Koalition zur Disposition!?

Realsatire Im Kanzleramt treffen sich die Spitzen der Koalition zu einem Krisengipfel. Vordergründig geht es um das Betreuungsgeld, in Wahrheit um den Fortbestand der Koalition.

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Merkel: Ja, meine Herren. Wir haben noch ein Jahr bis zur nächsten Bundestagswahl. Da sollte man doch meinen, dass wir zumindest den Schein wahren sollten, noch gemeinsam zu regieren.

Gröhe: Seine Stimme wirkt etwas beschlagen, so als ob er heiser wäre. Er ergänzt seine Chefin mit den Worten: „Wir machen uns das Regieren selbst schwer. Bei dem Betreuungsgeld geht es doch vergleichsweise um Peanuts“.

Seehofer: Die Gemeinsamkeiten enden dort, Frau Bundeskanzlerin, wo es bei der CSU um die Stammwählerschaft geht. Bei dem Betreuungsgeld verstehe ich keinen Spaß, das sind für mich keine Peanuts, sondern Nuggets ohne chicken versteht sich, wobei ich mit einigen ein Hühnchen zu rupfen hätte. Die Zeit der Zugeständnisse ist vorbei. Wir in Bayern zahlen am meisten und haben am wenigsten zu sagen.

Dobrindt: Es kann doch nicht angehen, dass diejenige Partei mit den geringsten Zustimmungswerten in der Bevölkerung sich aufplustert wie ein wildgewordener Keiler und das Betreuungsgeld in Frage stellt.

Rösler: Ich kann nur sagen, der Wildschweinbestand ist in Bayern größer als der in Niedersachsen und ich stelle fest, die FDP befindet sich auf Wachstumskurs.

Döring: Bei der NRW-Wahl hatten uns alle abgeschrieben. Die FDP ist mit über 8% im Landtag, wir haben einen neuen Umweltminister, viele ungelöste Fragen was die Energiewende betrifft und erste graue Wolken am Konjunkturhimmel.

Merkel: ich bin es langsam leid, immer wieder als Schlichtungsstelle fungieren zu müssen. Alle heulen sich bei mir aus und alles muss ich alleine machen. Den Euro retten, meine Partei und die Koalition auf Kurs halten und unfähige Minister entlassen.

Gröhe: Geschadet hat es Dir jedenfalls nicht, liebe Angela. Deine Zustimmungswerte sind so hoch wie noch nie. Du bist nun mal die Mutti der Nation.

Seehofer: Nun mal ein bisschen langsam, mein lieber Hermann. Es mag ja sein, dass Frau Merkel im Bund regiert. Wir regieren aber in Bayern und da ticken die Uhren anders. Da sagt man, was man denkt und vor allem, man denkt in die richtige Richtung. Wir können doch nicht alles retten, schon gar nicht die Griechen.

Dobrindt: Genau, wobei wir beim Thema wären. Die EZB kauft alles auf, was nicht niet- und nagelfest ist. Wir sind umgeben von Falschmünzern und Kostgängern, die immer nur fordern und nichts auf die Reihe bringen.

Rösler: Ich bin der Wirtschaftminister und Vizekanzler. Ich habe immer gesagt, dass ich das gerne bin. Meine Partei mag mich nicht, ich sie auch nicht, aber das tut nichts zur Sache.

Döring: Schluck! Wir werden uns jedenfalls nicht alles gefallen lassen. Das und nur das wollte der Parteivorsitzende der FDP zum Ausdruck bringen.

Merkel: Ja da sind wir uns ja einig. Also beim Betreuungsgeld haben wir doch eine schöne Kompromisslinie gefunden. Betreuungsgeld gibt es nur, wenn auch die Eltern alle Vorsorgeuntersuchungen für ihre Kinder durchführen lassen. Ich habe mit ihrem Kollegen Herrn Bahr gesprochen. Der findet das gut. Also wo ist das Problem?

Gröhe: Wir könnten das Betreuungsgeld ja nur an diejenigen Eltern auszahlen, die einer christlichen Konfession angehören.

Seehofer: Guter Gedanke, aber wegen dem Diskriminierungsverbot nicht durchführbar.

Dobrindt: Eines ist aber klar. Ein Ehegattensplitting für eingetragene Lebenspartnerschaften wird es mit uns nicht geben. Wir hier in Bayern favorisieren das klassische Familienbild zwischen Mann und Frau, eingebettet in das christliche und bayrische Traditionsverständnis.

Seehofer ergänzt: Wir wollen auch keine Frauenquote für Führungspositionen. Mir reicht schon die Haderthauer bei mir zu Hause. Ich habe zwar nichts gegen Frauen, solange sie wissen, wo sie hingehören.

Merkel: Na, na, mein lieber Horst, das sind doch Thesen aus dem vorletzten Jahrhundert.

Gröhe: Herr Seehofer hat doch erst vorher gesagt, dass in Bayern die Uhren anders ticken.

Dobrindt: Wir sollten die mühselig zwischen CDU und CSU ausgehandelten Kompromisslinien nicht weiter in Frage stellen. Der Vorschlag aus dem Bundesrat - was die Frauenquote betrifft - ist dabei wenig hilfreich.

Rösler: Was das Betreuungsgeld in seiner jetzigen Ausgestaltung angeht, kann und will die FDP nicht mitmachen.

Merkel: Tja, mein lieber Philipp, zu Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Packungsbeilage oder fragen sie ihren Arzt oder Apotheker.

Döring: Da hört sich doch alles auf. Wenn die FDP nicht auch ein Zugeständnis erhält, wird sie beim Betreuungsgeld nicht mitmachen. Der Vorschlag, die finanzielle Situation der Kinderärzte verbessern zu wollen, geht wohl in die richtige Richtung, reicht aber nicht aus.

Dobrindt: Holt zum finalen Rundumschlag in Richtung FDP aus. Die FDP kümmert sich um ihr Klientel von A-Z. Von den Ärzten bis zu den Zahnärzten.

Gröhe: Seine Heiserkeit hat während der anregenden Diskussion weiter zugenommen. Er flüstert „dann erhöhen wir eben die Pendlerpauschale um 5 Cent je km.

Seehofer: Ja sind wir denn hier auf dem türkischen Basar?

Merkel: also meine Herren, ich muss doch sehr bitten. Das ist hier doch keine Karnevalsveranstaltung, in der die Narren das Regiment übernommen haben. Ich erwarte von den hier Anwesenden einen Vorschlag, der in der Koalition konsensfähig ist. Nicht mehr und nicht weniger.

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