der Freitag: geschlossene Gesellschaft?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Weder kenne ich den Freitag besonders lange, noch habe ich das offenbar sehr mächtige Beziehungsgeflecht, das seine Community durchzieht, bisher verstanden. Aber in der kurzen Zeit die ich an Bord bin, wähne ich mich bereits als Zeuge einer irritierenden Entwicklung: Ich finde, der Freitag verkapselt sich.

Als ich irgendwann im September in einer Hamburger Bahnhofsbuchhandlung wortwörtlich über ein Heft gestolpert bin und bei der ersten Gelegenheit nach der Zugfahrt über die Seite hier, war ich begeistert: Ein beachtlicher Haufen kluger, witziger, charmanter, provokanter Zeitgenossen, die - und das war überraschend weil selten - freundlich zueinander waren. Die Lektüre der Beiträge war anregend und unterhaltsam, die Diskussionen wurden fair und respektvoll geführt und die Themen waren enorm vielfältig, so dass mir mancher Horizont eröffnet wurde. Das fehlt mir sehr.

Wenn ich heute über die Seite stolpern würde, über die allerorts ausgelegten Minarett-Fallstricke, über die ewigen Ping-Pongs darüber, was irgendwer irgendwann überaus unfein gepostet hat, die erst in schmerzhafte Wortgefechte ausarten um dann in belanglosem Gefrotzel aufzugehen, oder über eine der unzähligen "Wer bezahlt hier eigentlich wen und wie gehen wir miteinander um?"-Debatten würde ich wahrscheinlich nicht bleiben. Ich hätte den Eindruck, sehr ungeschickt in eine geschlossene Gesellschaft geplatzt zu sein.

Nun ist meine Wahrnehmung kein objektiver Maßstab und meine Anwesenheit hier sicher verzichtbar. Unverzichtbar ist hingegen, dass der Freitag wachsen muss, wenn er bleiben will, on- wie offline. Und unbestreitbar ist, dass dem Freitag in den letzten Wochen einige Blogger verloren gegangen sind, die ihn sehr bereichert haben.

Ich fand es wesentlich ergiebiger, als hier vor allem über Inhalte diskutiert wurde statt über einander.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

kopfkompass

Wannabe alternative mainstream critic. Artist. Photographer. Videographer. Queer. Pre-Buddhist. Post-Genderist. Banker. Nerd. Dog-Daddy. Green. Vegan.

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