Nicht die Arbeit geht uns aus, sondern das Geld

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Es gibt den Spruch: "Die Arbeit geht uns aus". Ich kontere: "Nicht die Arbeit geht uns aus, sondern das Geld".

Dieser Blog-Artikel ist eine Fortsetzung meines Blog-Artikels 'Lohn, BGE, Menschen, Maschinen'.

Schaut Euch die Pyramide des kapitalistischen Systems an. Dieses System ist nicht nur immer noch im Gange, sondern es ist in den vergangenen drei Jahrzehnten noch verschärft worden. Der Geldsäckel oben, der das unten erwirtschaftete Geld enthält, ist inzwischen so groß geworden, dass die Geldigen den Inhalt gar nicht mehr ausgeben können, sondern ihn verzocken. Der Produktmarktkapitalismus war ein Waisenknabe verglichen mit dem Finanzmarktkapitalismus heute.

So wie der Produktmarktkapitalismus durch die industrielle Revolution erst richtig möglich wurde, so wurde der Finanzmarktkapitalismus durch die informationstechnologische Revolution erst richtig möglich. Denn ohne Computer und Vernetzung könnten die globalen Geldströme nicht blitzschnell fließen.

So wie die Produktmarktkapitalisten die industrielle Revolution okkupiert haben, so haben die Finanzmarktkapitalisten die informationstechnologische Revolution okkupiert. Beide aufbauend auf alten Herrschaftsstrukturen. Adel und Klerus zu Liberalen und Konservativen zu Neoliberalen und Neokonservativen. Handwerker und Leibeigene zu Arbeiters und Bauern zu Arbeitslosen und Gewerbelosen.

Die klassische Erwerbsarbeit ist weniger geworden durch die technischen Fortschritte und die darauf basierende Automatisierung. Klassische Gewerkschafter und Sozialisten stehen dergestalt auf verlorenem Posten.

Es ist höchste Zeit, dass alternative linke und bewegte Sichtweisen stärker berücksichtigt werden. Das heißt in zwei Grundsätzen formuliert:
* jegliche Arbeit der klassischen Erwerbsarbeit gleichzustellen
* jegliche Arbeit überhaupt und anständig zu bezahlen

In der Zeitschrift 'Freiheit durch Sozialismus' - der 'Zeitung zur Programmdebatte der Linken', Ausgabe 2/2011 befindet sich auf Seite 11 der Artikel 'Feminismus für alle' - 'Die Vier-in-Einem-Perspektive gibt keine Antwort auf ungleiche Löhne und Eigentumsverhältnisse'. Vier-in-Einem heißt als Kritik an der Arbeitsteilung, die Zeit zu teilen in je ein Viertel a) Erwerbsarbeit, b) Reproduktionsarbeit, c) Muße, Kunst und Kultur, d) Politik, um das Problem der 'Verfügung über Zeit als Grundlage aller Herrschaft' zu überwinden.

Ich sehe in der Vier-in-Einem-Perspektive den Haken, dass sie nicht den zwei formulierten Grundsätzen entspricht. Wenn nur a) als Erwerbsarbeit bezahlt wird, dann kommt kaum eine Frau und kaum ein Mann dahin, a) bis d) zu leisten, weil es einfach zu viel ist. Wenn jedoch a) bis d) als bezahlungswürdige Arbeiten anerkannt werden, dann kann man sich dank der finanziellen Sicherheit aussuchen, welche davon man macht. In der Folge wird sich die Arbeit auf mehr Personen verteilen. Das konstatierte Zeitproblem täte sich dadurch zweifach lösen.

Die Kernfrage ist hier: Wer bezahlt sie?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

Red Bavarian

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