Nur ein Dollar

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Der Jan dachte an seine Jugend.

Als er jung gewesen war hatte er sich einen Dollar gekauft. Der Dollar war aus Gold gewesen,

Der Jan hatte ein Symbol für sein Leben gewollt.

Erfolg und Geld. Dafür sollte sein Dollar stehen. Sein Dollar war nur ganz klein gewesen und in ihm waren 1,5 Gramm Feingold enthalten.

Sein Dollar hatte einen noch erherblich kleineren Durchmesser als ein deutscher Pfennig der Bundesrepublik oder als der dem Pfennig nachfolgende Eurocent.

1852 war sein Dollar geschaffen worden. Bei Münzen heisst das eigentlich geprägt geworden.

Auf der Wertseite seines Dollar stand eine klitzekleine Eins. Die war von einem Loorbeerkranz umkränzt. Darüber inb einem halbrundenkreis die Inschrift: United Stes of America

Die Eins auf dem Golddollar sollte das Symbol seines Erfolges werden.

Erster hatte er immer werden wollen und doch war er mit dem Beginn seines Studiums auf dem zweiten Bildungsweg eher immer der Letzte gewesen.

Der Lorbeerkranz um die Eins sollte ihn feiern und ehren.

So einen kleinen Hang zur Selbstbeweihräucherung hatte er in seiner Jugend gehabt.

Er war der Besitzer des Dollars. So wie der Lorbeerkranz im 19ten Jahrhundert den Fleiß (oder die Gerissenheit) des Besitzers des Dollars ehren sollte, wollte der Jan sich damals selber ehren.

Gejoggt hatt er damals auf Volksläufen, 10 km und mehr und mit den Urkunden mit seinen Laufzeiten hatt er sein Zimmer tapiziert.

Dabei war er nicht gerade der Schnellste gewesen, aber einen Volkslauf hatte er nie gewonnen.

Ausdauer hatte er aber heute noch, auch wenn er nun viel dicker als damals ist.

Der Dollar sollte so wie bei Dagobert Duck sein erster Taler der Grundstock seines Vermögens werden, hatt der Jan damls geträumt.

Es hatte ja nicht ein ganzer Geldspeicher für den Jan werden sollen, aber von einem Haus -vielleicht- und einem Auto -vielleicht- hatt er damals schon geträumt.

In dem Haus hätten seine Frau und seine Kinder wohnen sollen.

So frei hatte er mit Hilfe des von ihm noch zu erarbeitenden Geldes schon werden wollen.

Irgendwie kam alles ganz anders.

So schnell ging das Studium dann doch noch nicht und selbst wenn er es noch in einer für ihn angemessenen Zeit hatte abschließen können, so waren doch schon wahrscheinlich die meisten Chancen zur Realisierung seiner Träume mit dem Ende des Studiums erledigt gewesen.

Er biß sich durch Praktika wie Millionen Andere seiner Generation es auch tun mussten.

Den Dollar hatte er immer noch, aber seine Mißerfolge hatten an dem Jan genagt.

Von Anfang an hatte er mit der Jahreszahl 1852 auf seinem Dollar Probleme gehabt.

1852 gab es in Amerika noch die Sklaverei.

Sklaverei mochte der Jan nicht.

Er lehnte sie ab, aber in allen anderen Belangen erfüllte sein Dollar ihm die geheimsten Sehnsüchte, weiter zu träumen.

Sein Dollar gänzte so schön. Und die Liberty auf der Rückseite des Dollars war doch so eine schöne Frau.

Eine Andere hatte der Jan kaum zu Gesicht bekommen.

Eine hatte er mal wirklich geliebt, aber das hatte nicht lange gehalten.

Die Liberty auf der Dollar war ihm aber geblieben.

Doch irgendwann hatt er es nicht mehr ausgehalten. Die Gedanken an die Sklaverei in den USA liessen ihn nicht mehr los.

Sein Dollar war ein Teil dieses Systems gewesen, in dem man Menschen kaufen konnte.

Der Jan hatte auch versucht sich in seinem System- in dem es gottseidank keine Sklaverei gab- zu verkaufen.

Doch das hatte nicht so gut geklappt , wie der Jan es sich vorgestellt hatte.

Irgendwie war der Jan auch ein Sklave seiner Träume gewesen.

Mit seinem kleinen Stückchen Metall war er symbiotisch zusammen gewachsen.

Das tat immer mehr und mehr weh.

Diese Symbiose musste beendet werden, fand der Jan, der an nichts Anderes mehr denken konnte.

Eines Tages als der Jan nicht mehr konnte, tauschte er seinen Golddollar bei einen Händler unter Zuzahlung von zeihundert Mark gegen den sechszehnten Teil eines deutschen Dukaten eines Fürstentums aus dem Harz ein.

Der sechszehntel Dukat war in 18ten Jahrhundert geprägt worden.

Das Teilstück des Dukaten war noch fünfmal kleiner als der ohnehin schon kleine Dollar.

Au dem Teilstück des Dukaten war ein Hirsch, der vor einer Säule stand, abgebildet.

Der deutsche Teildukat aus Gold konnte in seiner Entstehungszeit immer noch die Zugehörigkeit zu einem System mit Leibeigenschaft bedeuten.

Leibeigenschaft fand der Jan auch nicht gut.

Trotzdem machte sich der Jan aber keine Gedanken über den Teildukaten mehr und er recherchierte nicht weiter nach.

Ein Hirsch passt doch irgendwie besser zu mir , dachte der Jan, der sich von diesem kleinen Goldsplitter nie mehr trennte, auch wenn er ih nie mehr so ins Herz schließen konnte, wie er es einst mit seinem Golddollar getan hatte.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

poor on ruhr

Vielseitiger interessierter Arbeiter und ziemlich stark in die in die in aller Welt bekannten Pandabären vernarrt. 🐼

poor on ruhr

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