Der geheime 20. Juli 1944

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Der geheime 20. Juli 1944

Das Unternehmen "Walküre", die Auslösung des Alarmplans für das Heimatersatzheer durch den Obersten Graf Claus Schenk von Stauffenberg am 20. Juli 1944 war so geheim, dass selbst viele, der an der Verschwörung des Attentats auf Adolf Hitler Beteiligten unter dem Motto

„Das Schwein muss weg“

gar nicht wussten, worum es den Verschwörern wirklich ging.

Den Verschwörern ging es, angesichts der zusammenbrechenden Fronten des Zweiten Weltkieges, der gerade sich etablierenden Invasion der West-Alliierten in der französischen Normandie, um die Aufkündigung der unverbrüchlichen Vereinnahmung durch die Nazis, in die Komplizenschaft der Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes offensiv im In- und Ausland weiterhin als Terrorinstrument, als Instrument der Erpressungzu propagieren und zu vollstrecken.

Den Verschwörern des 20 Juli 1944 ging es darum, die Verbrechen zu verdecken, zur geheimen Sache herabzustufen und sich aus der Organisation dieser Verbrechen heraus zu schleichen, während die NS- Führung die offensive Propagierung der Verbrechen als Teil des Konzeptes des Totalen Krieges vollends brutal aufdeckend bekennend als oberste Priorität auf die Agenda der Naziherrschaft setzen wollte.

Die Nazis empörte nicht sosehr das Attentat auf Adolf Hitler selber, sondern die „treulose“ Aufkündigung der „Gemeinschaft des Verbrechens“ als weltpolitisches Ziel gegen die Menschlichkeit, das Völker- und Kriegsrechtdurch den ehrgeizig kleinen Schritt der Scham einer kleinen Gruppe der Verschwörer/innen, diese Verbrechen, zwar nicht ungeschehen machen zu können und zu wollen, diese gar weiter unter denZwängen des Krieges zu tolerieren, aber nicht offensiv propagierend in die Weltöffentlichkeit als „Erpressungspotential“ zu posaunen, sondern die Spuren, in den Dohnanyi Papieren“ der Abwehr unter Admiral Canaris archiviert,gesammelt bilanzierend zu vertuschen und wenn möglich diese Spureneiner endgültigen Auslöschung durch Vernichtung zuzuführen.

Den Nazis waren dagegen die Dokumentationen ihrer gemeinschaftlich geplant, organisierten und vollstreckten Verbrechen mit Verbündeten im In- und Ausland, der Wirtschaft, der Deutschen Reichsbahn, den Polizeiorganen, den Verwaltungen bis hinunter zu allen kommunalen Ebenen des deutschen Staates u. a. verbündeter Staaten, voran der Justiz, dem Adel, den Kirchen, Verbänden, der Deutschen Wehrmacht als Vollziehender Gewalt in den vom Deutschen Reich besetzten Gebieten Europas geradezu sündenstolz heilig von besonderem Rang & Wichtigkeit, um gegen alle diese, nach innen wie nach außen, Erpressungsmaterial in den Händen zu verwalten.

Der geheime 20. Juli 1944 ist auch noch aus einem ganz anderen anti- demokratischen Grunde vollkommen untauglich als Tag für Gelöbnisse der Bundeswehr zu dienen.
Mit dem so genannten „Preußenschlag“ am 20. Juli 1932 erfolgte die verfassungswidrige Absetzung der SPD-Regierung Preußens in Potsdam unter dem damaligen SPD- Ministerpräsidenten Otto Braun durch Mitwirkung des berühmt berüchtigten Staatsrechtlers Carl Schmitt.
Das darauf folgende "Kabinett der Barone" unter Reichskanzler Franz von pappen ider dem Untergang „geweihten“ Weimarer Republik war auch eine Einstiegshilfe des Adels für Hitler und seine NS- Kohorten.
Graf Claus Schenk von Stauffenberg begrüßte damals den anti- demokratisch "nationalen Aufbruch".

Die obskur anti- demokratische Mehrdeutigkeit des „geheiligten“ Datum des „20. Juli“ kündet von vergangenem Unheil bis in unsere Zukunft.

