Keine Wohltaten bei der "Wohlthat'schen

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Mitarbeiter am Ende ihrer Kraft - Offener Brief der Belegschaft Berlin/Potsdam

Ich bin – weil sich zwei Filialen in meiner Nähe befinden - öfter Kundin bei der Wohlthat’schen Buchhandlung. Seit geraumer Zeit konnte man aus der direkten Beobachtung erleben, wie gnadenlos sich dort die Arbeitsbedingungen verändert haben. Ich sah mehrfach eine junge Frau allein eine der schweren Palettenwagen herausrollen, niemand konnte ihr helfen, weil der Personalbestand das nicht zulässt. Knochenarbeit, wenig Personal und – wie ich jetzt auf der Internet-Seite von ver.di nachlas – eine Lohnpolitik, die unter aller Würde ist, sollen die Kosten drücken.

handel.bb.verdi.de/einzelhandel/betriebe_unternehmen/wohlthat/#offener-brief-streik-der-wohlthat-beschaeftigten-geht-weiter

Hintergrund: Die DBH (Deutsche Buch Handels GmbH & Co. KG) mit Sitz in München de.wikipedia.org/wiki/DBH_Deutsche_Buch_Handels_GmbH_&;_Co._KG

zu der „Wohlthat“ gehört, kämpft um die Vorherrschaft auf dem Buchdiscounter-Markt und das wird - wie immer - auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen.

So wurden im Sommer 2009fast ein Viertel des festangestellten Personalbestandes entlassen. Eingestellte Pauschalkräfte sollen sie – allerdings nur teilweise – ersetzen. Seitdem ist dort noch härtere Schufterei angesagt, als sie schon vorher – mit mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – gefordert war.

Im Dezember des vergangenen Jahres sah die Belegschaft von „Wohlthat“ keine andere Möglichkeit, als mit mehreren Streiks um eine Erhöhung ihrer Arbeitslöhne, die sich seit neun Jahren nicht verändert haben, und auch um eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

Denn im Gegensatz zu „Weltbild“, wo es keine gewerkschaftliche Vertretung gibt, existiert wenigstens diese Möglichkeit, sich mit entsprechenden Mitteln zu wehren.

Die Geschäftsleitung ging darauf nicht ein, sie hat – im Gegenteil – die Tarifverhandlungen am 2. Februar von sich aus aufgekündigt und eine absolut indiskutable Lohnerhöhung von 2 Prozent angeboten.

Dieses Angebot ist – angesichts der ohnehin untertariflich gezahlten Löhne der Mitarbeiter – nichts als ein Schlag ins Gesicht, ein glatter Hohn. Der Kampf der Mitarbeiter wird von der Geschäftsleitung als ver.di-Agitation verunglimpft.

Darum haben die Beschäftigten der Wohlthat'schen Buchhandlung Berlin-Brandenburg einen Brief/Flugblatt verfasst, das – per Mail oder per Blog – wie ich es hier für „der Freitag“ tue, bekannt werden soll.

Die Arbeitsbedingungen werden wie folgt beschrieben:

„Seit langem hat die Geschäftsleitung ständige Mehrarbeit und höchste Einsatzbereitschaft als Selbstverständlichkeit angesehen und nicht einmal verbal honoriert. Ihre Entscheidung zur Entlassung langjähriger routinierter Fachkräfte führte zu Warenchaos und Umsatzeinbußen. Jetzt müssen wir stundenlang allein im Laden stehen und zentnerweise Ware verräumen, viele Pausen sind organisatorische Wagnisse, jeder Krankheitsfall kann nur durch andere Filialen aufgefangen werden. Offiziell wird das als Konzept neuer Selbstbedienung gepriesen, das bei chronischer Unterbesetzung wohl eher in Inventurdifferenzen als in Umsatzzahlen Erfolge feiern wird.“

Und abschließend heißt es:

Wir fordern Respekt! Wir fordern Geld! Wir fordern

Absicherung! Wir streiken weiter und verlangen Verhandlungen

mit unserer Tarifkommission!“

Hier der Link zum offenen Brief: handel.bb.verdi.de/einzelhandel/betriebe_unternehmen/wohlthat/data/Download-des-offenen-Briefes.pdf

Es ist wichtig, dass öffentlich wird, wie ausbeuterisch und menschenverachtend die Personalpolitik in diesem Unternehmen – und nicht nur dort – ist.


Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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