Umgang mit Blogs

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Ihre Freitag-Redaktion

Ich habe mal eine Frage an die Nutzer.

Wie sollen wir denn verfahren, wenn wir sehen, dass ein Blogger einen Flüchtigkeitsfehler gemacht hat?

Bei uns haben nur einige wenige Redakteure die technischen Rechte, in die Blogs einzugreifen. Wir machen davon praktisch keinen Gebrauch, weil es nicht unsere Texte sind. Manchmal wenn es klare Tippfehler gibt, wenn einer "nihcts" schreibt statt "nichts" dann korrigiere ich das stillschweigend und frage nicht um Erlaubnis. Mehr aber nicht.

Wie wäre es aber, wenn einer nun in einem Artikel über die Ostpolitik schreibt, meinetwegen, "Adenauers Kniefall in Warschau". Das ist erkennbar ein Versehen. Darf ich das dann ändern?

Natürlich kann ich den Blogger vorher anmailen und fragen. Aber wir bekommen nicht immer schnell Antwort. Es kann ein Tag vergehen, ein halber Tag. Das ist viel Zeit im Netz.

Also: Wie weit dürfen wir ohne Zustimmung eingreifen? Auch wenn wir keine Regeln dafür finden, würde ich gerne ein bisschen über die Stimmung der Nutzer erfahren, damit wir uns eine Art Leitlinie basteln können.

(Ich erweitere das jetzt noch, weil wir gerade bei dem Thema sind, um eine persönliche Meinung - die ich hier aber nicht zum Prinzip erheben würde. Ich will sie nur äußern: Eigentlich sollten wir nicht nur die Möglichkeit haben, solche Korrekturen vorzunehmen. Wir sollten die Texte auch redaktionell editieren, so wie wir es auch bei herkömmlichen Autorentexten tun. Es gibt eigentlich niemanden, dem es nicht bekommt, redigiert zu werden. Niemanden. Nur Blogger werden nicht redigiert. Manchmal ist es schade um die Texte. Wenn man hier etwas umstellt, da eine besonders krasse Formulierung ändert, oder einen Gedanken, eine Metapher, in die der Autor sich verliebt hat, die aber außer ihm niemand versteht, einfach streicht - dann würde so mancher Text davon sehr profitieren. (Stichwort: Kill your darling!)

Das ist ein sehr interessantes Thema. Weil die Texte ja mit viel Zeit und Liebe und Mühe für andere Leser geschrieben werden. Und wir hier als Redakteure ja gleichsam berufsmßig etwas davon verstehen, Texte zu bearbeiten, an Texten zu arbeiten, mit Texten zu arbeiten. Aber die Bloggertexte, deren Anteil an unserem Online-Auftritt inzwischen mehr als ein Drittel beträgt - und steigend - die sind von jeder Bearbeitung ausgenommen. Ist das richtig so? Ist das im Interesse der Blogger? Spannende Fragen. Weil sie - schon wieder - an den Grenzen zwischen Journalisten und Bloggern rütteln. Und, für den Fall, dass das noch einer hier nicht mitbekommen hat: Ich halte diese Grenzen nicht mehr für zeitgemäß und finde, dass sie fallen müssen. Das wird beide verändern, sowohl die Journalisten als auch die Blogger.)

JA

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Geschrieben von

Jakob Augstein

Journalist und Gärtner in Berlin

Jakob Augstein

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