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Vor ein paar Jahren sagte mir der Pflegedirektor eines großen Krankenhauses als um Umstrukturierungen ging: "Wissen Sie, das wird eine Gesundheitsfabrik." Er war allerdings der Meinung, man solle das lieber nicht "nach Außen" kommunizieren; verständlich.

Medizin und Pflege werden oder sind bereits Dienstleistungen. Als solche stehen sie unter dem Zwang keine Verluste zu machen, wenn sie in öffentlicher Hand sind oder Profit abzuwerfen, wenn sie in privater Hand sind. In diesem Zusammenhang hört man dann gerne, Medizin (incl. Pflege) seien Dienstleistungen wie jede andere auch, deshalb müsse man mit ihnen Profit machen dürfen. Letztlich bringe das auch den Patienten, welche bald zu Kunden werden Vorteile. Diese Vorteile bleiben meist diffus. Von Investitionen wird gerne gesprochen, in moderne Ausstattung.

- War schon mal jemand krank zu Hause und hat sich von der neuen Espressomaschine gesund pflegen lassen? -

Da ja heute niemand mehr etwas begründen muss, sage ich hiermit: Medizin ist keine Dienstleistung, Gesundheit keine Ware und ein Patient kein Kunde. Das zu begründen überlasse ich gerne anderen Leuten, richtig ist es allemal.

In Krankenhäusern hat das ökonomische Denken mittlerweile jeden Bereich durchdrungen. Auch Personal mit den besten Absichten, ist sich dem Preis der eigenen Arbeit bewusst (nicht unbedingt dem Wert). Alles muss schnell gehen, denn der nächste Kunde wartet schon. Diese Kunden spüren das natürlich, auch wenn niemand etwas sagt, doch Kommunikation findet nicht nur über Worte statt. Das führt dann schonmal dazu, das schwer kranke Kunden, bei Untersuchungen vor Antstrengung zitternd und völlig außer Atem auf der Liege liegen. Sie haben versucht sich zu beeilen, um den Computertomographen für den nächsten Kunden frei zu machen. Der Kunde steht nicht mehr im Mittelpunkt, sondern ob man es schafft ihn kosteneffizient zu behandeln.

Hier verwischt dann auch der Unterschied zwischen Privat- und Kassenkunden. Das Personal hat bei allen denselben Druck.

Wieder zeigt sich also, das man den Zustand unserer Gesellschaft daran erkennt, wie sie ihre Schwächsten behandelt. Ob unsere Gesellschaft sich bereit erklärt die Verantwortung zu übernehmen, diesen Menschen solange unter die Arme zu greifen, bis sie wieder selber gehen können. Oder ob wir diese Menschen einem unnötigen Wettbewerb aussetzen, der einige reich macht und vielen das Leben und die Würde kostet.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

merdeister

Ein guter Charakter erzieht sich selbst. - Indigokind - Blogtherapeut

merdeister

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