Vermutlic wollten sich die Verschwörer/innen um Oberst Stauffenberg für den Fall eines Militärgerichtsverfahrens nach dem Attentat auf Adolf Hitler entlastend auf genau diesen "Preußenschlag" berufen, der damals im Jahre 1932 von der Reichswehr gefordet und gefördert wurde.

Aus diesen dunklen Gründen des 20. Juli 1944 halte ich den 20. Juli als Tag für öffentliche Gelöbnisse der Bundeswehr für denkbar ungeeignet

Deshalb schlage ich den 22. Februar 1943, den Tag der Hinrichtung der Geschwister Sophie und Hans Scholl, als Tag für öffentliche Gelöbnisse der Bundeswehr vor.

Am 22. Februar 1943 wurden Sophie, Hans Scholl als Mitglieder der „Weißen Rose“ hingerichtet. Ein Tag für öffentliche Bundeswehr Gelöbnisse?

Mit der Abschaffung der Wehrpflicht in der Bundeswehr wird es endgültig keine Bundeswehr mehr geben, die vom Geiste des Bundeswehrsoldaten als Bürger in Uniform, von dem Konzept der „inneren Führung“ des verstorbenen wie beredt beschwiegenen Bundeswehrgenerals Wolf Graf Baudissin, dem späteren Mitbegründer und erstem Leiter des Instituts für Friedens- und Konfliktforschung in Hamburg, in ihrem militärischen Alltag von Theorie und Praxis geprägt war.

Die Bundeswehr wird als Berufsarmee der Kern eines Sicherheitskonzeptes sein, dass zivile wie private Aufbau- wie Sicherheitsdienste, angelehnt an die Praxis der US-- Army Konzepte für Zusammenarbeit mit privaten Berater Trust, wie Blackwater, Halliburton, für Sicherheits- , Versorgungs- , Aufbau- Jobs „out of area“, um sich gruppiert, dessen Finanzierungsquellen jede Transparenz fehlen wird, weil die Quellen der Finanzierung aus unterschiedlichsten Quellen in Ministerien, Sozialen Systemen, gefragt und ungefragt, fließen werden.

Das Datum des 20. Juli für öffentliche Gelöbnisse der Bundeswehr zu wählen, zeugt einmal vom schlechten Gewissen des Regierungspersonals seit rotgrünen Koalitions- Tagen im Umgang mit dem Datum des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler im Jahre 1944 und zum anderen vom unaufrichtigen Umgang mit den hellen wie dunklen Motiven der Verschwörer/innen des 20. Juli 1944, denen noch im Jahre 1943 die Hinrichtung der Geschwister Scholl aus reinem Herzen als Mitglieder der „Weißen Rose“, wichtigem Grund der Verteilung von Aufrufen in Form von Handzetteln an der UNI München gegen das NS- Regime kein intern dokumentierter, geschweige denn offiziöser Anlass zu Protesten wg. der Unverhältnismäßigkeit der Reaktion der Justiz in diesem Fall der Geschwister Scholl war.

Oberst Graf Stauffenberg beteiligte sich damals lieber noch enthusiastisch an dem ausweglosen Afrika Feldzug unter dem Kommando des Wehrmachts- UFA- Super Stars Generalfeldmarschall Erwin Rommel.

Warum wird nicht, statt des 20. Juli, einem Tag unseligen Scheiterns und der endgültigen Preisgabe langer Namenslisten des Widerstands gegen das NS- Regime, der unverfänglich reine Tag der Hinrichtung der Geschwister Scholl als Mitglieder der „Weißen Rose“ im Jahre 1943, der 22. Februar für die öffentlichen Gelöbnisse der Bundeswehr gewählt, um ein glaubhaft sichtbares Zeichen für das Konzept der Inneren Führung, des Bundeswehrsoldaten als Bürger in Uniform zu setzen?

