Kapitalismus, eine "High Noon" Erzählung

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Die gespenstisch dunkle Erzählung vom Kapital

Während bis zum ausgehenden Mittelalter allerorten im Okzident (Abendland), Erzählungen über Religionen, deren Stifter, Propheten, Apostel, der vemeintlichen Ankunft oder Gegenwart des Messias auf den Märkten galten, verschoben sich seitdem zunehmend die Erzählungen hin zu ganz anders gearteten Erzählungen, in deren Mittelpunkt, die Rede vom Kapital, Mikro- bis Mega- Kredit Schuldenaufnahme, Geldschöpfung durch Zinseszinswirtschaft stand.

Was war geschehen?

Der Seefahrer Columbus hatte auf der fremdfinanzierten Suche einer kürzeren Route von Europa über die Weltmeere nach Indien, eher zufällig, im Jahre 1492 Amerika entdeckt.

Wie von den Furien eines unheilschwangeren Epochegeistes gestochen, fand seitdem die Erzählung vom "High Noon" Kapitalismus, der wachstumsversessenen Geldschöpfung durch Kreditaufnahme, millionenfach in den Gemütern der Menschen, gleich welchen Standes, weite Verbreitung und bewegte, adrenalingesteuert, in dem Aberglauben deren Herzen, eine Chance, die es in Wirklichkeit nicht gab, noch gibt, auf jeden Fall gut vorbereitet unter dem Motto "Time is Money" zu nutzen.

Damit war eine neue Erzählung in alle Welt gekommen, in aller Munde geraten und ist es bis heute geblieben, die Erzählung einer Ökonomie der unbegrenzten Möglichkeiten des Wachstums durch eine Geldschöpfung, die sich ausschließlich durch Schuldenaufnahme von privater wie staatlicher Seite nährt.

Es liegt im Wesen einer Ökonomie des Wachstums, dass diese keinen Unterschied zwischen real erwirtschaftem Vermögen und reiner Geldschöpfung durch Schuldenaufnahme, Geldmengenausweitungen, noch Verbindlichkeiten und Gewinnen erkennt.

Die Innere Dynamik einer Ökonomie des Wachstums entfaltet allein dadurch ihre Wirkung, dass die Menschen und Staaten, Gesellchaften nicht mehr in ihren kleinteiligen, sondern großspurig zu Lasten namenlos Dritter, über ihre Verhältnisse leben.

Was ist zutun?

Eine Idee, sich aus den Fesseln dieser schuldentreibenden Wachstumsökonomie zu retten, liegt darin, dass sich gesellschaftliche Unternehmungen im privaten, gemeindlichen wie staatlichen Bereich nicht mehr über Kreditaufnahmen an den Kapitalmärkten finanzieren, sondern über direkte oder genossenschaftliche Teilhabe ihrer Bürger/innen.

Kredite haben, spätestens in der volkswirtschaftlichen Breite angewandt, die dunkle Eigenschaft, über die Zinseszinswirtschaft, egal ob Unternehmungen wachsen, schrumpfen, Gewinne oder Verluste erwirtschaften, auf der Geldseite ein Wachstum zu generieren, das es real gar nicht gibt.

Das beschwört auf Sicht für die Substanz des Vermögens der Bürger/innen bestimmter Länder, Regionen, gar aller Völker Gefahrenlagen ungeahnter Vermögensentwertungen herauf, weil die Kreditwirtschaft von ihrem Wesen her außerstande ist, vermögenswirksam wie zeitnah reales Wachstum wie reales Schrumpfen von Auftragslagen in Unternehmen, in Volkswirtschaften nachzuvollziehen.

Unternehmen, Staaten, Gesellschaften, die nicht über Kreditaufnahmen, sondern über Teilhabe aller erdenklichen Fomen und Arten ihrer Bürger/innen finanziert werden, sind dagegen sehr wohl in der Lage, vermögenswirksam wie zeitnah die reale Lage in Unternehmen wie in der Volkswirtschaft berechenbar abzubilden, ohne Gefahrennlagen für den Teil- oder gar Totalverlust von Vermögenswerten heraufzubeschwören.

JP

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Geschrieben von

Joachim Petrick

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