Was hat 2013 den Frauen gebracht?

Frauensache Unser Kolumnistin blickt – selbstverständlich kritisch – auf das vergangene Jahr und seine frauenpolitischen Höhepunkte zurück
Ausgabe 51/2013
Was hat 2013 den Frauen gebracht?

Illustration: Otto

Ein schwarzes Jahr für die Frauen, dieses 2013, mit – sagen wir mal – kleinen Lichtpunkten. Das begann schon im Januar. Da erzählte eine Kollegin plötzlich via stern, Rainer Brüderle habe abends an der Hotelbar die Größe ihres Busens kommentiert. Die Älteren unter uns dachten: Oh Gott, das hatten wird doch schon mal! Ist das nicht endlich durch? Ist es nicht. Es folgte ein furioser Hashtag wider die männliche Anmache. Immerhin: Die Brüderles von der FDP sind jetzt erst mal passé.

Im Frühjahr novellierte der Bundestag das Sorgerecht – eine zwiespältige Angelegenheit, so ein Fall nach dem Prinzip: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“ Zufrieden war niemand damit, und es wird weitere Urteile geben, die den Gesetzgeber vor sich hertreiben. So wie bei der Homo-Ehe. Wie schwer tun sich doch manche Leute damit, dass es sich dabei auch um ein Paar handelt, das sogar Kinder aufziehen kann. Man muss Ehe nicht mögen, aber wenn schon, denn schon.

Dauerbrenner Quote

Und dann natürlich der Dauerbrenner Quote, mit dem wir uns das ganze Jahr über herumgeschlagen haben. Ich habe nichts gegen die Frauenquote, aber ich glaube auch nicht an Erlöserinnen in Aufsichtsräten und Vorständen. Ein Elite-Projekt und parteipolitisches Aushängeschild, wie man jetzt im Koalitionsvertrag sieht. Mir wäre lieber, man käme mit der Entgeltgleichheit voran und würde ordentlich bezahlen.

Frauenpolitischer Höhepunkt des Jahres war natürlich der 1. August. Endlich: das Betreuungsgeld! 150 Euro für den Rund-um-die-Uhr-Job. Komisch nur, dass es da so wenig Interesse gab. Mit den Kita-Plätzen, die zum gleichen Zeitpunkt her sollten, lag das ganz anders: Umsetzungs- und Nachfragestau fast allerorten. Die Ministerin kam richtig ins Schwitzen. Und rund um die Welt freuten wir uns, dass Kates Babybauch immer dicker wurde.

Plötzlich waren wir dann schon im Wahlkampf. Was uns da alles versprochen wurde: armutsfeste Frauenrenten, Schluss mit dem Ehegattensplitting, neue geschlechter- und kindergerechte Arbeitszeitmodelle und so weiter. Und natürlich wieder die Quote. Die kommt nun wohl, langsam, irgendwie. Dafür bleibt uns auch das Betreuungsgeld erhalten. Das nennt sich heutzutage Selbstbestimmung.

Und zu Weihnachten gibt’s jetzt wieder ganz viel Pinkes für die kleinen Mädchen, die sich das angeblich wünschen. Aber bei der rosaroten Kinderwelt müssen wir nun wirklich nicht mitmachen.

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Geschrieben von

Ulrike Baureithel

Redakteurin „Politik“ (Freie Mitarbeiterin)

Ulrike Baureithel studierte nach ihrer Berufsausbildung Literaturwissenschaft, Geschichte und Soziologie und arbeitete während des Studiums bereits journalistisch. 1990 kam sie nach Berlin zur Volkszeitung, war im November 1990 Mitbegründerin des Freitag und langjährige Redakteurin in verschiedenen Ressorts. Seit 2009 schreibt sie dort als thematische Allrounderin, zuletzt vor allem zuständig für das Pandemiegeschehen. Sie ist außerdem Buchautorin, Lektorin und seit 1997 Lehrbeauftragte am Institut für deutsche Literatur der Humboldt Universität zu Berlin.

Ulrike Baureithel

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