Der ganze Widerstand der Verschwörer des 20. Juli 1944 war so geheimnisvoll, dass selbst die Widerständler/innen diesen als solchen hier und da gar nicht erkannten.
Deshalb krankte dieser Widerstand vom Ansatz wie Kopfe her doch von Anfang an daran, dass niemand im In- und Ausland bei Erfolg des Alarmplan „Walküre“ des Heimatersatzheeres heute erfahren hätte, dass es sich um einen Widerstand gegen das NS- Regime gehandelt hat?

Die „Weiße Rose“ ging dagegen offen „ihren Fingerzeig auf die europaweit blutenden Verbrechenswundes des NS- Regimes legend, mit ihrem Widerstand an die deutsche Rest- Öffentlichkeit, wie es klarer nicht sein kann, um die deutsche Öffentlichkeit einbezogen in die Verantwortung für den weiteren Kriegsverlauf und die Hinrichtung der Geschwister Scholz u. a. zu nehmen.

die Krux der Verschwörer des 20. Juli 1944 war, dass sie den Führer zwar endlich "waidmännisch" erschießen, in die Luft sprengen wollten,aber das Führerprinzip beibehalten wollten, wie es Militärs wie Erwin Rommel vorschwebte.

Dabei sollte alles nicht einmal wie Widerstand aussehen, sondern wie ein Diodochenkampf unter verantwortungslosen SS Standarten Leuten und den NSDAP Gauleiter Kohorten der schlimmsten Sorten..

Die Darstellung der Argumentation von Bernhard Wicki gegen die Widerstandsarbeit der „Weißen Rose“, geben in diesem Zusammenhang einmal mehr einen profunden Einblick in die verhängnisvolle wie Ohnmacht verbreitende Zerstrittenheit des deutschen Widerstandes untereinander, was wohl der wirkungsvollste Widerstand gegen die Hitlerei sei.

Bis zur Vernichtung der Mehrheit der Mitglieder der Weißen Rose, der Verschwörer des 20 Juli konnten sich die Bürgerlichen in allen gesellschaftlichen Bereichen, Kirchen, Stiftungen, Verbänden, Kommunen, Waffengattungen noch hinter einem vermeintlichen wie wirklichen Unwissen verstecken, danach nicht mehr, weil sie nun der Weltöffentlichkeit als Mitwisser, willige Helfer, verbrecherische Mittäter gegen die „Leute“ aus ihrem eigenen Stall vorgeführt waren.
Das ist vermutlich die wirkliche, wenn auch nicht angestrebte, Bedeutung und „Leistung“ der Weißen Rose Mitglieder, der Verschwörer des 20 Juli 1944.
Das nun im Nachherein als Aufstand des Gewissens der guten Deutschen feiern zu wollen, entbehrt nicht einen gewissen Hohn jener, die es besser wussten, wissen konnten und nichts gegen die Hinrichtung der Mitglieder der weißen Rose, voran Sophie, Hans Scholl, die Verschwörer des 20 Juli 1944 taten.
Sie hätten, soweit sie als „Wissende“ überlebten, nach dem Zweiten Weltkrieg Zeugen der Anklage gegen die NS- Verbrechen, Verbrechen der Deutschen Wehrmacht, voran deren Generalstabes sein können, was viele von ihnen traumatisiert oder im nacheilenden Gehorsam dem NS- Regime gegenüber als Rolle, heillos verweigernd, “nur nicht im Wiederaufbau, Ost wie West, auffallen“ nicht leisten wollten.

Das Unterdrücken der Informationen über andere Widerstandsgruppen wie die Rote Kapelle, die Edelweißpiraten, Georg Elser, Widerstand unter den Zwangsarbeitern/innen im Deutschen Reich ist Teil dieses unseligen Zustandes nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart der heutigen prekären Traditionspflege der Bundeswehr.

Wer sich diesen Fragestellungen nicht widmet, verweigert sich n. m. E. jedem Verständnis für die Vorrausetzungen einer inneren Einheit Deutschlands, Europas nach dem Ende des Kalten Krieges, der Auflösung der DDR durch Beitritt zur Bundesrepublik nach Art. 23 GG am 03. Oktober 1990

JP


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Geschrieben von

Joachim Petrick

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Joachim Petrick

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