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Das hätte ich nicht gedacht. Kürzlich traf ich eine ehemalige Kollegin – mein Alter – also schon etwas gesetzter. Die saß da am frühen Vormittag in der Straßenbahn, leicht angeschickert, ein wenig nach Restalkohol riechend, was mir auffiel, weil sie nachhaltig gähnte. Wie es so geht: „Ja, sie käme gerade von ihrem Lover, sei jetzt hundemüde, wolle nur noch ins Bett. Leider sei der Typ ein bisschen promisk, aber sehr nett. Einer aus ihrer Theatergruppe. Räkelte sich ein bisschen wie eine satte Katze. Na, sag mal...

Ganz schön Betrieb noch in der Altersklasse. Vor allem bei den Singles.

Aber nicht nur bei den Singles: Mir fiel bei der Gelegenheit ein Gespräch ein, dass ich vor Jahren mit meinen auch schon Mitte der fünfzig angesiedelten Kolleginnen führte. Die hübsche Christa erklärte, seit sie älter seien – ihr Mann und sie – hätten sie zwar nicht mehr so oft Sex, aber doch viel gebefreudiger und sie fühle sich irgendwie aufgetaner.

Dann erzählte sie noch von den Schwierigkeiten die ihre beiden Töchter gerade in der Ehe hätten und wir kamen gemeinsam zu dem Schluss: „Es sieht sie aus, als seiest Du die einzige in der Familie mit einem regelmäßigen Sexualleben“. Dann gabs erst mal Gelächter.

Nicht jede Gratwanderung

muss man mitmachen

Erotik im Alter – ist „in“ – voriges Jahr hat der Film „Wolke 9“ Preise abgeräumt und wurde international gewürdigt. Zwei alte Menschen beim wilden Sex. Aber meine Freundin und ich waren nicht so begeistert davon. Mein Mann schwieg sich aus. Nicht aus Prüderie, sondern weil so was immer eine Gratwanderung ist und der Grat ist in einem selbst drin und nicht in der künstlerischen Umsetzung. Ist einfach so.

Aber davon mal abgesehen. Es gibt sowieso eine Erotik, bei der nicht andauender dringender Handlungsbedarf besteht, die nicht wie ein unausweichliches Naturereignis daherkommt. Sie ist mehr aufs Ganze gerichtet, geht aber nicht oder nicht mehr aufs Ganze. Die ist dann auch etwas „unfallfreier“, was die umliegenden Partner und Freunde betrifft. Aber es geht manchmal auch ganz schön los. Mehr erotisch als sexbetont, weil einen die Hormone nicht mehr so drängen. Man kann auch den Verzicht ins Erotische wenden. Und oftmals „sahnt“ der eigene Partner ab, was sich so aufgebaut hat.

Vor einigen Jahren waren wir mit Freunden in Österreich zu Gast bei einem ganz außerordentlich lieben Ehepaar. Er war einer, der ohnehin mit den Frauen konnte, vielleicht zu viel, seine Frau machte eine kleine Anspielung in die Richtung. Beide – hocherfreut und sehr gastfreundlich - fuhren uns begeistert durch Wien.

Sweet surrender

Wir kamen uns durch gemeinsame gesellige Abende näher. Ich besonders mit dem Hausherrn. Aber es blieb ein Gefühl, ein sehr spannendes, nicht mehr. Und außerdem mochte ich seine Ehefrau so gern. Einmal: Wir fuhren in die Berge und er musste auf dem Parkplatz ein bisschen rangieren und blickte dabei nach hinten. Im Autoradio lief Rod Stewart „Sweet surrender“ und er drehte sich zufällig gerade um , um in die Parklücke zu kommen. Da trafen sich unsere Augen und rummms. Beinahe hätte es das Auto auch erwischt...aber nur beinahe.

Das blieb so die ganze Zeit, aber es blieb auch beinahe. Wir tanzten mal zusammen, er nahm mal meine Hand. Er hat mir – weil ich beiläufig darum bat - die Kassette kopiert, auf der außer „Sweet surrender“ noch andere gute Titel waren.

Meine Kollegin stieg aus der Bahn und winkte noch einmal etwas verträumt in meine Richtung und ich dachte an Wien, nach langer Zeit mal wieder. Und warf zu Hause die Kassette ein.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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