatur habe sie zwar noch nicht eingereicht, „aber ich könnte mir vorstellen, mich für den Bundestag aufstellen zu lassen“. Sollte sie ins Parlament gewählt werden, wolle sie sich für freie Software, eine Reform des Urheberrechts, digitale Mündigkeit und die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens einsetzen.

Jens Seipenbusch, 43

IT-Abteilungsleiter
Twitter-Name: @Seipenbusch

http://img100.imageshack.us/img100/9281/seipenbuschklein.jpgJens Seipenbusch ist ein Mitgründer der Piratenpartei in Deutschland. Er war von 2006 bis 2011 Mitglied des Bundesvorstands, darunter drei Amtsperioden Parteivorsitzender. Anfang 2012 gründete er zusammen mit anderen Mitgliedern der ersten Generation die Gruppe 42. Der Zusammenschluss soll die Kernthemen Urheberrecht, Datenschutz und Netzpolitik in der Partei stärker zur Geltung bringen. Seipenbusch hat schon erklärt, dass er 2014 für das Europaparlament kandidieren will. Es werde nicht leicht, eine Konkurrenz zu ihm aufzubauen, sagte er dem Spiegel im April. Amateure hätten die Piraten schon genug. Ausgemacht ist seine Wahl jedoch noch nicht. In den Piraten-Fachgruppen für Außen- und Sicherheitspolitik sowie für Europa kamen Seipenbuschs Bemerkungen weniger gut an. Obwohl er in seinem Blog rhetorisch zurückruderte, hielt er seine Bewerbung aufrecht. Ein Mitglied der Arbeitsgruppen ist er bis heute nicht geworden.

Julia Schramm, 26

Autorin
Twitter-Name: @laprintemps

http://img337.imageshack.us/img337/7748/schrammklein.jpgIm Bundesvorstand kümmert sich Julia Schramm um die Anträge für die anstehenden Bundesparteitage. In dieser Funktion wird sie eine zentrale Rolle dabei spielen, wie die Diskussion über die Erweiterung des Parteiprogramms im Herbst geführt wird. Für den Bundestag selbst will die Lebensgefährtin des Berliner Piratenabgeordneten Fabio Reinhardt aber nicht kandidieren. Zunächst macht die Politikwissenschaftlerin lieber Wahlkampf in eigener Sache: Im Herbst erscheint ihr Buch Klick mich! Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin. Darin will sie ihre Erfahrungen als Bewohnerin des Internets beschreiben, „wo ich alles zum ersten Mal erlebte: Liebe, Sex und Verrat. Aufklärung, Freiheit und Politik“. Angeblich hat Schramm dafür 100.000 Euro Vorschuss bekommen – was sie nicht dementiert. Schramm gehört in der Piratenpartei zu den Vertretern der Post-Privatisten, die viele Bemühungen des klassischen Datenschutzes als wirkungslos kritisieren.

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