Sektenquatsch und Eiermatsch

Gründonnerstag Grün zu sein bedeutet, klare Positionen durch tagesopportune Betroffenheit zu ersetzen. Ist man auch noch kirchlich aktiv, kann nur gequirlter Unfug herauskommen.

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"Da muss immer jeder für sich entscheiden, glaube ich. Also ich würde jetzt sagen, natürlich kann man das so oder anders sehen, und würde auch immer akzeptieren, dass andere eine andere Position haben. Wir haben dazu auch keinen Beschluss gefasst als Grüne. Aber man muss das auch aushalten, dass man das unterschiedlich sieht."

Was Katrin Göring-Eckardt damit sagen wollen würde, ist ihr wohl selbst nicht klar. Helfen wir ihr deshalb ein wenig auf die Sprünge:

Die Grünen haben beschlossen, total dafür zu sein, dass man 500 Euro Strafe zahlen soll, wenn man an der sexuellen Orientierung von Kindern herumdoktert - sofern sie schwul sind. Sogar einen Gesetzentwurf dazu haben sie verfasst, und die üblichen Verdächtigen (Beck & Co.) eilten gleich vor die Mikrofone, um ihre Errungenschaft ein Stück weit publik zu machen.

Nun ist Frau Göring-Eckardt in einer dreifachen Zwickmühle, begreift aber wohl nur Teil 1 ("Ich bin Spitzenkandidatin der Grünen und deshalb dafür") und Teil 2 ("Ich war und werde Präses der EKD sein und bin deshalb dagegen").

Den Dafür-Teil versteht man leicht, es geht schliesslich um Minderheiten und so. Da ist man immer gern dabei, denn die WählerIn honoriert das, und der nächste Urnengang ist nicht weit weg.

Der Dagegen-Teil speist sich aus anderen Quellen. Nicht wenige ihrer Glaubensgenossen/Schäfchen betreiben genau diese Doktorspiele und haben dabei die Bibel auf ihrer Seite (lassen wir die Evangelikalen einmal beiseite. Das sind simple, wenn auch keine harmlosen Idioten). Man diskutiert da noch, Ende offen.

Soweit ist nichts zu erkennen, das nicht jeder Grüne und andere empathisch Bewegte an unreflektierter Meinungslosigkeit an den Tag legt, weil ihm/ihr etwas Grundlegendes fehlt: eine ethische Position.

Teil 3 der Göring-Eckardtschen Zwickmühle müssen wir ihr jedoch erst um die Ohren knallen. Selbst darauf zu kommen würde sie und ihre ParteigenossInnen schlicht überfordern:

Vor nicht einmal Jahresfrist sind die Berufsbetroffenen an vorderster Front marschiert (der Beck von weiter oben z.B.), als es darum ging, religiösen Splittergruppen das beliebige Herumschnippeln an kindlichen Genitalien gesetzlich zu erlauben. Jetzt wollen sie 500 Mäuse kassieren, wenn andere religiöse Splittergruppen (die Evangelikalen tun es ohnehin, die normalen Evangelen wollen nur verstärkt mitmachen) am Sexualorgan "Gehirn" herumpfuschen.

Dächte Frau Göring-Eckardt über diesen Punkt nach, könnte sie die Angst befallen, dass nicht alle ihre potentiellen Wähler Vollidioten sind. Ich kann sie jedoch beruhigen.

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Geschrieben von

UnwiseNomad

Germany's greatest philosopher was a Kant.

UnwiseNomad

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