Haiti – eine Hölle im Paradies

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Haiti, Staat auf der Karibikinsel Hispanola, eines der ärmsten Länder der Welt, wurde Schauplatz eines verheerenden Erdbeben. Die ersten Meldungen sind noch sehr spärlich. Das Land hat ohnehin eine sehr unzuverlässige Stromversorgung – einige „Blogger“, die mit Notstromaggregaten und per Satellit verbunden sind -so eine Radiomeldung - berichten aber über gewaltige Schäden. Haitis Geschichte kann man hier

de.wikipedia.org/wiki/Haiti

nachlesen. Es war der britische Schriftsteller Graham Greene, de.wikipedia.org/wiki/Graham_Greene

der das durch korrupte Herrscher und die brutale Diktatorenfamilie Duvalier - "Papa Doc" und "Baby Doc" - ausgeplünderte Land zum Schauplatz eines seiner Romane machte. In „Die Stunde der Komödianten“ vermittelt er einen beklemmenden Eindruck von diesem menschenverachtenden Regime und der alltäglichen Furcht, die sie verbreiteten. Duvalier verfolgte Greene mit seinem Hass und mit Verleumdungen wegen dessen entlarvenden Romans.

Der Begriff "Tonton Macoute", für jene schwarzbebrillten Geheimpolizisten, denen die meisten Inhaftierten nie wieder entkommen oder deren Leichen man irgendwo im Busch oder am Straßenrand findet, er stammt von ihm.

Als im Jahre 1987 das Militär putschte und 1990 reguläre Wahlen abgehalten wurden, ruhte alle Hoffnung auf dem katholischen Priester Bertrand Aristide, der der Theologie der Befreiung nahestand, aber 1991 schon wieder vom Militär aus dem Amt geputscht wurde. Mit Hilfe der USA konnte er 1994 zurückkehren aber diese US-Hilfe war eine schwere Hypothek und insgeheim unterminierte man auch die Macht Aristides, der nach vielen Auseinandersetzungen im Jahr 2004 das Land verließ. Er selbst sagt, er sei vertrieben worden.

Aristide ist ein beklemmendes Beispiel dafür, dass sich festgefügte Strukturen der Macht wie ein Krake auch um jene legen, die mit der Hoffnung im Herzen angetreten sind, Gerechtigkeit zu schaffen.

Haiti gehört zu jenen Staaten, die eigentlich keine mehr sind, Machtkämpfe, provisorische Regierungen und eine Bevölkerung, die Tag für Tag ums Überleben kämpfen muss – das ist der Ort, über den nun erneut die Katastrophe hereinbrach. Nach drei Wirbelstürmen – Gustav, Hanna, Ike – die in den letzten Jahren über die Insel gingen - jetzt ein Erdbeben, schlimmer kann es für die geprüften Menschen nicht mehr kommen.

Betroffen ist auch der Nachbarstaat – die Dominikanische Republik. Dies ebenfalls bitterarme Land, Reiseziel von Pauschaltouristen auch aus Deutschland, in dem viele Haitianer illegal beschäftigt sind, wird mit erneuten Flüchtlingsströmen konfrontiert werden.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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