Helfen Unterwäschefotos dem Feminismus?

Frauensache Beyoncé sorgte nicht nur bei Obamas Amtseinführung für Aufsehen. Sie benutzte auch ein Interview, um für Gleichberechtigung zu werben. Wenn da nur nicht diese Fotos wären
Helfen Unterwäschefotos dem Feminismus?

Foto: Jewel Samad/ AFP/ Getty Images

Die moderne feministische Bewegung hat ein neues Gesicht. Es gehört Beyoncé Knowles, die gerade Schlagzeilen macht wegen der Playback-Vorwürfe bei Barack Obamas Amtseinführung. Die vor zwei Wochen erschienene Ausgabe der amerikanischen GQ enthält ein Interview mit der Musikerin, an dem sich ablesen lässt, wo der westliche Feminismus heute steht. Und es wird künftigen Generationen wohl als Lehrstück über den Irrsinn der Promi-Welt des 21. Jahrhunderts dienen.

Knowles ist eine mächtige Frau im Musik-Buisness, weiß die GQ ihren Lesern zu vermitteln. Und sie ist offenbar eine Frau mit feministischen Wesenszügen. „Gleichberechtigung ist ein Mythos. Aus irgendeinem Grund wird hingenommen, dass Frauen nicht so viel Geld verdienen wie Männer“, ereifert sie sich im Gespräch. „Ich glaube, dass Frauen finanziell unabhängig von Männern sein sollten. Geld verleiht Männern die Macht, zu sagen, wo es lang geht. Es verleiht ihnen die Macht, zu bestimmen, was sexy ist, und sogar, was feminin ist. Das ist doch lächerlich.“

Sie hat recht: Es ist lächerlich, dass Frauen weniger verdienen als Männer. Fast genauso lächerlich ist aber eine prominente Frau, die sich darüber beschwert, dass Männer bestimmen, was sexy ist – in einem Männermagazin, in dem sie fast nackt für eine Fotostrecke posiert. Auf dem Cover ist sie in einem winzigen Höschen und einem Männershirt zu sehen, das so weit hochgeschoben ist, dass ihre Brüste zu sehen sind.

Nicht einfach akzeptieren

Klagen über die Sexualisierung junger Frauen in Männermagazinen mögen so sinnvoll wirken wie Klagen über das Wetter. Doch wie Knowles ganz richtig über den Einkommensunterschied sagt, sollte ein falscher Status Quo nicht einfach akzeptiert werden. Ich bin immer wieder verblüfft, wie prominente Frauen ihren beruflichen Erfolg feiern, indem sie sich unbekleidet für Magazine ablichten lassen. In den vergangenen Monaten hatten wir auf Covern Cameron Diaz, die sich im Netzhöschen vornüberbeugte, Rihanna, bis auf eine Lederjacke unbekleidet, und Lana Del Ray, die außer Schmuck nichts trug.

Knowles stößt sich zu Recht daran, dass Frauen gedemütigt werden, indem sie geringer bezahlt werden als Männer. Genauso erniedrigend ist es aber, ständig vermittelt zu bekommen, dass es egal ist, wie erfolgreich oder klug man ist. Es zählt, wie viel sexuelle Verfügbarkeit man signalisiert.

Angesichts der geringen Zahl bekannter junger Frauen, die sich als Feministinnen bezeichnen, sollte man froh sein, dass Beyoncé Knowles überhaupt über Gleichberechtigung spricht. Dass das zusammen mit Fotos serviert wird, auf denen sie im Bikini auf einem Bett herumhüpft, gehört wohl zum Deal: Berühmte Frauen können über „Unabhängigkeit“ singen – solange sie kaum was anhaben. Sollten wir nicht weiter sein?

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Übersetzung: Zilla Hofman
Geschrieben von

Hadley Freeman | The Guardian

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