Kein Frieden im Sog des Propaganda-Mahlstroms

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Das Folgende wollte ich eigentlich als Kommentar im Thread Israelischer Angriff auf Hilfsschiffe schreiben. Aber weil der Beitrag so lang geworden ist und er die Angelegenheit auch aus einem anderen Zusammenhang beleuchtet, bringe ich ihn hier als extra Blog-Artikel.

Tja, die Propaganda-Maschinerien laufen allerorten wieder auf Hochtouren. Was mir überhaupt Sorgen macht, das ist ein erstarkender Neofaschismus und Neomilitarismus in der heutigen BRD. Nicht grundlos vergleiche ich die BRD mit der Weimarer Republik. Was heute aber anders als damals ist: Erstens kommt die entsprechende Ideologisierung raffinierter und verstohlener daher, zweitens wird der Antisemitismus durch Antimuslimismus ersetzt.

Gleich geblieben ist der Kampf gegen Linke und Friedensaktivisten. Ich nehme einmal Kurt Eisner, den ersten bayerischen Ministerpräsidenten, ein jüdischer Sozialist, gegen den von den konservativ- und rechts-nationalistischen Gegnern eine antisemitische Diffamierungskampagne gegen die "jüdisch-bolschewistische" Revolution gefahren wurde, und der 1919 von einem Rechteextremisten ermordet wurde. Im heutigen Deutschland wird analog quasi eine "islamisch-sozialistische" Revolution an die Wand gemalt.

Ergänzend zitiere ich aus dem Artikel 'Ausgestoßen sein aus der Geschichte', 'Zum Tode von Kurt Julius Goldstein', vom Oktober 2007: »Dass linke Zeitungen hymnische Artikel ihm zu Ehren veröffentlicht haben, war zu erwarten. Die Nachrufe in der bürgerlichen Presse, wenn der Ausdruck hier gestattet sei, sind rar und dünn. Das ist Zeichen dafür, dass man nicht weiß, wie man mit ihm, dem Spanienkämpfer und Auschwitzüberlebenden, aber auch dem wichtigen und vor allem «uneinsichtigen» Funktionär der DDR, umgehen soll. Bereuen müsse er nichts, war seine Auffassung. Denn bereuen müsse nur, wer seine Überzeugung verraten habe.«

Da kommen die Schwarz-Weiß-Denker in der BRD ins Schleudern. Wenn ich Deutschland im 20. und im 21. Jahrhundert überblicke: die Weltsicht immer schön einfach halten. Das wird den deutschen Bürgern von ihren jeweiligen Regierungen affirmativ bis aufokroyierend leicht gemacht, egal ob Monarchie, Diktatur oder Demokratie. Ganz klar erklärt kriegen, wer Freund und wer Feind ist, damit sie ohne Denklasten als Soldaten den Tod bringend und ihn erleidend an die Front marschieren: in den ersten Weltkrieg, in den zweiten Weltkrieg, in den Afghanistankrieg. Damit sie in der Heimat brav bleiben und den Mund halten. Rückwärts in die Zukunft marschiert, schön in Reih und Glied.

Was ich als essenziell ansehe, um der misslichen restaurativen Entwicklung entgegenzutreten: Dass sich die Friedenswilligen international zusammentun. Beispielsweise hat Die Linke am 02.06.2010 eine deutsch-israelisch-palästinensische Friedenserklärung initiiert. Daraus zitiert: »Tote, Verletzte, Vernichtung und Zerstörung, Wut und Enttäuschung – das war das Ergebnis des Gaza-Krieges. Auf alten Hass türmte der Krieg neuen Hass. Die Spirale der Gewalt ist kaum noch zu stoppen. Die Menschen in Gaza brauchen Hilfe, diese Gewissheit verbreitete sich in vielen Teilen der Welt.«

Richtig. Wenn sich nichts ändert, dann wird es eine ewige Gewaltspirale bleiben. Die Hamas wird immer neue Rekruten bekommen, gespeist aus Generationen, die in einer Kindheit und Jugendzeit aufgewachsen sind, die nichts anderes kennen als eine Welt voller Elend, Hass und Gewalt. Analog in Afghanistan, analog in Kurdistan. Die deutschen, türkischen und israelischen Krieger legen mit die Grundlagen für neue Generationen von Taliban-, PKK- und Hamas-Kriegern.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

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