Arbeit, Zeit, Geld und BGE

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

In meinem Blog-Artikel 'Nicht die Arbeit geht uns aus, sondern das Geld' habe ich die Gedanken schon auf den Faktor Zeit erweitert. Es gibt dazu auch die Studie 'Wo bleibt die Zeit?' aus den Jahren 2001/2002. Darin wird auf Seite 11 festgestellt, dass im Jahre 2001 56 Milliarden Arbeitsstunden bezahlt und 96 Milliarden Arbeitsstunden unbezahlt geleistet wurden. Wobei es noch mehr Arbeiten gibt als in den Sparten, die dort zu unbezahlter Arbeit gerechnet werden (siehe dort auf Seite 10). Interessant dabei ist, dass Frauen mit durchschnittlich 31 Stunden pro Woche deutlich mehr unbezahlte Arbeiten als Männer mit 19,5 Stunden pro Woche leisten. Zugleich arbeiten Frauen deutlich weniger bezahlt mit 12 Stunden pro Woche als Männer mit 22,5 Stunden pro Woche. Insgesamt arbeiten Frauen 1 Stunde länger mit 43 Stunden pro Woche als Männer mit 42 Stunden pro Woche.

Gleichzeitig führt das zunehmende Lohndumping inklusive der Ausweitung des Niedriglohnsektors heute dazu, dass immer mehr Erwerbsarbeitende länger arbeiten müssen, um ausreichend zu verdienen. Wobei Frauen durchschnittlich schlechter bezahlt sind als Männer.

Die Linke hat als Ziele a) einen gesetzlich flächendeckenden Mindestlohn von 10 Euro pro Stunde, b) gute Tariflöhne, c) eine Arbeitszeitverkürzung auf längerfristig 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. Das ist gut, nur haben diese Forderungen das Manko, dass sich das alles im klassischen Erwerbsarbeitsbereich abspielt. Also den laut der oben angegebenen Studie durchschnittlich 17 Stunden pro Woche bezahlter Arbeit (Frauen + Männer), nicht aber den durchschnittlich 25 Stunden pro Woche unbezahlter Arbeit (Frauen + Männer).

Mit meinen zwei formulierten Grundsätzen
* jegliche Arbeit der klassischen Erwerbsarbeit gleichzustellen
* jegliche Arbeit überhaupt und anständig zu bezahlen
täte sich vieles im Verbund Arbeit, Zeit, Geld lösen.

Die Problematik dabei ist allerdings, dass man zur Feststellung, Kontrolle und Steuerung des Arrangements unzulässig in die Privatsphären der Menschen eingreifen müsste, wodurch auch noch deren Privatleben ökonomisiert festgelegt würde.

Ich sehe als beste Annäherung zur Lösung aller verknüpften Problematiken ein emanzipatorisches BGE, das sowohl das Recht auf sichere Existenz und gesellschaftliche Teilhabe, wie auch das Recht auf freie Tätigkeitsentfaltung garantiert. Es wäre nicht nur ein Existenz- und Teilhabegeld, sondern auch ein Grundstock für ein generisches Arbeitsentgelt für bisher unbezahlte Dienst- und Sozialleistungen im familiären und im öffentlichen Bereich.

Keine Gesellschaft kommt ohne diese Arbeiten aus. Wie man in unserer brachialkapitalistischen Welt sieht, verkümmert unsere Gesellschaft EU- und weltweit im Sozialen und Kulturellen. Sie verroht durch den kapitalistischen und schließlich faschistischen Sozialdarwinismus.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

Red Bavarian

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden