Besser als Sandy

Zwischenruf Hurrikane sollten künftig nach Ölfirmen benannt werden!
Frankenstorm oder doch lieber Chevronstorm?
Frankenstorm oder doch lieber Chevronstorm?

Foto: Jim Watson/AFP/Getty Images

Während die eifrigen New Yorker Bürger sich daran machen, ihre Stadt wieder trockenzulegen, ist mir gestern Abend, als ich aus der Entfernung die Schreckensbilder im Fernsehen betrachtete, ein Einfall gekommen. Nichts, was eigentlich im Moment furchtbar wichtig wäre. Aber auf lange Sicht könnte es einen Unterschied machen. Warum hören wir nicht damit auf, diese Stürme nach Menschen zu benennen, und geben ihnen stattdessen den Namen von Ölfirmen?

Natürlich hat der Klimawandel nicht den Hurrikan im engeren Sinne verursacht. Ein Hurrikan wird dadurch verursacht, dass ein Tropensturm von der afrikanischen Küste abprallt und weit in den Atlantik hineingeschleudert wird. Der jüngste Wirbelsturm jedoch konnte auf Ozeanwasser reiten, das fünf Grad wärmer war als üblich. Insofern ist es kein großes Wunder, dass er sich zu einem Monster entwickelte. Als Sandy das Festland erreichte, hatte der Sturm längst jeden Rekord für den niedrigsten Luftdruck und die größte Windfläche gebrochen.

Ein Großteil des Schadens wurde freilich von der gewaltigen Sturmflut verursacht, die über die Rockaway genannte Halbinsel im New Yorker Stadteil Queens hereinbrach und den Holland-Tunnel flutete, der die Insel Manhattan mit dem Festland von New Jersey verbindet. Es ist erstaunlich, im Fernsehen Zeuge davon zu werden, wie die Lower East Side Teil des East River wurde.

Was ist der Grund, warum die Flut so hoch wurde? Der Meeresspiegel im New Yorker Hafen ist in Folge des Klimawandels gute 30 Zentimeter gestiegen! Sandy hatte eine guten Startvorsprung bei ihrer Überflutung von New York City.

Bemühungen entsprechend honorieren

Die Erdölfirmen haben die größte Rolle dabei gespielt, sicherzustellen, dass wir der globalen Erwärmung keinen Einhalt gebieten. Sie haben Klimawandel-Skeptiker gesponsort und ihre Hand darin gehabt, dass der US-Kongress zu einem großen Teil mit Anti-Umweltschutz-Extremisten besetzt wurde. Auf diese Weise haben sie bewirkt, dass eigentlich selbstverständliche Maßnahmen in Richtung erneuerbarer Energien niemals getroffen wurden. So gesehen wäre es nur folgerichtig, wenn wir ihre Bemühungen entsprechend honorieren würden und die Stürme von nun an nach ihnen benennen würden. Zumindest macht es Spaß, sich vorzustellen, wie ein Nachrichtensprecher verkündet: „Exxon bewegt sich auf die Küste von New Jersey zu und schlägt in seinem Wirkungskreis alles kurz und klein“. Oder: „375.000 Menschen müssen wegen Chevron evakuiert werden“.

Bei der Kampagne 350.org haben wir in den vergangenen Tagen einen Aufruf über unsere weltweite Mailingliste verschickt, in dem wir um Spenden für das Rote Kreuz bitten. Außerdem fordern wir die Ölfirmen dazu auf, anstatt Wahlkampf-Finanzierung zu betreiben, künftig besser ihren Teil zur Behebung der durch Stürme verursachten Schäden beizutragen.

Für mehr Durchblick in Washington D. C. wäre dies eine große Hilfe. Auch New York könnte die Hilfe gebrauchen.Zur Erinnerung: Chevron zum Beispiel hat im Oktober 2,5 Millionen Dollar an ein Political Action Committee der Republikaner gezahlt – die vermutlich größte Spende, die ein einzelnes Unternehmen jemals geleistet hat!

Für die nächsten Jahre wird jede Frau mit Namen Sandy eine Unzahl von Hurrikan-Witzen über sich ergehen lassen müssen. Fairer wäre es, wenn derjenige den Spott zu ertragen hätte, der für den Schaden verantwortlich ist.

Bill McKibben ist Mitgründer der Klimaschutzkampagne 350.org

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Übersetzung: Ralf Grötker
Geschrieben von

Bill McKibben | The Guardian

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