BRD und Weimarer Republik: Einig Vaterland

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Ich habe in letzter Zeit viel über Philosophie und Religion, über die spirituelle Welt, geschrieben. Ich schreibe jedoch auch über die real existierende Welt.

Anschließend und weiterführend zu meinem Blog-Artikel 'Linke Märtyrerinnen und Märtyrer' spanne ich den Bogen weiter.

Sind die BRD und die Weimarer Republik zwei verschiedene Welten? Übertreibe ich, wenn ich Parallelen sehe und ziehe?

Aus dem Artikel der Bayerischen Linken 'Als Kurt Eisner den "Freistaat Bayern" ausrief' zitiert: »Nach dem Ende dieser relativ kurzen sozialistischen Periode in der bayerischen Geschichte, die mit Eisners Ministerpräsidentschaft begonnen hatte, entwickelte sich Bayern zu einer konservativ-reaktionären „Ordnungszelle“ innerhalb des deutschen Reichs während der Weimarer Republik.«

Als lebenslanger bayerischer Bürger, als linksalternativer Bürger und als Parteimitglied Der Linken weiß ich, dass dieses Attribut auch heutzutage noch zum "Freistaat Bayern" passt.

Ein ganz konkretes Beispiel: Am 28.04.2010 hätte die Gewalttat eines Neonazis fast das 150. Todesopfer - die Zahl steigt - rechtsextremistischer Gewalt in Deutschland seit 1989 gefordert. Dort und dort sind Berichte samt etlicher weiterer Links über die Folge-Ereignisse seit diesem Tag zu lesen. Die Gewalttat ist nur die Spitze des Eisbergs.

Ein Menetekel dazu ist immer noch an einer Häuserwand in der Nähe des Tatorts in großer roter Schrift zu lesen: »Nazis morden, Bullen schweigen«

Wenn es so weitergeht, wird der Spielfilm 'Die Grenze' noch wahr, siehe den Freitags-Artikel 'Was tun, wenn's brennt?'. Daraus zitiert: »Der Vorsitzende der Neuen Linken ruft dann die "demokratische sozialistische Republik Mecklenburg-Vorpommern" aus und spaltet damit Deutschland. So weit, so weimaresk.«

Es brennt schon weimaresk. Allmählich kann man speziell schraffierte Stadtpläne zeichnen: rot für linke Stadtteile, braun für rechte, und weiß für neutrale. Eine Szene aus dem Spielfilm kommt mir in Erinnerung: Auf der einen Seite Linke, auf der anderen Seite Rechte, die sich verbarrikadiert gegenüberstehen. Dann fährt ein Polizeiwagen zwischen die Linien, und zieht machtlos wieder ab, nachdem er von beiden Seiten mit Steinen beworfen worden ist. Danach ertönt Jubel von beiden Seiten.

In Bayern ist das Fiktion. Nicht wegen der sich gegenüberstehenden Linken und Rechten, sondern wegen der Staatsmacht in der Mitte, die berühmt-berüchtigt repräsentiert wird vor allem vom schwarzblau gekleideten USK.

Das Hauptproblem ist der real existierende Staat mit seinen Organen und seinem Anhang. Der repressive und sozialdarwinistische Wettbewerbsstaat der Neoliberalen und Neokonservativen verschiedener Couleur. In diesem brachialkapitalistischen und sozialkahlschlagenden Irrsinn können immer weniger Menschen mithalten. Diese fallen aus der Gesellschaft heraus, und dann wird auch noch auf ihnen herumgetrampelt. Negatives Humankapital.

Wenn den Menschen alles genommen wird, kann das letztendlich nur in Faschismus, Bürgerkrieg oder Revolution enden. In Deutschland wahrscheinlich wieder Ersteres, wo so viele "„Ordnungszelle“ und USK" angesichts der zornigen jungen Leute rufen. Wie viele junge Leute leben mental schon in Faschismus, Bürgerkrieg oder Revolution?

Dabei wäre die Abhilfe so leicht: den demokratischen und sozialen Rechtsstaat herstellen, den die BRD laut deutschem Grundgesetz ist.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

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